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Italien kontrolliert an der Brenner-Grenze

2. September 2015

In zunehmend schärferen Tönen werfen deutsche Politiker den EU-Partnern fehlende Solidarität in der Flüchtlingskrise vor. Jetzt bietet Italien Hilfe an. In Budapest harren weiter tausende Flüchtlinge vor dem Bahnhof aus.

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Flüchtlinge am Brennerpass (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/J. Groder

Italien hat sich auf Bitten Deutschlands bereit erklärt, vorübergehend die Kontrollen am Brenner an der Grenze zu Österreich wieder einzuführen. Die Behörden der Grenzprovinz Bozen erklärten, die italienische Regierung habe umgehend auf eine entsprechende Anfrage aus Deutschland reagiert.

Die Kontrollen am Brennerpass könnten genau wie beim G7-Gipfel Anfang Juni in Bayern als "vorübergehende Maßnahme" und in Übereinstimmung mit dem Schengen-Abkommen eingeführt werden, um Bayern bei der Bewältigung der aktuellen Flüchtlingssituation zu unterstützen.

Südtirol beherbergt Flüchtlinge

Die bayerische Staatsregierung habe angesichts der Rekordzahl an Flüchtlingen seit Wochenbeginn um logistische Hilfe gebeten, erklärten die Behörden der Provinz Bozen. Die Provinz werde mit Zustimmung der italienischen Regierung für einige Tage 300 bis 400 Flüchtlinge aufnehmen, um Bayern zu ermöglichen, sich auf die Zuwanderung einzustellen. Die Asylsuchenden würden auf Turnhallen verteilt, wo bereits die nötigen Sanitäranlagen existierten, und vom Zivilschutz und Hilfsorganisationen betreut.

In Bayern sind seit Montag Tausende Flüchtlinge angekommen, vor allem aus Ungarn, allein am Dienstag waren es etwa 2500 Menschen. Auch über den Brenner versuchen täglich zahlreiche Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Italien gekommen sind, Deutschland zu erreichen.

Ein Sprecher der bayerischen Sozialministerin Emilia Müller sagte der Nachrichtenagentur Reuters, im August seien erstmals in einem Monat mehr als 100.000 Flüchtlinge und Asylbewerber nach Deutschland gekommen.

Budapest plant Zeltlager

Unterdessen wird die Lage der 2000 bis 3000 Flüchtlinge, die in der ungarischen Hauptstadt Budapest an der Weiterreise nach Deutschland gehindert werden, nach Korrespondentenberichten zunehmend prekärer. Nachdem die Polizei das Gebäude des Ostbahnhofs für Flüchtlinge abgeriegelt hatte, mussten sie die Nacht auf dem Vorplatz oder in einem angrenzenden U-Bahn-Untergeschoss verbringen.

Polizei und Flüchtlinge am Ostbahnhof in Budapest (Foto. Getty Images)
Polizei und Flüchtlinge am Ostbahnhof in BudapestBild: Getty Images/M. Cardy

Beobachter berichteten von äußerst kritischen hygienischen Zuständen: Für die vielen Menschen gebe es nur vier mobile Toiletten. Nur wenige Freiwillige halfen mit Essen und Kleidern und kümmerten sich um eine notdürftige medizinische Versorgung. Nach einem Beschluss des Budapester Stadtparlaments soll innerhalb von zwei Wochen ein Zeltlager errichtet werden, das vorübergehend 800 bis 1000 Flüchtlinge aufnehmen kann.

Aufgrund der erneut strikten Polizeikontrollen am Budapester Ostbahnhof kamen an diesem Mittwoch kaum noch Flüchtlinge aus Ungarn und Österreich in Bayern an. Die Bundespolizei am Münchner Hauptbahnhof sprach von lediglich 50 Flüchtlingen; in Rosenheim waren es am Vormittag 60 bis 70. Man rechne damit, dass es den ganzen Tag über ruhig bleibe, sagte ein Sprecher.

11 Tote in der Ägäis

Vor der türkischen Mittelmeerküste sind bei einer neuen Flüchtlingstragödie mindestens elf Menschen ertrunken. Unter den Toten seien drei Kinder, meldete die türkische Nachrichtenagentur DHA. Fünf der überwiegend aus Syrien stammenden Flüchtlinge würden noch vermisst. Ihre Boote seien vom westtürkischen Akyarlar aus gestartet und hätten die griechische Insel Kos als Ziel gehabt, hieß es weiter.

Die griechischen Inseln in der Ägäis erleben seit mehreren Wochen einen starken Anstieg der Flüchtlingszahlen. Die Behörden der Inseln sind völlig überfordert mit der Versorgung und Unterbringung der Menschen, die daher vielfach tagelang im Freien übernachten müssen. Mehr als 160.000 Flüchtlinge trafen dieses Jahr bereits in Griechenland ein, die meisten von ihnen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Der Großteil von ihnen versucht über die sogenannte Westbalkanroute weiter nach Mittel- und Nordeuropa zu gelangen.

wl/uh (dpa, afp, rtr)