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Formel 1: Dramatik pur beim Rennen in Baku

6. Juni 2021

Beim Grand Prix von Aserbaidschan sieht Max Verstappen im Red Bull wie der sichere Sieger aus. Dann platzt sein Reifen. Lewis Hamilton verpatzt den Neustart und wird nur 15. Einen tollen Tag erlebt Sebastian Vettel.

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Azerbaijan Grand Prix Formel 1 Baku
Bild: ANTON VAGANOV/REUTERS

"Geht es ihm gut?" - diese Frage setzte Weltmeister Lewis Hamilton über Funk ab, direkt nachdem Max Verstappen, seinem Konkurrenten im WM-Kampf, bei hoher Geschwindigkeit der Reifen geplatzt war. Es ging Verstappen gut - zumindest körperlich. Seelisch allerdings nicht: Zu groß waren Frust und Enttäuschung darüber, dass ihm gerade ein bereits sicher geglaubter Sieg aus den Händen gerissen worden war. Der Niederländer lag mit seinem Red Bull zum Zeitpunkt des Unfalls komfortabel in Führung, als sein linker Hinterreifen auf gerader Strecke und bei hoher Geschwindigkeit plötzlich den Dienst versagte. Verstappen konnte seinen Boliden nicht mehr halten, drehte sich und crashte in die Begrenzungsmauer. Sein Rennen war zu Ende, die Chance dahin, Weltmeister Lewis Hamilton in der WM zu distanzieren.

Im Grunde konnte Max Verstappen froh sein, dass er den Unfall unbeschadet überstanden hatte. Fast war man erleichtert darüber, zu beobachten, dass er in der Lage war, seinen kaputten Reifen mit wütenden Fußtritten zu bearbeiten. "Es ist natürlich total frustrierend. Bis dahin war alles unter Kontrolle, es war kein Druck hinter mir", sagte Verstappen später. "Das Auto war heute sehr schnell. Wir hatten die richtige Strategie und gute Boxenstopps. Es war eigentlich ganz einfach." Tatenlos musste der 24-Jährige anschließend dabei zusehen, wie das Rennen nach seinem Crash zunächst für längere Zeit unterbrochen und dann für die noch ausstehenden zweieinhalb Runden doch noch einmal neu gestartet wurde.

Hamilton verpatzt Neustart

Allerdings hielt dieser verrückte Grand Prix von Aserbaidschan noch eine Wendung bereit, die Verstappens Laune wieder deutlich verbesserte. Nach langer Pause wurde das Rennen doch noch einmal mit einem stehenden Start fortgesetzt. Als die Ampel ausging, kam der Zweitplatzierte Hamilton besser weg als Verstappens Teamkollege Sergio Perez auf Rang eins. Doch als schon zu befürchten war, dass Hamilton in Kurve eins innen vorbeigehen könnte, blieb seine Vorderachse starr und sein Auto rutsche mit qualmenden Reifen geradeaus in die Auslaufzone.

"Er war schon neben mir. Ich habe gedacht: Jetzt bremst du so spät, wie du kannst", beschrieb Perez die Situation später. "Das hat er auch gemacht, aber für ihn hat es nicht gereicht." Der Brite wurde am Ende nur 15. und holte keinen Punkt. Perez gewann das Rennen und Max Verstappen behielt mit 105 zu 101 Zählern die WM-Führung vor Hamilton.

Vettel auf Wolke sieben

Fast schon entspannt verfolgte der Niederländer später die Siegerehrung, hinter seiner Maske konnte man beim Abspielen der mexikanischen Nationalhymne ein Lächeln erahnen. Möglicherweise belustigte ihn auch die Tatsache, dass mit AlphaTauri-Pilot Pierre Gasly auf Rang drei und Sebastian Vettel als Zweitem zwei Fahrer das Podium komplettierten, mit denen man dort nicht gerechnet hätte. "Es war ein tolles Rennen. Wir hatten eine gute Pace und einen guten Start", freute sich Vettel im Interview nach dem Rennen. Der deutsche Vierfach-Weltmeister hatte im Aston Martin nach den Boxenstopps der Führenden zwischenzeitlich sogar auf Rang eins gelegen. "Ein toller Tag, ich bin auf Wolke sieben. Das Podium hatten wir nicht unbedingt erwartet."

Azerbaijan Grand Prix Formel 1
Glücklicher Zweiter: Sebastian Vettel steht zum ersten Mal seit November 2020 wieder auf dem PodiumBild: MAXIM SHEMETOV/Pool via REUTERS

Trotz aller Freude über Vettels zweiten Rang stand nach dem Rennende aber die Diskussion über die Reifen im Zentrum. Denn Verstappens Reifenplatzer war nicht der erste an diesem Nachmittag gewesen. In Runde 31 hatte Vettels Teamkollege Lance Stroll an gleicher Stelle ebenfalls die Gewalt über seinen Boliden verloren, weil auch sein linker Hinterreifen bei voller Fahrt geplatzt war. Auch der Kanadier kam unbeschadet davon. Reifenlieferant Pirelli gerät nach dem dramatischen Rennen von Baku möglicherweise in Erklärungsnot.

Verstappen: "Da muss etwas falsch gewesen sein"

"Pirelli wird wie immer sagen, dass da ein Teil von einem anderen Crash auf der Straße lag", vermutete Verstappen. "Aber das kann nicht immer so sein. Schließlich hatte Stroll auch einen Crash. Da muss etwas falsch gewesen sein." Tatsächlich brachte Mario Isola, der Sportchef von Pirelli, anschließend diese Theorie ins Spiel: "Die erste Vermutung ist, dass da ein Trümmerteil lag, da der hintere Reifen nicht unter besonderer Belastung steht", sagte der Italiener bei Sky.

"Außerdem haben wir beim Hinterreifen von Lewis einen Schnitt gefunden. Das war ganz klar ein Cut von einem Trümmerteil." Allerdings wollte Isola nicht vorgreifen. "Wir müssen es analysieren. In ein paar Tagen haben wir die Reifen zurück in Italien und starten die Untersuchung."