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Freundliches Quartalszahlengewitter

Rolf Wenkel (mit dpa, reuters)6. August 2015

Super-Donnerstag für deutsche Unternehmen: Viele haben heute ihre Halbjahreszahlen vorgelegt. Die fielen größtenteils erfreulich aus, auch dank eines gesunkenen Euro-Wechselkurses.

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Deutschland Autos Export
Bild: picture-alliance/dpa/I. Wagner

Firmen, die einen Großteil ihrer Geschäfte außerhalb der Eurozone machen, profitieren schon rechnerisch vom schwachen Euro. Wenn sie ihre Waren etwa in US-Dollar verkaufen, steigt allein durch den veränderten Wechselkurs der Umsatz in Euro.

Dieser Effekt hat dem Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck über Probleme bei einigen wichtigen Medikamenten hinweg geholfen. Der Umsatz kletterte im zweiten Quartal um 14,4 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Aus eigener Kraft, also ohne den Rückenwind des schwachen Euro, stiegen die Erlöse lediglich um 2,2 Prozent.

Der Spezialchemiekonzern Lanxess hat nach einem starken Quartal seine Prognose erneut angehoben. Angetrieben von der Euro-Schwäche und einer anziehenden Konjunktur legte der Umsatz von April bis Ende Juni um 4,3 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro zu. Der Gewinn schnellte mit gut 58 Prozent auf 87 Millionen Euro noch kräftiger in die Höhe.

Auch der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport spürt den Rückenwind durch den schwachen Euro und bleibt auf Wachstumskurs. Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz um 10,6 Prozent auf 1,24 Milliarden Euro. Positiv wirkten sich neben dem schwachen Euro auch Zukäufe, das Passagierwachstum und höhere Umsätze in den Geschäften am Flughafen aus. Der Gewinn kletterte um knapp elf Prozent auf 98 Millionen Euro.

Nicht immer hilft der Euro

Doch nicht immer hilft ein schwacher Euro. So haben das kriselnde Frachtgeschäft und die Streiks der Gewerkschaft Verdi den Gewinn des weltgrößten Logistikkonzerns Deutsche Post DHL im zweiten Quartal deutlich sinken lassen. Allein der Tarifkonflikt riss ein Loch von rund 100 Millionen Euro in die Bilanz des Bonner Konzerns. Aber auch den seit knapp zwei Jahren andauernden Gewinnrückgang im Frachtgeschäft konnte Konzernchef Frank Appel nicht stoppen. Der Konzerngewinn brach im zweiten Quartal auf 326 Millionen Euro ein – im gleichen Vorjahreszeitraum waren es noch 461 Millionen Euro.

Die Deutsche Telekom legt dank ihres florierenden US-Geschäfts und der Euroschwäche weiter stark zu. Im zweiten Quartal trug aber auch erneut der deutsche Heimatmarkt zum Umsatzplus von im Jahresvergleich 15,3 Prozent auf 17,43 Milliarden Euro bei. Ohne Wechselkurseffekte und Zu- und Verkäufe hätte der Anstieg bei 5,7 Prozent gelegen. Unter dem Strich blieb der Konzerngewinn wegen höherer Sonderbelastungen bei 712 Millionen Euro stabil. Die Jahresziele behielt das Management bei. "Wir haben die guten Zahlen des ersten Quartals eindrucksvoll bestätigt", sagte Vorstandschef Tim Höttges.

Der fränkische Sportartikelhersteller Adidas hat dank eines starken Wachstums seiner Kernmarken Umsatz und Betriebsgewinn im zweiten Quartal unerwartet deutlich gesteigert. Die Erlöse kletterten um 14,9 Prozent auf 3,91 Milliarden Euro.. Das Betriebsergebnis legte um 7,6 Prozent auf 234 Millionen Euro zu.

Zuwächse quer durch alle Branchen

Der Autozulieferer Dürr, der praktisch alle Automobilhersteller der Welt mit schlüsselfertigen Lackieranlagen versorgt, hat nach einem kräftigen Zuwachs im zweiten Quartal einen optimistischen Ausblick auf das Gesamtjahr gegeben. Bei Auftragseingang und Umsatz werde das Unternehmen das obere Ende des Zielkorridors von jeweils 3,5 Milliarden Euro erreichen, erklärte der Vorstand. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern betrug 60,5 Millionen Euro nach 45 Millionen Euro im Vorjahresquartal.

Der Rüstungskonzern und Automobilzulieferer Rheinmetall ist im ersten Halbjahr kräftig gewachsen und daher für das Gesamtjahr optimistischer. Bei einem Umsatzplus von zwölf Prozent auf 2,4 Milliarden Euro habe sich der operative Gewinn auf 79 Millionen Euro mehr als verdoppelt, teilte der Düsseldorfer Konzern mit. Beide Unternehmensbereiche hätten auch dank eines seit 2013 laufenden Programms zur Kostensenkung ihr Ergebnis verbessert.

Die niedrigen Zinsen haben dem weltweit zweitgrößten Gabelstaplerhersteller Kion zu einem kräftigen Gewinnsprung verholfen. Im zweiten Quartal legte der Überschuss um 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 52,5 Millionen Euro zu. Dabei profitierte der MDax-Konzern vor allem von einem gesunkenen Zinsaufwand, nachdem er zwei Unternehmensanleihen abgelöst hat. Zudem verkaufte Kion in Westeuropa und in China mehr Gabelstapler.