Frankreich restituiert Beutekunst an Benin
Vor ihrer Rückgabe Mitte November werden die 26 Kunstgegenstände aus dem einstigen Königreich Dahomey im Pariser Musée du Quai Branly ausgestellt.
Sonderausstellung in Paris
Fast 130 Jahre nach ihrer Aufnahme in die französische Sammlung werden die Kunstgegenstände nun an das westafrikanische Benin zurückgegeben. Zuvor waren die Werke aus dem einstigen Königreich Dahomey, das sich entlang der Bucht von Benin auf einer Länge von knapp 300 km vom heutigen West-Nigeria bis ins heutige Ghana erstreckte, in einer Sonderausstellung vom 26.- 31. Oktober in Paris zu sehen.
"Eine Rückkehr in den Schoß"
Bei der symbolträchtigen Eröffnung der Ausstellung bezeichnete Emmanuel Macron die Rückgabe der Werke als "Rückkehr in den Schoß". Frankreichs Präsident wird seinen beninischen Amtskollegen Patrice Talon am 9. November im Elysée-Palast empfangen, um "die Eigentumsübertragung formell zu bestätigen". Auf diesem Bild betrachtet er den Thron von Ghezo, der Dahomey von 1818 bis 1858 regierte.
Ein gefürchtetes Königreich
Im 17. Jahrhundert gegründet, existierte das mächtige afrikanische Königreich Dahomey rund 260 Jahre lang - bis 1890 französische Truppen in das Land einfielen und es letztlich eroberten. Béhanzin (Bild) gilt als der letzte unabhängiger Herrscher. Er führte den Widerstand gegen die Invasoren an, musste aber schließlich kapitulieren. Mit seiner Familie lebte Béhanzin bis zu seinem Tod im Exil.
Königliche Statuen
Im Zuge der Eroberung durch französische Truppen wurden 1892 zahlreiche Artefakte, darunter diese drei Königsstatuen, aus dem Königspalast in Abomey gestohlen und nach Frankreich gebracht. Dort wurden sie zunächst im ethnologischen Musée du Trocadéro ausgestellt, bevor sie 2006 in das von Altpräsident Jacques Chirac initiierte und über 235 Millionen Euro teure Musée du Quai Branly zogen.
Ankunft in Benin wird erwartet
Benin, das 1960 unabhängig wurde, hat die französische Regierung 2016 schriftlich zur Rückgabe der Werke aufgefordert. Wenn die Kunstwerke demnächst in ihrer ursprünglichen Heimat ankommen, sollen sie zunächst im Haus des Gouverneurs in der Küstenstadt Ouidah ausgestellt werden. Danach ziehen sie weiter in die einstige Königsstadt Abomey, wo ein ganz neues Museum entstehen soll.
Ein eingelöstes Versprechen
2017 hatte sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verpflichtet, ein Gesetz zur Rückgabe von Beutekunst zu ermöglichen. Bis dato unterlagen die von Frankreich aufbewahrten Kulturgüter einem besonderen rechtlichen Rahmen: Als öffentliches Eigentum waren sie unverkäuflich, unabhängig von den Umständen des Erwerbs. 2020 wurde das Gesetz verabschiedet, das die Übertragung von Sammlungen ermöglicht.
Das Schwert von El Hadj Omar
Neben der Rückgabe der beninischen Kunstschätze verpflichtete sich Frankreich damals zur Rückgabe eines wertvollen Schwerts des Feldherrn und Gelehrten El Hadj Omar an das heutige Senegal. Dabei handelte es sich um die erste Rückgabe, die Frankreich 2019 an eine seiner ehemaligen Kolonien leistete. Auf diesem Bild nimmt Senegals Präsident Macky Sall (rechts) es entgegen.
Wertvolle Holzarbeiten
Neben den eingangs erwähnten Königsstatuen werden noch weitere königliche Insignien wie Zepter und tragbare Altäre an Benin restituiert. Auch dieser reich verzierte königliche Stuhl wird nach Westafrika zurückgegeben. Neben Benin haben sechs weitere afrikanische Staaten - Senegal, Mali, Tschad, die Elfenbeinküste, Äthiopien und Madgaskar - Rückgabeforderungen an Frankreich gestellt.
Verlorenes Erbe
Schätzungen zufolge verfügt Europa über 90 Prozent des afrikanischen Kulturerbes. Allein in den Sammlungen des Pariser Musée du Quai Branly befinden sich rund 70.000 Kunstwerke aus Subsahara-Afrika. Mehr als die Hälfte wurde während der französischen Kolonialherrschaft erworben - derzeit laufen Untersuchungen, ob sie aus einem Unrechtskontext stammen.
Übergabe für Mitte November geplant
Auch andere Länder Europas haben sich dazu verpflichtet, Kunst aus kolonialem Unrechtskontext an die Ursprungsländer zurückzugeben. Deutschland etwa möchte ab 2022 die sogenannten Benin-Bronzen an Nigeria zurückgegeben. Die 26 Werke aus dem einstigen Königreich Dahomey sollen nach der Unterzeichnung der Übergabedokumente am 9. November umgehend per Frachtflugzeug nach Benin gebracht werden.