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French Open: Djokovic steht zu Äußerung über Serbien

1. Juni 2023

Der serbische Tennisprofi Novak Djokovic sorgt mit seinen politischen Äußerungen über seine Heimat für internationale Unruhe. Die großen Sportverbände halten sich zurück. Eine Strafe droht dem Serben bislang nicht.

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 Novak Djokovic
Tennisprofi Novak Djokovic meldet sich auch immer wieder zu politischen Fragen zu WortBild: Thibault Camus/AP Photo/picture alliance

Nach seinem Zweitrundenerfolg bei den French Open in Paris gegen den Ungarn Marton Fucsovic (7:6, 6:0, 6:3) am späten Mittwochabend strahlte Tennisprofi Novak Djokoivic als wäre nichts gewesen. Auch als die Sprache dann auf das Thema kam, mit dem der Serbe für große politische Unruhe sorgte, veränderte sich seine freundliche Miene nicht. "Es macht mir nichts aus, das zu sagen. Ich würde es wieder tun. Natürlich bin ich mir bewusst, dass viele Leute anderer Meinung sind, aber es ist, wie es ist", sagte der 36-Jährige in Bezug auf seine Sätze zwei Tage zuvor.

Was war passiert? Der Serbe hatte seine sportliche Welt verlassen und sich auf die politische Bühne begeben - und damit für Ärger gesorgt. Nach seinem Erstrundensieg gegen den Amerikaner Aleksandar Kovacevic hatte Djokovic "Kosovo ist das Herz Serbiens. Stopp der Gewalt!" auf die Linse einer TV-Kamera geschrieben. Der Tennisprofi hatte erklärt, dass er sich "als Persönlichkeit des öffentlichen Lebens" verpflichtet fühle, "Unterstützung für unser Volk und ganz Serbien zu zeigen".

Keine weiteren Kommentare von Djokovic 

Die französische Sportministerin Amelie Oudea-Castera meldete sich daraufhin zu Wort und kritisierte die politische Botschaft von Novak Djokovic als "nicht angemessen". Zugleich sprach sie eine Warnung an den serbischen Tennisstar aus. "Wenn es um die Verteidigung von Menschenrechten geht und darum, Menschen bei universellen Werten zusammenzubringen, darf dies jeder Sportler tun", sagte sie beim TV-Sender France 2. Die Botschaft von Djokovic sei aber "militant, sehr politisch" gewesen und dürfe nicht wiederholt werden. Djokovic selbst hielt sich am Mittwoch zurück. "Ich möchte dazu nichts mehr sagen, ich habe alles gesagt was nötig ist", fügte Djokovic noch hinzu.  

Tennis Roland Garros | Novak Djokovic
Novak Djokovic gibt sich nach seinem Zweitrundensieg bei den French Open entspanntBild: Thibault Camus/AP Photo/picture alliance

Hintergrund der Aktion von Djokovic sind die jüngsten Unruhen im serbisch dominierten Norden des Kosovos. Militante Serben hatten gegen die Einsetzung neuer Bürgermeister in Zvecan und weiteren Gemeinden protestiert. Dabei wurden 30 Soldaten der von der NATO geführten Kosovo-Schutztruppe KFOR verletzt. Außerdem wurden laut einem Krankenhaus in Mitrovica 53 Serben verletzt. Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 2008 für unabhängig erklärt. Serbien erkennt die Eigenstaatlichkeit seiner einstigen Provinz nicht an und verlangt die Rückgabe.

IOC zum Handeln aufgerufen 

Turnierdirektorin Amelie Mauresmo habe mit Djokovic und seinem Team gesprochen und auf die Prinzipien von "Neutralität" hingewiesen, berichtete Sportministerin Oudea-Castera. Die Organisatoren hatten offen gelassen, ob es konkrete Konsequenzen für die Aktion gibt und in einem allgemeinen Statement nur darauf hingewiesen, dass bei allen Grand-Slam-Turnieren die gleichen Regeln gelten würden.  

Das Nationale Olympische Komitee Kosovos rief das Internationale Olympische Komitee (IOC) dazu auf, vom Weltverband ITF eine Untersuchung des Vorfalls und ein Disziplinarverfahren gegen Djokovic zu fordern. Das IOC war für eine Stellungnahme angefragt. 

ITF will nicht reagieren

Die ITF hat derweil kein Disziplinarverfahren eröffnet. Ihr Präsident David Haggerty sagte der Nachrichtenagentur AP am Mittwochmorgen, man  habe einen Brief aus dem Kosovo erhalten, beantwortet und an den französischen Ausrichter des Grand-Slam-Turniers sowie die Herren-Organisation ATP weitergeleitet. "Sie machen die Regeln für dieses Event." Und der ITF-Präsident ergänzte, dass Athleten vorsichtig mit ihren politischen Ansichten sein müssten. "Wir reden über Sport und Politik und wir müssen dies getrennt halten."