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Ai Weiwei hängt Schlauchboote an Renaissance-Palast

23. September 2016

Der chinesische Dissident und Künstler sorgt in Florenz für Empörung: Ai Weiwei installiert Schlauchboote am altehrwürdigen Palazzo Strozzi. Seine provokante Kritik an der Flüchtlingspolitik gefällt nicht jedem.

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Schlauchboote als Fenster, Foto: picture-alliance/dpa/M. degli Innocenti
Bild: picture-alliance/dpa/M. degli Innocenti

Aufregung um Ai Weiwei in Florenz: Im Palazzo Strozzi, einem altehrwürdigen Renaissance-Palast mitten im Zentrum von Florenz, präsentiert der chinesische Dissident und Künstler seine bislang größte Einzelausstellung. In den kommenden vier Monaten unterbreitet er den Florentinern und Touristen seine Sicht auf Einwanderung, Gewalt und Unterdrückung. Thema ist auch die Flüchtlingskrise. 22 orangefarbene Schlauchboote hat er an die Fassade des Palastes montiert. "Reframe" hat Ai Weiwei sein Werk genannt, denn die Gummiboote bilden Rahmen um die Fenster und erinnern an die Flüchtlingskatastrophe auf dem Mittelmeer.

Ai Weiwei posiert vor dem Ausstellungsplakat, Foto: picture-alliance/dpa/M. degli Innocenti
"Libero" (dt. Frei) heißt die Ausstellung von Ai Weiwei, die bis zum 22. Januar zu sehen istBild: picture-alliance/dpa/M. degli Innocenti

Doch die Begegnung zwischen Florenz und dem chinesischen Ikonoklasten verläuft nicht reibungslos. Der Stil des 59-Jährigen erregt die Gemüter der Florentiner und entfacht die seit Jahrhunderten immer wieder geführte Debatte über die Grenzen von gutem Geschmack und künstlerischem Ausdruck neu.

Protest gegen Ai Weiwei in Florenz

"Einfach widerlich", schrieb etwa der Florentiner Roberto Batistoni auf der Facebook-Seite von Bürgermeister Dario Nardella. "Die Fassade eines der schönsten Paläste der Welt mit Druck zu verunstalten und sogar Steuergelder zu verschwenden, ist eine Schande." Die Chef-Denkmalschützerin der Stadt, Cristina Acidini, sagte: "Ich weiß nicht, ob das Kunst ist." Aber die Werke seien emotional, voller Gedanken und dem Wunsch, Erlebtes auszudrücken.

Ai Weiwei zeigt sich von den Reaktionen überrascht, nannte die Flüchtlinge aber die "Helden unserer Zeit". Kritik sei in Ordnung: "Denn in der Kunst, vor allem der zeitgenössischen Kunst, geht es darum, das Bewusstsein zu schärfen und intellektuelle Debatten zu stimulieren."

Die Installation ähnelt dem Projekt des Künstlers am Berliner Konzerthaus Anfang des Jahres 2016. Auch in zahlreichen anderen Installationen und Werken nimmt er auf die Flüchtlingskrise Bezug.

Installation aus Fahrrädern von Ai Weiwei, Courtesy of the artist and Galleria Continua, San Gimignano/Beijing/Les Moulins/Habana
Installation aus Fahrrädern von Ai Weiwei im Palazzo StrozziBild: Courtesy of the artist and Galleria Continua, San Gimignano/Beijing/Les Moulins/Habana

Lego-Porträt von Ai Weiwei

Die Ausstellung in Florenz umspannt seine gesamte Karriere, von den Anfängen in New York in den 1980ern, der Rückkehr nach China, seinem politischen Aktivismus und der Festnahme 2011 bis zur Ausreise nach Deutschland. Zu sehen ist in Florenz auch eine Installation aus Rucksäcken, die an mehr als 5000 Schüler erinnern, die bei einem Erdbeben 2008 in Sichuan gestorben sind. Aber auch Porträts aus Legosteinen von Dante und Galileo Galilei sowie ein Lego-Selbstporträt sind vertreten.

so/rey (Palazzo Strozzi/dpa)