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Fortschritte auf dem Subkontinent

Thomas Bärthlein4. Januar 2004

Zum ersten Mal seit fünf Jahren besucht Indiens Ministerpräsident Vajpayee seinen Erzrivalen Musharraf in Pakistan. Anlass ist der zwölfte Gipfel der "Südasiatischen Vereinigung für regionale Kooperation" in Islamabad.

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Ganz Südasien blickt auf den SAARC-Gipfel in Islamabad


Das Jahr 2004 beginnt mit weiteren Anzeichen der Entspannung zwischen Indien und Pakistan. Die rivalisierenden Atommächte haben für Montag (5.1.2004) ein Gipfeltreffen am Rande des Südasiengipfel in Islamabad (4.-6.1.2004) vereinbart. Ein Sprecher des pakistanischen Außenministeriums teilte mit, Präsident Pervez Musharraf werde den indischen Ministerpräsidenten Atal Behari Vajpayee auf dessen Bitte treffen. Das nährt Hoffnungen auf eine weitere Entspannung des Kaschmir-Konflikts. Zuvor hatte sich Vajpayee bereits mit seinem pakistanischen Kollegen Zarafullah Khan Jamali zu einem Gespräch unter vier Augen getroffen.

Dauerbrenner Kaschmir

Seit ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien haben Indien und Pakistan drei Kriege geführt, zwei davon um Kaschmir. Nach einem Angriff auf das indische Parlament 2002 zogen beide Länder rund eine Million Soldaten an der gemeinsamen Grenze zusammen. Indien warf der Regierung in Islamabad vor, von Pakistan unterstützte Extremisten seien für den Anschlag verantwortlich. Pakistan hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

South Asian Association for Regional Cooperation summit
Bild: AP

Moslemische Extremisten kämpfen für den Anschluss des indischen Bundesstaates Jammu und Kaschmir an Pakistan. Jammu und Kaschmir ist der einzige Bundesstaat im hinduistisch dominierten Indien, der eine moslemische Bevölkerungsmehrheit hat. In Srinagar im indisch kontrollierten Teil Kaschmirs sind die Erwartungen besonders hoch. Die Menschen dort sind den jahrelangen Bürgerkrieg leid. Nurul Amin aus dem Viertel Polo View erhofft sich das vom Gipfel der südasiatischen Vereinigung für regionale Kooperation (SAARC) "einfach nur Frieden".

Skepsis vorhanden

Viele sind aber auch skeptisch in Srinagar. Sie haben zu viel erlebt. Sahafi Zahiruddin glaubt nicht daran, dass Indien wirklich gesprächsbereit ist: "Ich mache mir keine Hoffnungen, weil Indien sich wieder stur stellt und darauf besteht, dass es keine Verhandlungen über Kaschmir geben wird, solange die Infrastruktur der militanten Kämpfer nicht zerschlagen ist."

Auch wenn die indisch-pakistanischen Beziehungen den Gipfel beherrschen – auf der Tagesordnung stehen eigentlich andere Themen, vor allem wirtschaftliche Zusammenarbeit. Das Vor-Treffen der Außenminister Südasiens hat bereits greifbare Ergebnisse ergeben: Sie haben sich auf eine Erklärung für eine südasiatische Freihandelszone verständigt, in der ab 2006 die Zölle abgebaut und bis zum Jahr 2020 eine der EU vergleichbare Wirtschaftsunion entstehen soll – für ein Fünftel der Menschheit.

Gemeinsame Währung?

Indiens Premierminister Vajpayee hat in diesen Tagen sogar von einer möglichen gemeinsamen Währung für Südasien gesprochen. Das ist natürlich Zukunftsmusik. Doch Bangladeschs Außenminister Morshed Khan ist bereits über das im Vorfeld des Gipfels Erreichte enthusiastisch. "So etwas wie die Geschwindigkeit, mit der SAARC in den letzten Tagen vorangekommen ist, haben wir in den letzten zwanzig Jahren nicht erlebt".

Solch einen starken Willen und einen solchen Sinn für Kooperation wie jetzt habe man noch nie gehabt. "Ich bin sehr optimistisch, dass der Gipfel von Islamabad als Meilenstein in die Geschichte von SAARC eingehen wird", sagt Khan. Neben Indien und Pakistan gehören dem Verband Bangladesch, Sri Lanka, Nepal, Bhutan und die Malediven an.