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Ebola-Impfstoff schon 2015?

Zulfikar Abbany, Gudrun Heise18. September 2014

Das Jenner Institut in Oxford hat Studien am Menschen mit einem Ebola-Impfstoff gestartet. Er könnte bereits im Januar 2015 zur Verfügung stehen. Professor Adrian Hill erklärt, wie weit die Forschung ist.

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Liberianer stehen Schlange, um das Ebola Behandlungszentrum zu sehen
Bild: DW/Julius Kanubah

Deutsche Welle: Sie leiten die so genannte Fast-Track-Studie zu einem möglichen Ebola-Impfstoff, die auf Hochtouren läuft. Was ist das Ziel dieser Studie? Was soll sie erreichen oder beweisen?

Professor Adrian Hill: Mit dieser Studie, die am 17. September gestartet wurde, versuchen wir zwei Dinge: Wir beschäftigen uns damit, wie sicher dieser neue mögliche Ebola-Impfstoff ist. Er nutzt eine ziemlich neue Technologie. Wir wollen wissen: Ist es sicher, diesen Impfstoff bei Menschen anzuwenden? Und wenn ja, erreicht der Impfstoff denselben Grad an Immunität wie bei den Versuchstieren, die mit diesem Stoff gegen Ebola geschützt worden sind? Mit anderen Worten: Wirkt der Impfstoff bei Menschen genauso gut wie bei Tieren?

Und es handelt sich um Studien am Menschen?

Natürlich brauchen wir dafür Menschen, denn es wurde der internationale Gesundheitsnotstand ausgerufen. In Westafrika hat es durch den Ausbruch von Ebola bereits tausende von Toten gegeben, und es hat sich nicht zum Positiven geändert. Es scheint sogar immer schlimmer zu werden. Wir brauchen also dringend irgendetwas, womit wir versuchen können, Ebola unter Kontrolle zu bekommen. Ein Impfstoff wäre fantastisch, falls wir ihn schnell herstellen könnten.

Professor Adrian Hill, Oxford University
Professor Adrian Hill entwickelt einen Ebola Impfstoff.Bild: Rob Judges

Diese Studie hat bereits für einige Verwirrung gesorgt. Es ist also wichtig, klarzustellen, dass keine ansteckenden Ebola-Viren involviert sind. Sie versuchen lediglich herauszufinden, ob Sie eine Immunreaktion hervorrufen können.

Wie bei den meisten modernen Impfstoffen verwenden wir nicht das Virus, gegen das wir uns versuchen zu schützen. Wir verwenden die Gentechnologie, um ein Ebola-Gen zu bekommen - nur ein einziges von all den vielen. Dieses Gen planzen wir mit Hilfe molekularer Technik auf einen Träger auf.

Dieser Träger-Impfstoff ermöglicht es uns, den wichtigen Teil der DNA in die Zelle zu bringen. Dort schafft das Gen dann selbst ein Protein, das mit dem Ebola-Protein identisch ist. Aber dieses eine Protein von diesem Virus kann die Krankheit nicht übertragen. Es ist eine ziemlich übliche, moderne Art und Weise, Impfstoffe zu entwickeln. Es bedeutet, dass es insofern sicher ist, als dass man die Krankheit nicht über den Impfstoff bekommen kann.

Geht es spezifisch um den Zaire-Stamm von Ebola, genauer gesagt, um den Stamm, mit dem wir es beim Ebola-Ausbruch in Westafrika zu tun haben?

Das ist das Einzigartige an unserer derzeitigen Studie. In Nordamerika wird derzeit eine Kombination getestet. Wir hingegen ziehen es vor, nur den einen Stamm zu nehmen, der mit dem Stamm übereinstimmt, mit dem wir es zu tun haben. Und das testen wir nun zum ersten Mal als Impfstoff. Wir hoffen, dass das vielleicht effektiver ist, als eine Kombination von verschiedenen Stämmen zu nehmen, zumindest wenn es um den derzeitigen Krankheitsausbruch geht.

Und so hoffen Sie effizienter auf die konkrete Epidemie reagieren zu können?

Genau. Wenn Sie einen Vorrat von einem Impfstoff haben wollten, der gegen jeden Ebola-Stamm schützt, dann werden Sie sich vielleicht für die Kombination entscheiden. Aber da wir wissen, um welchen Stamm es geht, kennen wir auch dessen gesamte Gensequenz. Wir können den Impfstoff also genau darauf abstimmen.

Die Entwicklung von Impfstoffen kostet Zeit und Geld, weil es ja um die Sicherheit der Medikamente geht. Aber der ganze Prozess läuft jetzt auf Hochtouren, mit der möglichen Aussicht, einige Dosen des Impfstoffes schon im Januar 2015 praktisch anzuwenden. Ist es klug, das ganze so schnell voranzutreiben?

Ich denke, es ist eine Sache der Abwägung. Und in diesem Fall, wo sehr viele Menschen sterben, sind die zuständigen Regierungen und die WHO der Ansicht, dass ein Impfstoff höchste Priorität hat. Es gab viele Diskussionen darüber. Aber der Konsens ist folgender: Wenn man einen Impfstoff hat, der vermutlich sicher ist und der Immunität bietet – und wir werden hoffentlich einen solchen Impfstoff innerhalb der nächsten Monate entwickeln –, dann ist es auch vernünftig, diesen Impfstoff einzusetzen. Es ist sinnvoll, die Menschen zu fragen, ob sie den Impfstoff haben möchten, und das ist genau das, was geplant ist. Wenn alles gut läuft, könnte es sogar früher als im Januar sein.

Aber die Anzahl der Menschen, die getestet wurden, ist relativ gering. Um die Sicherheit wirklich zu testen, sind doch Versuche mit Tausenden von Menschen nötig oder nicht?

Um einen Impfstoff zuzulassen, von dem wir mit großer Zuversicht zu Millionen von Menschen sagen können: "Wir werden es Millionen von Menschen geben – und es ist sehr unwahrscheinlich, dass es ernsthafte Probleme geben wird", dazu muss man sehr große Versuchsreihen durchführen. Darum geht es hier aber nicht. Es geht um den Ausbruch einer Krankheit, bei dem medizinisches Personal einem großen Infektionsrisiko ausgesetzt ist und damit einer Krankheit. Wenn wir einen sicheren Impfstoff hätten, auch wenn er nur in hunderten von Menschen getestet wurde, können wir diesen Menschen die Möglichkeit geben zu wählen, ob sie sich impfen lassen oder nicht. Und ich denke, dass das in der derzeitigen Situation und nach all den vielen Beratungen, an denen Leute teilgenommen haben, die über viel Erfahrung mit Impfstoffen und mit dem Ausbruch von Krankheiten verfügen, durchaus angebracht ist.

Das Interview führte Zulfikar Abbany

Professor Adrian Hill ist Direktor des Jenner Institute an der Oxford University in Großbritannien und Experte für Impfstoffe. Sein Team ist mit Fördergeldern in Höhe von 3,5 Millionen Euro vom Wellcome Trust, vom Medizinischen Forschungsrat (Medical Research Council, MRC) und dem Ministerium für Internationale Entwicklung im Vereinigten Königreich (DFID) ausgestattet worden, um Sicherheitsstudien zu starten. Daneben gibt es ähnliche Studien in den USA, die vom Nationalen Institut für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID – National Institute of Allergy and Infectious Disease) Teil des Nationalen Gesundheitsinstitutes (NIH - National Institute of Health) durchgeführt werden.