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Über die "grüne Grenze" nach Bayern

16. September 2015

Angesichts der Kontrollen an der deutsch-österreichischen Grenze weichen Flüchtlinge zunehmend auf abgelegene Feld- und Waldwege aus. Länder und Kommunen sollen mehr Unterstützung vom Bund erhalten.

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Flüchtlinge überqueren die deutsche Grenze bei Freilassing (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/A. Weigel

"Die grüne Grenze wird verstärkt genutzt", teilte ein Sprecher der Bundespolizei mit. So hätten Beamte nahe der bayerischen Kleinstadt Simbach am Inn mehrere hundert Flüchtlinge in der freien Landschaft aufgegriffen.

Fußmarsch nach Bayern

Nachdem der Zugverkehr von Salzburg in Richtung Deutschland am Mittwoch auf deutschen Wunsch erneut bis auf weiteres unterbrochen wurde, ist die Lage auf dem Hauptbahnhof der österreichischen Stadt angespannt. Zeitweise hielten sich dort rund 2000 Flüchtlinge auf. Hunderte von ihnen seien zu Fuß Richtung Bayern aufgebrochen, sagte der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer.

Auf einer Brücke über den Fluss Saalach spitzte sich die Situation zu. Nur wenige Meter vor dem Grenzschild auf der deutschen Seite in Freilassing stoppten etwa 15 Beamte der Bundespolizei mehr als 100 Flüchtlinge. Als Sperre bilden sie eine Menschenkette, wie Korrespondenten der Deutschen Presseagentur berichteten. Als aber immer mehr Flüchtlinge nachdrängten, hätten die Polizisten schließlich den Weg freigegeben (Artikelbild).

Flüchtlinge auf dem Bahnhof in Salzburg (Foto: dpa)
Flüchtlinge auf dem Bahnhof in SalzburgBild: picture-alliance/dpa/B. Gindl

Die Zahl der neu ankommenden Flüchtlinge an der Grenze zu Österreich nimmt inzwischen wieder zu. Am Mittwoch stoppte die Bundespolizei rund 4600 Asylsuchende beim Grenzübertritt, wie ein Sprecher in der Nacht mitteilte. Am Dienstag hatte die Polizei rudn 3500 Ankömmlinge gezählt. Am Mittwoch wurden zudem 18 Schlepper gefasst.

Mehr Asylsuchende, weniger Schlepper

Während überall an der Grenze zwischen Österreich und Deutschland die Zahl der aufgegriffenen Flüchtlinge wieder zulegte, nahm die der festgenommenen Schlepper ab. "Das könnte auch daran liegen, dass viele Schleuser aus Furcht vor Entdeckung und Festnahme die Menschen an den kleineren Grenzübergängen auf der österreichischen Seite raus lassen", sagte Thomas Schweikl von der Bundespolizeiinspektion Freyung.

Auch in der österreichischen Hauptstadt Wien verlassen laut Polizei viele Flüchtlinge eigenmächtig ihre Notunterkünfte und machen sich zu Fuß oder mit Taxis auf den Weg Richtung Deutschland. "Ich kann keine exakten Zahlen nennen, aber ich würde schon von Tausenden sprechen", sagte ein Polizeisprecher.

Weitere Hilfen vom Bund

Bei einem Sondertreffen zur Flüchtlingskrise am Dienstagabend in Berlin hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel den Ländern und Kommunen am Dienstagabend erneut mehr Unterstützung in der Flüchtlingskrise zugesichert. Unter anderem sollen Verteilzentren für Asylsuchende geschaffen werden, die Bund und Länder gemeinsam managen sollen, wie Merkel mitteilte. Zudem werde der Bund bis zu 40.000 Erstaufnahmeplätze zur Verfügung stellen.

"Es geht jetzt darum, wieder einen geordneten und nachverfolgbaren Umgang mit der großen Zahl von Flüchtlingen zu schaffen", sagte die Kanzlerin. Es gehe auch um schnellere Asylverfahren. Diejenigen, die keine Bleibeperspektive hätten, müssten Deutschland verlassen.

Dem Vernehmen nach kritisierten die Länder die schleppende Personalaufstockung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Über Finanzierung und Aufteilung der Flüchtlingskosten sowie neue Gesetze wollen Bund und Länder bei ihrem Gipfel am Donnerstag nächster Woche weiter beraten. Länder und Kommunen pochen auf eine Verdoppelung der bisher vom Bund zugesagten Milliardenhilfen.

wl/ago (dpa, rtr, epd)