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Flüchtlinge wollen in Israel bleiben

Kate Shuttleworth/ HF8. Januar 2014

Erneut haben 10.000 Flüchtlinge aus Eritrea und dem Sudan in Israel für mehr Rechte demonstriert. Sie kämpfen um die Anerkennung als Asylsuchende - und für die Anerkennung ihrer Kinder.

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Afrikanische Flüchtlinge demonstrieren in Israel (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Bet El wird in diesem Sommer zwei Jahre alt. Sie ahnt noch nichts, von den Problemen mit ihrem Status in Israel. Als sie dort geboren wurde, weigerten sich die Behörden, den Namen ihres Vaters in die Geburtsurkunde aufzunehmen. Genau wie ihre Mutter stammt ihr Vater, Garber Gabramora, aus Erirtrea. Dort heirateten die Eltern, bekamen die beiden Söhne Milkas und Yad El. Doch die Familie wurde auseinander gerissen - so dass Garber Gabramora seinen zweiten Sohn nie gesehen hat. Doch im Gegensatz zu anderen Flüchtlingen ging Gabramora nicht freiwillig nach Israel: Er wurde entführt.

Garber Gabramora arbeitete zehn Jahre für das Militär in Eritrea: Als Fahrer und als Schweißer. Als es während der zweiten Schwangerschaft seiner Frau zu Komplikationen kam, versuchte sie, ihn zu benachrichtigen. Doch das Militär übermittelte die Nachricht nicht, Gabramora erfuhr nur per Zufall davon, wollte daraufhin nur noch weg und rannte davon.

Nach Israel entführt

Drei Wochen später fand ihn das Militär und verhaftete ihn wegen Fahnenflucht. Er kam in ein Gefängnis in der Hafenstadt Assab. Doch Gabramora glückte die Flucht - zunächst nach Äthiopien, dann weiter in den Sudan. Dort gelang es ihm, Kontakt mit seiner Familie aufzunehmen.

Dann begann ein neuer Alptraum. "Ich arbeitete als Schweißer im Sudan und bekam das Angebot, woanders zu arbeiten. Sie brachten mich nach Ägypten auf den Sinai - ohne meine Einwilligung. Ich wurde entführt." 2500 Euro sollte er für seine Freilassung zahlen. Das Geld kratzte er sich von Freunden der Familie zusammen. Seine Entführer wollten ihn nach Israel bringen.

Zaun an einem israelischen Flüchtlingslager in der Negev-Wüste (Foto: DW/K. Shuttleworth)
Flüchtlingsunterkunft oder Gefängnis? - Lager in der Negev-Wüste im Süden IsraelsBild: DW/K. Shuttleworth

In Israel im Lager

Nach seiner Ankunft in Israel kam Gabramora für sechs Monate ins sogenannte "Saharonim Prison", ein Lager für afrikanische Asylsuchende in der Wüste Negev. Kürzlich hat das israelische Parlament ein neues Gesetz verabschiedet, das die Lagerhaft von illegalen Einwanderern bis zu einem Jahr ohne Gerichtsverfahren erlaubt. Dazu wurde in der Negev-Wüste das neue Lager Cholot eingerichtet. Es soll ein "offenes Lager" sein, in dem sich die Flüchtlinge dreimal täglich zu einem Zählappell melden müssen.

Nach seiner Entlassung bekam Gabramora ein Busticket nach Tel Aviv. "Als ich nach Tel Aviv kam, dachte ich, sie würden mich irgendwo hin schicken, wo ich am Bus in Empfang genommen werde. Dass ich einen Platz zum Schlafen und etwas zu essen bekommen würde." Doch dem war nicht so.

Schließlich fand er Arbeit in Netanya, zog später in die Kleinstadt Yavne, etwa 30 Kilometer südlich von Tel Aviv. Er fing an sich darum zu kümmern, seine Frau nach Israel zu holen. Die war daheim in Eritrea verhaftet worden, nachdem das Militär von der Flucht ihres Mannes erfahren hatte. Man gab ihr drei Monate Zeit, eine Strafe von 3500 Euro zu bezahlen.

Nach ihrer Entlassung flüchtete Garber Gabramoras Frau zunächst nach Äthiopien und schlug sich schließlich auch nach Israel durch. Die Kinder blieben bei der Oma, Garber und seine Frau leben mittlerweile zusammen in Yavne. Gabramora arbeitet als Schweißer. Doch da sein Visum abgelaufen ist, wird wohl auch sein Arbeitsvertrag nicht verlängert.

Restriktive Rechte

Ein weiteres Problem: In der Geburtsurkunde ihrer Tochter Bet El, die 2012 in Israel geboren wurde, ist Garber Gabramora nicht als Vater ausgewiesen worden. Bisher hat Israel bei Ausländern nur den Namen der Mutter in die Geburtsurkunde aufgenommen. Gabramora bat beim Innenministerium, eine vollständige Geburtsurkunde mit den Namen von Mutter und Vater auszustellen. "Sie sagten mir, dass so das Gesetz sei. Ich habe den Mann am Schalter gefragt, ob auf den Geburtsurkunden seiner Kinder nur sein Name stehen würde. Er sagte: 'Nein'. Ich fragte ihn, warum das bei meinen Kindern so sein sollte."

In drei Monaten erwarten Gabramora und seine Frau ein weiteres Baby. Sollten die Pläne, die derzeit in Israel diskutiert werden, umgesetzt werden, erhält dieses Kind vielleicht gar keine Geburtsurkunde.

Afrikanische Flüchtlinge in Israel (Foto: DW/K. Shuttleworth)
Kämpfen für ihr Recht - Garber Gabramora und Ruth Welideslage mit Tochter Bet ElBild: DW/K. Shuttleworth

Der Staat greift hart durch

Denn Israel plant, Kindern von Ausländern, die in Israel geboren werden, keine Geburtsurkunden mehr auszustellen. Die Kinder würden somit ohne ein offizielles Dokument da stehen, das ihre Geburt bezeugt - ein Verstoß gegen die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen.

Keine Geburtsurkunde zu besitzen, kann zu vielen Problemen führen, so die "Association of Civil Rights in Israel" (ACRI): bei der Beantragung eine Reisepasses, beim Umzug in ein anderes Land, bei der Hochzeit oder bei der Bewerbung um einen Studienplatz.

Die israelische Regierung sagt, dass das Land nicht verpflichtet sei, offizielle Dokumente auszuhändigen. Sie will Ausländer davon abhalten, Geburtsurkunden zu nutzen, um im Land zu bleiben. Unterlagen, die Ende 2013 beim Obersten Gericht eingingen, zeigen, dass die Regierung plant, nur noch handschriftliche Geburtszertifikate auszuhändigen, wenn das Kind in einem Krankenhaus zur Welt kommt - diese Zertifikate sollen aber keinen offiziellen Charakter haben.

ACRI hat nun im Namen einer Familie aus dem Kongo rechtliche Schritte gegen die Pläne eingeleitet. Ihr Kind wurde in Israel geboren, aber der Name des Vaters stand nicht in der Geburtsurkunde. Beide Elternteile hatten eine Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung in Israel.