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Formel 1: Unruhe vor Grand Prix in Saudi-Arabien

6. März 2024

Die Dominanz Max Verstappens macht die Formel 1 langweilig. Spannend ist dagegen, was neben der Strecke passiert: Red-Bull-Teamchef Christian Horner und der Chef des Motorsportweltverbands FIA stehen in der Kritik.

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FIA-Präsident Mohammed Ben Sulaymen (l.) und Red-Bull-Teamchef Christian Horner beim Saisonauftakt der Formel 1 in Bahrain.
Zwei Formel-1-Protagonisten im Gegenwind: FIA-Präsident Mohammed Ben Sulaymen (l.) und Red-Bull-Teamchef Christian Horner Bild: Hasan Bratic/dpa/picture alliance

"Das ist sicher keine positive Entwicklung", sagte Helmut Marko der österreichischen "Kronenzeitung". Der 80-Jährige, seit zwei Jahrzehnten Motorsportchef des Rennstalls Red Bull und Mentor von Weltmeister Max Verstappen, bezog sich auf die Anschuldigungen gegen Mohammed Ben Sulayem, den Präsidenten des Weltverbands FIA. Seine Aussagen hätten aber auch die aktuelle Atmosphäre bei Red Bull treffend beschrieben.

Beide Themen sorgen in der Formel 1 vor dem zweiten Grand Prix der Saison am Samstag in Dschidda in Saudi Arabien für mehr Spannung als die sportliche Situation: Red Bull gewann in der vergangenen Saison 21 von 22 Rennen, und Verstappen triumphiert auch beim Saisonauftakt in Bahrain. Nach einem Rennen ohne Höhepunkte kam er mit 22 Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkollegen Sergio Perez als Erster ins Ziel.

Was wird dem FIA-Chef vorgeworfen?

Ben Sulayem soll sich in der vergangenen Saison beim Rennen in Dschidda in den Rennausgang eingemischt haben. Nach Informationen des britischen Senders BBC intervenierte der frühere Rallye-Fahrer aus Dubai persönlich, damit eine Zeitstrafe der Rennkommissare gegen den Aston-Martin-Fahrer Fernando Alonso rückgängig gemacht wurde.

Hätte die Strafe Bestand gehabt, wäre der Spanier vom Podestplatz drei auf den vierten Rang zurückgerutscht. Über die möglichen Motive des FIA-Präsidenten wird spekuliert. Aston Martin wird vom saudischen Ölkonzern Aramco gesponsert. Das Unternehmen, eines der umsatzstärksten der Welt, gehört auch zu den größten Geldgebern der Formel 1.

Rennszene beim Grand Prix im November 2023 in Las Vegas, im Vordergrund der Red Bull von Max Verstappen.
Wollte der FIA-Präsident den Grand Prix in der Glückspiel-Metropole Las Vegas sabotieren?Bild: Antonin Vincent/DPPI/picture alliance

Die FIA bestätigte lediglich, dass die Ethikkommission einen Bericht mit detaillierten Vorwürfen gegen "gewisse Mitglieder der Führungsgremien" prüfe. Ein Ergebnis werde in vier bis sechs Wochen vorliegen.

Laut Medienberichten gibt es weitere Anschuldigungen gegen FIA-Chef Ben Sulayem. So soll der 62-Jährige in der vergangenen Saison ohne stichhaltige Argumente verlangt haben, der neuen Rennstrecke in Las Vegas, einem Prestigeprojekt der FIA, die Freigabe zu verweigern. Auch das Finanzgebaren des Präsidenten wird angeblich untersucht. 

Was ist bei Red Bull hinter den Kulissen los?

Auch die Affäre um Teamchef Christian Horner sorgt weiter für Unruhe. Daran änderte auch die Erklärung des Red-Bull-Konzerns nichts, nachdem die Beschwerde einer Mitarbeiterin gegen Horner wegen unangemessenen Verhaltens abgewiesen worden war. Ein unabhängiger Anwalt hatte die Vorwürfe zuvor geprüft.

Doch unmittelbar nach der vermeintlichen Beendigung des Falles wurden Journalisten und Formel-1-Teamchefs 79 Dateien mit Screenshots zugespielt. Sie zeigten mutmaßliche Emails Horners an die Mitarbeiterin mit pikantem Inhalt. Horner ist seit 2015 mit der britischen Sängerin Gerri Halliwell verheiratet, die einst mit der Girl-Group Spice Girls berühmt wurde.

Jos Verstappen, Vater und Manager von Weltmeister Max Verstappen, hatte Horner gegenüber der Zeitung "Daily Mail" scharf attackiert. "So kann es nicht weitergehen. Es wird explodieren", sagte der frühere Formel-1-Fahrer, dessen Verhältnis zu Horner schon länger belastet sein soll.

Die Spekulationen über einen Wechsel seines Sohnes Max Verstappen zu Mercedes haben damit neue Nahrung erhalten. Rekordweltmeister Lewis Hamilton wechselt 2025 zu Ferrari und macht damit sein Mercedes-Cockpit frei. Verstappens Vertrag mit Red Bull läuft zwar noch bis 2028, enthält aber offenbar eine Ausstiegsklausel.

Was bedeutet das alles für den Grand Prix in Saudi-Arabien?

Die Unruhe in der Formel 1 vor der vierten Auflage des Rennens in Dschidda kommt für die saudischen Veranstalter zur Unzeit. Sie würden gerne ein Formel-1-Rennen ohne störende Nebengeräusche bieten. Wie schon der Auftakt der Saison in Bahrain wird das Rennen in Saudi-Arabien wegen des am kommenden Sonntag (10. März) beginnenden Fastenmonats Ramadan samstags (9. März) ausgetragen.

In den staatlich kontrollierten Medien des Landes spielen weder die Horner-Affäre noch die Vorwürfe gegen dein FIA-Präsidenten eine Rolle. Stattdessen wird breit über das anstehende Frauen-Rennen im Rahmen des Grand Prix berichtet. Dabei startet mit einer Wildcard erstmals auch eine saudische Fahrerin: die 32 Jahre alte Reema Juffali.

Max Verstappen im Rennauto auf dem Kurs in Dschiddah, neben der Strecke sind auf einer Riesenplane Kamele abgebildet.
Zum vierten Mal gastiert die Formel 1 in Saudi-ArabienBild: FLORENT GOODEN/DPPI/picture alliance

Seit Jahren werfen Menschenrechtsorganisationen der Regierung Saudi-Arabiens Sportswashing vor: Sie wolle mit Hochglanz-Sportveranstaltungen von der schlechten Menschenrechtslage im Land ablenken.

Das Land investiert seit Jahren nicht nur in der Formel 1, sondern auch in anderen Sportarten wie Fußball und Golf. 2034 soll die Fußball-Weltmeisterschaft in Saudi-Arabien ausgespielt werden.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter