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Fleischindustrie fürchtet Einbruch des Exportgeschäfts

Henrik Böhme mit Agenturen
13. September 2020

Obwohl erst ein einziges Wildschwein vom Ausbruch der Schweinepest in Deutschland betroffen ist, verhängt nach Südkorea auch China einen Importstopp. Jetzt bangen die Schweinehalter um das wichtige Exportgeschäft.

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Deustchland Arbeit im Schlachthof
Bild: Imago Images/Westend61

Als am vergangenen Donnerstag (10.9.) Südkorea einen Einfuhrstopp für deutschen Schweinfleisch verhängte, schwante den Schweinezüchtern und Händlern in Deutschland nichts Gutes. Denn damit war klar, dass wohl auch China zu dieser Maßnahme greifen dürfte. Obwohl das Bundeslandwirtschaftsministerium offenbar noch versuchte, die Chinesen von dieser Maßnahme abzuhalten, versehen mit dem Hinweis, es würde sich ja erst um ein einziges totes Wildschwein handeln, dass der Afrikanischen Schweinpest zum Opfer gefallen sei, machte China ernst: Seit Samstag gilt laut chinesischer Zollverwaltung ein Einfuhrverbot für deutsches Schweinefleisch.

Alle Lieferungen von Fleisch und Produkten von Schweinen oder Wildschweinen, die nun noch verschifft werden, sollen zerstört oder zurückgeschickt werden. Alle vorher abgesandten Lieferungen sollen verschärft untersucht werden, bevor sie freigegeben werden, heißt es in der Mitteilung. Viele Lieferungen dürften das nicht mehr sein, da auf Grund bestehender Vorschriften hierzulande sofort nach dem Auftreten des ersten Falls von Schweinepest keine Veterinärzertifikate für Schweinefleisch mehr ausgestellt werden dürfen. Ohne diese Dokumente darf das Fleisch nicht exportiert werden.

Neben Südkorea und China haben mittlerweile auch Japan, Singapur, Argentinien und Brasilien die Einfuhr von Schweinefleisch aus Deutschland verboten.  

Gut 70 Prozent der deutschen Schweinefleischexporte gehen nach Angaben der deutschen Ernährungsbranche in den Europäischen Binnenmarkt, 17 Prozent nach China, vier Prozent nach Südkorea. Daher sei der Importstopp der Chinesen "ein schwerer Schlag ins Kontor", sagte Torsten Staak, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) gegenüber der FAZ. Allein im ersten Halbjahr 2020 hätten die Lieferungen dorthin um 57 Prozent zugelegt auf 380.000 Tonnen Schweinefleisch. Das hätte auch den Preis nach oben getrieben, der nun, nach den verhängten Einfuhrverboten drastisch abgesackt sei.   

In EU-Länder sind die Ausfuhren weiterhin möglich. Hier gelten regional begrenzte Einschränkungen: Sprich, Fleisch aus anderen, nicht betroffenen Regionen darf weiter exportiert werden. Solche speziellen Abkommen werden mit asiatischen Ländern angestrebt, sind aber noch nicht abgeschlossen.

Infografik Export von deutschem Schweinefleisch

Abkommen mit China angemahnt

Hier drängt nun die ISN zur Eile, um solche Abkommen zu erreichen. Da die Afrikanische Schweinepest in China schon länger grassiert und über 100 Millionen Tiere starben oder notgeschlachtet werden mussten, sei der Exportbedarf stark gestiegen. Dadurch könnten solche flexiblen Regelungen mit Chinesen "vielleicht doch möglich sein", so Torsten Staak gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Auch der Verband der Fleischwirtschaft mahnte Dringlichkeit an. Neben der akuten Seuchenbekämpfung sollten "schnellstmöglich Vereinbarungen mit Drittländern zur Wiederaufnahme des Handels mit Schweinefleisch" getroffen werden.  

Infografik Fleischerzeuger Marktanteil

Im Jahr 2019 wurden in Deutschland knapp 60 Millionen Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde geschlachtet. Rechnet man Geflügel dazu, produzierten die Unternehmen hierzulande knapp acht Millionen Tonnen Fleisch. Besonders Schweinefleisch aus Deutschland ist im Ausland begehrt, die Bundesrepublik ist nach Spanien und den USA drittgrößter Exporteur.

Wichtigster Abnehmer ist derzeit China - der größte Konsument von Schweinefleisch weltweit - zuvor war es Italien. Der größte deutsche Schlachtbetrieb ist das Unternehmen Tönnies mit einem Marktanteil von über 30 Prozent. Das Unternehmen war im Sommer nach einem massiven Corona-Ausbruch in die Schlagzeilen geraten - auch wegen der schlechten Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Am Stammsitz des Unternehmens in Rheda-Wiedenbrück werden pro Tag etwa 20.000 Schweine geschlachtet und zerlegt.  

Der Artikel wurde aktualisiert.    

Boehme Henrik Kommentarbild App
Henrik Böhme Wirtschaftsredakteur mit Blick auf Welthandel, Auto- und Finanzbranche@Henrik58