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Gesellschaft

"Frauen können alles"

12. November 2018

Bundesfrauenministerin Franziska Giffey und Kanzlerin Angela Merkel würdigten 100 Jahre Frauenwahlrecht in Berlin. Beide Politikerinnen forderten mehr Frauen in der Politik, unter anderem im Bundestag und in der NATO.

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Festakt 100 Jahre Frauenwahlrecht (Foto: picture-alliance)
Würdigten das Frauenwahlrecht: Kanzlerin Merkel zusammen mit (v.l.n.r.) Rita Süssmuth, Manuela Schwesig, Franziska Giffey, Sabine Bergmann-Pohl und Ursula Lehr.Bild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

"Wenn wir ein paar mehr Frauen bei der NATO sind, wird es nicht unfriedlicher auf der Welt", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie machte beim Festakt zum 100. Jahrestag zur Einführung des Wahlrechts für Frauen in Deutschland klar, dass Deutschland zwar heute viel weiter sei als Anfang des 20. Jahrhunderts, es aber immer noch viel zu tun gebe. "Niemand lacht ein Mädchen heute mehr aus, wenn es sagt, dass es später Ministerin oder Kanzlerin werden will", sagte Merkel. Sie habe gehört, dass einige Kinder gar fragen, ob ihre Position auch ein Mann besetzen könne. Aber: "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer", so Merkel. "Aus der Tatsache, dass es mich gibt, darf kein Alibi werden."

So müssten Frauen in Deutschland häufiger in hohen wirtschaftlichen oder politischen Positionen vertreten sein. "Sollte eine Frau an der Spitze eines Dax-Unternehmens stehen, sollte das keine Besonderheit sein, sondern der erste Schritt zur Normalität", betonte Merkel.

Angela Merkel beim Festakt zu 100 Jahren Frauenwahlrecht (Foto: picture-alliance)
Kinder fragen, ob auch ein Mann Kanzlerin werden dürfe, berichtete Angela MerkelBild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Mit Blick ins Ausland machte Merkel hingegen deutlich, dass Deutschland nicht mit einer "fast überheblichen Art" auf andere Länder schauen solle, wie weit sie in Sachen Gleichberechtigung seien. So spielen Frauen in Afrika eine wichtige Rolle in Gesellschaft und Politik, sagte die Kanzlerin. Ein Beispiel, was sie nannte, war die Kommission der Afrikanischen Union: "Qua Festlegung ist sie paritätisch besetzt, was ich eine gute Sache finde." 

Zu wenige Politikerinnen in Deutschland

In Deutschland seien viel weniger Frauen in hohen politischen Positionen, wie auch Bundesfrauenministerin Franziska Giffey sagte. Derzeit seien in keinem Parlament in Deutschland Frauen paritätisch vertreten. Im Bundestag sei der Frauenanteil nach der vergangenen Wahl sogar um sechs Prozent auf 31 Prozent gesunken und habe damit den Stand von vor 20 Jahren, kritisierte Giffey. Das müsse sich ändern, sagte die Ministerin, die sich damit hinter die gleichlautende Forderung ihrer Kabinettskollegin, Bundesjustizministerin Katarina Barley, stellte. 

Franziska Giffey beim Festakt zu 100 Jahren Frauenwahlrecht (Foto: Imago/M. Heine)
Bundesfrauenministerin Franziska Giffey sprach sich für mehr Frauen im Bundestag ausBild: Imago/M. Heine

Zudem machte Giffey deutlich, dass das Wahlrecht den Frauen weder geschenkt wurde, noch sei es automatisch gekommen. Viele engagierte Frauen hätten sich damals für ihr Recht eingesetzt. Aber: "Nichts ist von Dauer. Es ist wichtig, die Rechte der Frauen immer wieder neu zu behaupten." Das sei auch heute noch der Fall.

Denn: "Frauen können alles", betonte die Ministerin. Das sei Fakt und Forderung zu gleich. Auch heute müssten die Frauen weiter streiten: für gleichen Lohn für gleiche Arbeit, für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Aufwertung sozialer Berufe und den Schutz vor Gewalt.

Rat der Volksbeauftragten ermöglichte Frauenwahlrecht

Das aktive und passive Wahlrecht für Frauen in Deutschland war am 12. November 1918 vom damaligen "Rat der Volksbeauftragten" - der Übergangsregierung bis zu den ersten Wahlen - in einem Aufruf mit Gesetzescharakter verkündet worden.

Historisches Bild: Lange Schlange vor Wahllokal (Foto: picture-alliance)
Eine lange Schlange vor einem Berliner Wahllokal bildete sich am 19.1.1919, als Frauen das erste Mal wählen konntenBild: picture-alliance/akg-images/O. Haeckel

Die erste Wahl, bei der Frauen stimmberechtigt und wählbar waren, war die Wahl zur Weimarer Nationalversammlung am 19. Januar 1919. Das erste Land überhaupt, in dem Frauen wählen durften, war übrigens Neuseeland. Dort durften Frauen schon 1893 an die Wahlurnen treten.

jmw/uh (www.100-jahre-frauenwahlrecht.de, afp, dpa, epd)