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Französischer Philosoph Jacques Derrida in Frankfurt geehrt

24. September 2001
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Frankfurt/Main - Der französische Philosoph Jacques
Derrida ist am Samstag in der Frankfurter Paulskirche mit dem Theodor-W.-Adorno-Preis 2001 ausgezeichnet worden. Die Ehrung ist mit 100.000 Mark dotiert. Der 71-jährige Derrida ist nach Einschätzung des Preiskuratoriums unter Vorsitz der Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth einer der bedeutendsten Philosophen der Gegenwart.

Er fühle sich nach den Terroranschlägen von New York und
Washington in seiner Philosophie der Dekonstruktion, in der es keine absolute Wahrheit und keinen letzten Sinn gibt, bestätigt, sagte der Philosoph nach der Ehrung. "Mein unbedingtes Mitgefühl, das den Opfern des 11. September gilt, hindert mich nicht, es auszusprechen: Ich glaube angesichts dieses Verbrechens an die politische Unschuld
von niemanden."

Mit Blick auf die bevorstehende Vergeltungsaktion der USA
erklärte Derrida, dass sich niemand von eigenen Fehlern, dem eigenen Unrecht, den Irrtümern der eigenen Politik freisprechen könne - auch nicht in dem Augenblick, "da man den furchtbarsten Preis für sie zahlt."

Der Bochumer Philosoph Berhard Waldenfels sagte in seiner
Laudatio, Derridas Schriften zeichneten sich durch große
Experimentierlust und Fachgrenzen überschreitende Vielfalt aus. Dies öffne auch für jene Türen, die sich von Theodor W. Adornos Denken anregen lassen. Derrida habe den Deutschen geholfen, ihre Philosophen neu und anders zu verstehen.

Derrida wurde 1930 als Sohn jüdischer Eltern in Algerien geboren. In den 80er Jahren baute er in Paris das "Collège International de Philosophie" mit auf. Zu seinen bekanntesten Büchern gehört "Die Schrift und die Differenz" von 1972.

Die Stadt Frankfurt ehrt mit dem Adorno-Preis seit 1977
Persönlichkeiten für hervorragende Leistungen auf den Gebieten der Philosophie, Musik, des Theaters und des Films. Der im Drei-Jahres-Rhythmus vergebene Preis war bislang mit 50.000 Mark dotiert. Zu den früheren Preisträgern gehören der Komponist Pierre Boulez (1992) sowie der Regisseur Jean-Luc Godard (1995). (dpa 23.9.2001)