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Charles Leclerc patzt beim Heimrennen in Imola

24. April 2022

Weltmeister Max Verstappen kontrolliert beim Großen Preis der Emilia-Romagna das Geschehen und verkürzt den Rückstand in der WM. Ferrari-Pilot Charles Leclerc leistet sich ausgerechnet beim Heimrennen schwere Fehler.

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Ferrari-Pilot Charles Leclerc nimmt nach dem Rennen in Imola enttäuscht den Helm ab
Am Ende reichlich frustriert: Für Charles Leclerc und Ferrari lief das Rennen in Imola nicht nach WunschBild: Luca Bruno/AP/picture alliance

Es hätte eine Party in Rot geben sollen, doch am Ende fiel beim beim Großen Preis der Emilia-Romagna in Imola die Ferrari-Feier aus. Charles Leclerc, der WM-Führende, riskierte beim Versuch wenigstens noch Rang zwei zu erkämpfen zu viel und drehte sich in der 54. von 63 Runden mit seinem Boliden in die Streckenbegrenzung. "Es gibt keine Entschuldigung, ich habe einen Fehler gemacht, den ich nicht hätte machen dürfen", sagte er nachdem er das Rennen nur als Sechster beendet hatte. "Als ich gesehen habe, dass ich nahe an Checko [Anm.d.Red.: Sergio Perez] dran bin, bin ich übers Ziel hinausgeschossen und habe den Preis dafür bezahlt." Statt ihm jubelte Titelverteidiger Max Verstappen, der vor seinem Red-Bull-Teamkollegen Sergio Perez und Lando Norris im McLaren einen ungefährdeten Sieg eingefahren hatte. "Das war ein wunderschöner Sonntag", freute sich Verstappen über Funk nach dem Passieren der schwarz-weiß karierten Flagge.

Formel 1 Imola | Red Bull Max Verstappen
Kann sich freuen: Sieger Max VerstappenBild: Jennifer Lorenzini/REUTERS

Sieg im Sprintrennen am Samstag, damit Pole Position am Sonntag, Rennsieg und schnellste Rennrunde - es war das perfekte Wochenende für den Niederländer. "Es ist immer super so etwas zu erreichen", freute sich Verstappen im Siegerinterview. "Heute wusste man nicht, wie es werden würde mit dem Wetter. Der Start war sehr wichtig und danach die Bedingungen richtig einzuschätzen, als wir auf die Slicks gewechselt haben. Vorne muss man immer die Pace vorgeben, das war alles sehr gut unsererseits." Der Titelverteidiger konnte durch seinen zweiten Saison-Erfolg nach dem Sieg in Saudi-Arabien den Rückstand in der WM-Gesamtwertung verkürzen: Leclerc führt nun mit 86 Punkten vor Verstappen (59), Perez (54) und Mercedes-Pilot George Russell (49).

Leclerc verschläft den Start

Die Entscheidung über Sieg oder Niederlage fiel aus Ferrari-Sicht im Grunde gleich beim Start: Während Verstappen von Startplatz eins davonzog, kam Leclerc in seinem Ferrari auf Startposition zwei kaum vom Fleck. Der Monegasse - Sieger von Bahrain und Australien - verlor auf den ersten Metern zwei Plätze und damit, wie sich zeigen sollte, auch gleich das gesamte Rennen. Bis kurz vor dem Start hatte es noch geregnet, das gesamte Fahrerfeld startete das Rennen daher auf den leicht profilierten Intermediate-Reifen, um nicht von der feuchten Strecke zu rutschen.

Start zum Formel-1-Rennen in Imola
Zu langsam gleich beim Start: Leclerc (l.) verliert auf den ersten Metern entscheidend an BodenBild: Octane/Action Plus/picture alliance

Doch die Hoffnung, unfallfrei durch die ersten Runden zu kommen, blieb unerfüllt. Gleich in der ersten Schikane stupste Daniel Ricciardo mit seinem McLaren den vor ihm fahrenden Ferrari von Carlos Sainz jr. an, der sich ins Kiesbett drehte und dort steckenblieb. Das Rennen war noch keine vier Kurven alt, da rückte erstmals das Safety Car aus. Den fliegenden Neustart zu Beginn der fünften Runde gewann Verstappen, der das Rennen vor Perez und Lando Norris im McLaren anführte. Leclerc schaffte es erst nach acht Runden, den jungen Briten zu überholen. Fortan machte er sich auf die Aufholjagd hinter den beiden Red Bull.

