Forscher: Brutaler Tod für Richard III.
17. September 2014Forscher haben herausgefunden, dass Englands König Richard III. vor seinem Tod auf dem Schlachtfeld gleich mehrere lebensgefährliche Verletzungen erlitt. Bei der Schlacht von Bosworth, am 22. August 1485, wurde der englische König zweimal schwer am Kopf verletzt und einmal an der Hüfte. Das fanden Wissenschaftler der Universität Leicester heraus, die das Skelett des Monarchen gerichtsmedizinisch untersucht hatten. Jede dieser drei Wunden sei schwer genug gewesen, um Richard III. verhältnismäßig schnell zu töten, schreiben die Forscher im britischen Fachmagazin "The Lancet".
"Attacke mehrerer Angreifer"
Insgesamt finden sich an dem Skelett elf Verletzungen, davon neun am Kopf. Das konnten die Wissenschaftler mittels X-ray Computertomographie feststellen. Daraus sei zu schließen, dass der König in der Schlacht bei Bosworth Field seinen Helm ausgezogen oder im Kampf verloren haben könnte. "Richards Verletzungen bilden einen langgezogenen Angriff ab oder eine Attacke von mehreren Angreifern mit Waffen des späten Mittelalters", erklärt Studienautorin Sarah Hainsworth. Guy Rutty, einer der Pathologen der Universität von Lancester, vermutet "dass zwei Verletzungen am unteren Schädel den Tod des Königs verursacht haben." Die tödliche Wunde sei vermutlich durch ein Schwert oder eine Stabwaffe entstanden. Da Richard III. keine Abwehrwunden an den Armen zeigte, habe er vermutlich eine Rüstung getragen. Die schweren Verletzungen an der Hüfte seien ihm wahrscheinlich erst nach seinem Tod zugefügt worden, da die zu seiner Zeit üblichen Rüstungen ihn davor geschützt habe. Die Erkenntnisse decken sich mit einigen neuzeitlichen Berichten, die davon ausgehen, dass Richards Pferd während der Schlacht im Schlamm stecken blieb und er gezwungen war abzusteigen. So hätten ihm die Kopfverletzungen zugefügt werden können.
Fund nach 500 Jahren
Nachdem die Gebeine des Königs fünf Jahrhunderte lang verschwunden waren, tauchten sie 2012 bei Bauarbeiten für einen städtischen Parkplatz in Leicester wieder auf. Moderne Erbgut-Analysen konnten anhand von DNA-Spuren aus den Knochenresten die Zuordnung der gefundenen Gebeine zu dem bei Bosworth gefallenen König eindeutig feststellen. Im März 2015 soll er in der Kathedrale von Leicester endgültig beigesetzt werden.
Krieg um den englischen Thron
Richard III. war der letzte englische Monarch, der auf dem Schlachtfeld starb. Sein Tod stellte den Höhepunkt des drei Jahrzehnte andauernden Krieges zwischen Richards Haus York und dem rivalisierenden Haus Lancaster dar. An dessen Ende stand der Sturz der York-Dynastie, die drei Jahrzehnte lang herrschte. Nachdem der sogenannte Rosenkrieg, der seinen Namen wegen der weißen Rose auf dem Wappen der Grafschaft York und der roten Rose auf dem der Grafschaft Lancaster trägt, beendet war, wurde Henry Tudor zu König Henry VII. gekrönt. Die Tudors blieben in Besitz der Krone bis zum Tod von König Elizabeth I. im Jahr 1603.
In dem Versuch, ihren Vorgänger zu verunglimpfen, stellte die Tudor-Dynastie Richard III. der Öffentlichkeit als blutrünstigen Tyrannen dar - eine Sichtweise, die sich auch der Dramatiker William Shakespeare in seiner Tragödie "Richard III." zu Eigen machte. Modernere Forschungserkenntnisse gehen jedoch davon aus, dass er ein großzügiger und gutmütiger Monarch war.
nin/qu (dpa, afpe, rtrs)