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Konflikte

Frankreich verstärkt Einsatz in Sahelzone

13. Januar 2020

Bei einem Anti-Terror-Gipfel mit Macron befürworteten fünf Staatschefs der Krisenregion, dass Frankreich dort weiter militärisch aktiv bleibt. Mancherorts hatte es zuvor Kritik an dem französischen Engagement gegeben.

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Frankreich l Macron wirbt für Sahel-Initiative
Bild: Reuters/G. Horcajuelo

Der französische Präsident Emmanuel Macron und die Staatschefs der Sahel-Länder haben sich auf eine verstärkte militärische Kooperation im Kampf gegen Dschihadisten in der Region geeinigt. Nach dem Gipfel mit den Präsidenten der afrikanischen Länder Mali, Niger, Tschad, Burkina Faso und Mauretanien in Pau im Südwesten Frankreichs kündigte Macron an, weitere 220 Soldaten in die Sahelzone zu schicken. Man wolle den Kampf zudem von nun an auf das besonders gefährdete Grenzgebiet zwischen Mali, Burkina Faso und Niger konzentrieren, erklärte Frankreichs Präsident. Der Hauptfeind sei dort die Terrorgruppe "Islamischer Staat Große Sahara", ein Ableger der Terrormiliz IS.   

Frankreich und die Länder der sogenannten G5-Gruppe verständigten sich auf eine "Koalition für das Sahelgebiet", um einen neuen politischen, strategischen und operativen Rahmen zu schaffen. Dieser würden auch andere Partner angehören. Macron hatte zu dem Treffen eingeladen, nachdem in den G5-Staaten und auch in Frankreich selbst der Widerstand gegen den Einsatz der Franzosen in der Sahelregion gewachsen war. Erst im November starben 13 französischen Soldaten bei einer Hubschrauberkollision in Mali. Auch Macron selbste hatte nach dem Tod der Soldaten den gefährlichen Einsatz öffentlich in Zweifel gezogen, dann aber zugesichert, sein Land werde weiter gegen dschihadistische Terroristen kämpfen. 

Macron fordert Unterstützung der internationalen Gemeinschaft

Die frühere Kolonialmacht Frankreich ist in Westafrika massiv vertreten: Bei der 2014 gestarteten Anti-Terror-Mission "Barkhane" sind bisher rund 4500 Soldaten im Einsatz. Um dem Terrorismus die Stirn zu bieten, will Macron nun verstärkt Partner ins Boot holen - doch das gestaltet sich schwierig. So schlug Deutschland Bitten um Beteiligung an einem Einsatz europäischer Spezialeinheiten für den Kampf gegen Islamisten in Mali bereits zwei Mal ab. Nach Informationen des französischen Enthüllungsblatts "Le Canard Enchaîné" signalisierten bisher lediglich Estland, Belgien, Dänemark und Tschechien, dass sie mitziehen wollen.

Mali G5-Staaten planen neue Eingreiftruppe in der Sahelzone
Französische Soldaten in Mali (Archivbild)Bild: picture alliance/B. Pedersen

Dennoch lobte Macron explizit die Zusammenarbeit mit Bundeskanzlerin Angela Merkel - beide hatten sich beim G7-Gipfel in Biarritz im August für eine internationale Partnerschaft für mehr Sicherheit und Stabilität in der Sahelzone stark gemacht.

Sorge herrscht in Paris wegen der Amerikaner: Das US-Verteidigungsministerium erwägt, in Westafrika eingesetzte Spezialeinheiten zu vermindern oder ganz abzuziehen. "Wenn die Amerikaner sich entschließen, Afrika zu verlassen, wäre dies eine sehr schlechte Nachricht für uns", sagte Macron nach dem Sahel-Gipfel zu den Plänen der US-Regierung. "Ich hoffe, Präsident Trump davon zu überzeugen, dass der Kampf gegen den Terrorismus auch in dieser Region stattfindet." Das US-Militär entsendet bislang rund 7000 Spezialeinheiten im Rotationsverfahren nach Afrika, um sich gemeinsam mit afrikanischen Streitkräften am Kampf gegen Islamisten, auch in Somalia, zu beteiligen. 

Ernüchternde Bilanz des Anti-Terror-Kampfes

In den Staaten der Sahelzone - einem Gebiet, das sich südlich der Sahara vom Atlantik bis zum Roten Meer erstreckt - sind etliche bewaffnete Gruppen aktiv. Einige haben den Terrorgruppen Islamischer Staat oder Al-Kaida die Treue geschworen. Besonders von Anschlägen betroffen waren in den vergangenen Monaten Niger, Mali und Burkina Faso, aber auch Nigeria. Trotz internationaler Militärpräsenz hat sich die Zahl der Angriffe durch Extremisten laut der Denkfabrik Africa Center for Strategic Studies seit 2015 jedes Jahr verdoppelt, 2019 waren es rund 700. 

Die Terrorgruppen profitieren bei ihren mittlerweile fast täglichen Anschlägen von regionalen ethnischen Spannungen, die sie instrumentalisieren. Den Extremisten spielen auch andere Faktoren in die Hände: Die Sahel-Staaten sind mit die ärmsten der Welt, mit hohem Bevölkerungswachstum und schlechtem Zugang zu Bildung und Gesundheit. Die Regierungen haben oft in den Wüstengebieten außerhalb der Städte wenig Kontrolle; neben den Dschihadisten nutzen dies auch kriminelle Netzwerke und Menschenschmuggler aus. 

ie/qu (dpa, afp, rtr)