Nach rund 18 Runden war die Strecke soweit abgetrocknet, dass nach und nach alle Fahrer an die Box kamen, um Slicks aufzuziehen. An der Reihenfolge änderte sich nichts: Verstappen blieb vor Perez und Leclerc. Der Weltmeister hatte ein beruhigendes Polster von über sieben Sekunden auf Platz zwei - beruhigend auch deswegen, weil Perez es lange Zeit schaffte, diesen zweiten Platz vor Leclerc zu verteidigen. Rundenlang biss sich der Ferrari-Pilot am Mexikaner die Zähne aus, was auch daran lag, dass das DRS [Anm.d.Red: Drag Reduction System - Fahrer, die weniger als eine Sekunde hinter dem Vordermann fahren, dürfen in bestimmten Streckenabschnitten die Heckflügel querstellen und diesen aerodynamischen Vorteil zum Überholen nutzen] bis zur 34 Runde aus Sicherheitsgründen nicht freigegeben wurde. Zur Hälfte des Rennens, nach 32 Runden, fuhr Verstappen zehn Sekunden vor Perez, weitere anderthalb Sekunden dahinter lag Leclerc.

Leclerc riskiert zu viel und dreht sich

Der gab in der 50. Runde den vergeblichen Kampf gegen Perez schließlich auf und holte sich neue, weiche Reifen, um sich wenigstens den Punkt für die schnellste Rennrunde zu sichern. Das gelang zwar umgehend, doch letztlich ging auch dieser Schuss nach hinten los: Da auch Verstappen und Perez auf die weichen Reifen wechselten, war Leclerc plötzlich so dicht hinter Perez, dass Platz zwei in Reichweite schien.

Doch der Monegasse riskierte zu viel, ratterte in Runde 54 in der Schikane zu heftig über die Curbs und drehte sich mit seinem Ferrari in die Streckenbegrenzung. Er musste sich in der Box einen neuen Frontflügel holen und fiel vorübergehend sogar auf Rang neun zurück. Kurz danach jagte ihm Verstappen auch die schnellste Rennrunde wieder ab. 

Lebenszeichen von Sebastian Vettel

Ein gutes Rennen machte Sebastian Vettel im Aston Martin. Der vierfache Weltmeister profitierte von den Turbulenzen nach dem Start und schob sich zunächst von Platz 13 auf Rang neun nach vorne. Durch einen frühen Reifenwechsel kletterte er sogar auf Platz sieben und beendete das Rennen schließlich auf einem guten achten Rang. "Es hat alles gepasst", freute sich Vettel am Sky-Mikrofon. "Es war sehr gut für uns. Wir haben mit den Bedingungen mehr gewonnen als die anderen. Es ist toll, die ersten Punkte einzufahren."

Sebastian Vettel hebt den Daumen
Daumen hoch: Ex-Weltmeister Sebastian Vettel verlässt Imola gut gelauntBild: HochZwei/IMAGO

Weiterhin der Musik hinterher fährt Lewis Hamilton im Mercedes. Der Brite startete das Rennen auf Rang 14 und beendete es auch auf der für ihn enttäuschenden Position. Wie chancenlos der siebenfache Champion im Silberpfeil derzeit ist zeigte sich besonders deutlich, als er nach 41 Runden die blaue Flagge gezeigt bekam, die signalisierte, dass er den überrundenden Verstappen vorbeilassen sollte. Ähnlich "traumatisch": Unzählige Male setzte Hamilton hinter Pierre Gasly im AlphaTauri zum Überholen an, schaffte es aber bis zum Ende des Rennens nicht, am Franzosen vorbei zu kommen. "Sorry Lewis, das Auto war nicht fahrbar", entschuldigte sich Mercedes-Teamchef Toto Wolff über Funk gleich nachdem der enttäuschte Hamilton die Ziellinie erreicht hatte. 

Einen "schwarzen Tag" erlebte auch Mick Schumacher im Haas. Als Zehnter gestartet, hatte sich der 23-Jährige Hoffnungen auf die ersten WM-Punkte seiner Formel-1-Karriere gemacht, doch die zerplatzten. Schumacher leistete sich zwei Fahrfehler, die jeweils einen Dreher zur Folge hatten und wurde am Ende 17. und Vorletzter.