Deutlich mehr TV-Gelder für Frauen-Bundesliga
12. Oktober 2022Auf dem Podium der Pressekonferenz des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) waren ausnahmslos zufrieden lächelnde Gesichter zu sehen, immer wieder wurde von einem "historischen Tag" für den deutschen Frauenfußball geredet. Der Grund: eine Rekord-Geldsumme für die TV-Rechte an der Frauen-Bundesliga. Nach Angaben des DFB werden für die vier Spielzeiten 2023/24 bis 2026/27 insgesamt 20,7 Millionen Euro erlöst. Das macht pro Saison 5,17 Millionen Euro. Die Einnahmen aus den Fernsehrechten steigen damit im Vergleich zur laufenden Saison um das 16-Fache. Sie sei über den neuen Fernsehvertrag "sehr positiv überrascht", sagte DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch, die in der Verbandsspitze für den Frauen- und Mädchenfußball zuständig ist.
Die größten Pakete haben die Bezahlsender "DAZN" und "Magenta Sport" erworben. Sie zeigen alle 132 Saisonspiele live. Der frei empfangbare Sender "Sport1" überträgt die Montagsspiele der Liga, die ab Mitte 2023 eingeführt werden. Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF sicherten sich die Rechte für zehn Live-Übertragungen. Die Spieltage erstrecken sich von Freitag bis Montag, mit unterschiedlichen Anstoßzeiten. Es gibt also keine Partien, die parallel gespielt werden.
Platz zwei in Europa bei den TV-Einnahmen
"Die signifikante Steigerung der Erlöse spiegelt die Attraktivität des Frauenfußballs in Deutschland wider und wird dazu beitragen, die Entwicklung der Frauen-Bundesliga weiter zu forcieren", sagte der für das Frauenteam des VfL Wolfsburg zuständige Geschäftsführer, Tim Schumacher. Die Wolfsburgerinnen hatten in der vergangenen Saison das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal gewonnen.
Laut DFB liegt die Bundesliga mit den Erlösen aus den TV-Rechten ab der kommenden Saison europaweit an zweiter Stelle, etwa auf dem Niveau der spanischen Liga F. Lediglich die englische Women's Super League kassiere mehr an Fernsehgeldern. In England war 2021 ein TV-Vertrag über drei Jahre ausgehandelt worden, der Einnahmen von rund acht Millionen Pfund (mehr als neun Millionen Euro) pro Saison beschert.
Im Vergleich zu den TV-Einnahmen der Männer-Ligen hinken die Frauen-Ligen allerdings noch deutlich hinterher. So kassiert die Deutsche Fußball Liga (DFL) für die Übertragungen der Bundesliga-Spiele aktuell rund 1,1 Milliarden Euro pro Saison, die englische Premier League etwa zwei Milliarden Euro.
Künftig zwei Länderspiele im Jahr zur Primetime
Die Rechte an den Länderspielen der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bleiben bei ARD und ZDF. Im Vertrag ist allerdings die Klausel enthalten, dass mindestens zwei Begegnungen pro Jahr abends in der Primetime gezeigt werden müssen. Deutsche Nationalspielerinnen hatten nach den begeisternden Auftritten bei der EM in England unter anderem Abend-Spiele zur besten Sendezeit gefordert, um den Frauenfußball voranzubringen.
Weniger glücklich dürften die Spielerinnen mit den neuen Bundesliga-Montagsspielen sein, die im Männerfußball nicht zuletzt wegen Fan-Protesten abgeschafft wurden. Einige Spielerinnen hatten darauf hingewiesen, dass es in der Bundesliga noch viele Frauen gebe, die vom Fußball allein nicht leben könnten und deshalb einer Arbeit nachgingen. Für diese sei der Anstoßtermin montags um 18 Uhr ein Problem.