Friedensnobelpreis: Wer hat die besten Chancen?
Am Freitag wird bekannt gegeben, wer den Friedensnobelpreis erhält. 226 Menschen und 115 Organisationen sind im Rennen - ernsthafte Chancen haben aber nur wenige. Ein Überblick über die aussichtsreichsten Kandidaten.
Nord- und Südkorea
Nord- und Südkorea haben sich in den vergangenen Monaten deutlich angenähert. Es kam zu einem symbolträchtigen Treffen von Südkoreas Präsident Moon Jae-In und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-Un im Grenzdorf Panmunjom. Allerdings verläuft die von Kim angekündigte Abrüstung von Atomwaffen schleppend, außerdem ist die Menschenrechtslage in Nordkorea immer noch sehr schlecht.
Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed
Angenähert haben sich auch Äthiopien und Eritrea. Das liegt am äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed - im Bild umarmt er den eritreischen Staatschef Isayas Afewerki. Ahmed söhnte sich mit dem Nachbarland aus, indem er einen Kompromissvorschlag für die Grenzziehung akzeptierte. Ein Problem könnte sein, dass die Nominierungsfrist für den Nobelpreis vor seinem Amtsantritt im April endete.
UNHCR und das Welternährungsprogramm
Der Friedensnobelpreis geht immer mal wieder an UN-Organisationen. So könnte es auch in diesem Jahr sein. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR und das Welternährungsprogramm gelten als Kandidaten. Beide Organisationen leisten in einer Zeit mit Kriegen, Hungersnöten und großen Fluchtbewegungen wichtige Aufgaben bei der Versorgung von Menschen. Es wäre bereits der dritte Friedensnobelpreis für das UNHCR.
SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen
Ebenfalls bekannt für die Flüchtlingshilfe sind die Nichtregierungsorganisationen SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen. Beide engagieren sich in der Seenotrettung im Mittelmeer. Ein Nobelpreis für die beiden Organisationen wäre auch ein Zeichen in Richtung der europäischen Regierungen, die die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer kritisch sehen oder aktiv behindern.
Denis Mukwege
Der kongolesische Arzt Denis Mukwege ist ebenfalls ein aussichtsreicher Kandidat. Er kämpft seit Jahren gegen sexuelle Gewalt im Krieg und gibt Vergewaltigungsopfern neue Hoffnung. Mukwege leitet ein Krankenhaus in Bukavu, das Opfer von Massenvergewaltigungen in der Demokratischen Republik Kongo behandelt. Er könnte den Nobelpreis gemeinsam mit einer anderen Kämpferin für Frauenrechte erhalten...
Nadia Murad
... nämlich Nadia Murad. Die Jesidin aus dem Irak hat als Sklavin der Terrormiliz IS Folter und sexuelle Gewalt erlebt. Inzwischen ist sie UN-Botschafterin und engagiert sich für Jesiden. Sie wäre die 17. Frau, die den Friedensnobelpreis erhält. Zuletzt bekam die pakistanische Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai im Jahr 2014 den Preis.
Pressefreiheit
Beobachter halten es für möglich, dass das Nobelpreis-Komitee in diesem Jahr ein Zeichen für die Presse- und Meinungsfreiheit setzt. Deshalb sind als Preisträger Zeitungen wie die türkische "Cumhuriyet" im Gespräch, ebenso wie der inhaftierte saudische Blogger Raif Badawi. Weltweit bezahlen Journalisten kritische Berichterstattung immer wieder mit ihrer Freiheit oder sogar ihrem Leben.
Bürgerrechte
Vielleicht macht eine Bürgerrechtsorganisationen das Rennen. Als Kandidaten gelten die amerikanische ACLU und die russische Gruppe Memorial. Die Aktivistin Swetlana Gannuschkina (im Bild) setzt sich für Flüchtlinge in Russland ein, auch gegen staatlichen Widerstand. ACLU engagiert sich unter anderem für die Gleichberechtigung von Homosexuellen und gegen Polizeigewalt in den USA.
Selten unumstritten
Egal wer den Friedensnobelpreis erhält, unumstritten sind nur wenige Preisträger. In den vergangenen Jahren gab es besonders Kritik an der Auszeichnung des damaligen US-Präsidenten Barack Obama und der Europäischen Union. Traditionell wird der Preis am 10. Dezember in Oslo überreicht. Im vergangenen Jahr ging er an das Anti-Atomwaffen-Bündnis Ican. Der Preisträger erhält rund 850.000 Euro.