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Glaubensschrift zweier Päpste

5. Juli 2013

Erstmals in der Kirchen-Geschichte ist eine gemeinsame Enzyklika zweier Päpste veröffentlicht worden. Franziskus brachte einen Text seines Vorgängers Benedikt XVI. zu Ende. Und verkündete danach noch eine Überraschung.

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Treffen der Päpste Benedikt und Franziskus in Castel Gandolfo (foto: REUTERS/Osservatore Romano)
Bild: Reuters

Die verstorbenen Päpste Johannes Paul II. und Johannes XXIII. sollen bald heiliggesprochen werden. Dies könne "bis zum Jahresende" geschehen, teilte der Vatikan am Freitag mit. Der im Jahr 2005 gestorbene Johannes Paul II. war sechs Jahre später seliggesprochen worden, der im Jahr 1963 gestorbene Johannes XXIII. im Jahr 2000.

Zuvor war erstmals in der Geschichte der katholischen Kirche eine von zwei lebenden Päpsten gemeinsam verfasste sogenannte Enzyklika erschienen. Der im Februar zurückgetretene deutsche Papst Benedikt XVI. hatte seine vierte Enzyklika nicht mehr fertig bekommen. So nahm sich sein Nachfolger, der argentinische Papst Franziskus der Arbeit an und brachte sie zum Abschluss: "Lumen fidei" (Licht des Glaubens), seine erste Enzyklika ist somit ein gemeinsames Werk zweier Kirchenoberhäupter. Es sei ein "Lehrschreiben der vier Hände", hatte Franziskus es jüngst selbst bewertet. Er habe einen "sehr starken Text" seines Vorgängers aufgegriffen und fortgeschrieben, berichtete er vor einigen Tagen.

Theologie und Praxis

Die Schrift trägt das symbolische Datum des 29. Juni, des römischen Patronatsfestes Peter und Paul. Das erste große Papstdokument unter dem Namen Franziskus ist etwa 90 Seiten lang. Es unterstreicht die Bedeutung des Glaubens für die Kirche und fügt sich damit zentral in das bis zum 24. November dauernde kirchliche "Jahr des Glaubens" ein. In der Enzyklika geht es aber nicht nur um eine abstrakte theologische Reflexion über den Glauben, wie ihn etwa der Katechismus der Katholischen Kirche darstellt. Das Lehrschreiben befasst sich auch mit dem Handeln, das sich zwingend aus diesem Glauben ergeben muss - etwa dem Engagement für die Armen, auf das Franziskus immer wieder pocht.

Der christliche Glaube müsse Konsequenzen für das Handeln der Christen in der Gesellschaft haben, heißt es in der Enzyklika. Darin fordert Franziskus dazu auf, den Glauben "in den konkreten Dienst der Gerechtigkeit, des Rechts und des Friedens zu stellen". Weiter sollten Christen für Menschenwürde, den Schutz von Ehe und Familie, Achtung der Schöpfung sowie für Frieden und gerechte Regierungsformen eintreten. Dazu sei es allerdings erforderlich, das "Licht des Glaubens" wiederzugewinnen, der in der modernen Gesellschaft oft als unvernünftig, nutzlos und trügerisch bezeichnet werde.

Wegweiser für die Gläubigen

Enzykliken beanspruchen ein hohes Maß an Verbindlichkeit. Sie werden in der katholischen Kirche als Ausdruck der obersten Lehrgewalt des Papstes verstanden, sind aber keine unfehlbaren Lehrentscheidungen im dogmatischen Sinn. Beobachter deuten die erste Enzyklika eines Papstes gerne als eine Art "Regierungsprogramm", in dem die geplanten Akzente des Pontifikats umrissen werden.

mm/sc/wa (kna, epd, dpa, afp, rtr)