Heavy Metal-Festival in Wacken
28. Juli 2015Es fing 1990 mit ein paar hundert Besuchern an - und jetzt ist es zum größten Heavy-Metal-Ereignis der Welt geworden. Das hätten die Gründer des Festivals damals nicht gedacht, als sie auf der Kuhwiese vor ihrem 1800-Seelen-Dorf die erste Rock'n'Roll-Sause mit sechs Bands organisierten.
Nun spielen mehr als 100 Bands dort, vor fast 80.000 Leuten. Das Dorf Wacken liegt irgendwo zwischen Hamburg und Flensburg, ganz im Norden der Republik. Drum herum: Wiesen, Weiden, Felder und ein paar Bäume. Während des Festivals aber bekommt Wacken einen Nachbarort, der gut 40 Mal so groß ist: Holy Wacken Land, das Festivalgelände mit mehreren Areas, Bühnen und einem riesigen Zeltplatz.
Friedliche Invasion der Heavy Metal-Fans
Hier schlägt vier Tage lang das Herz des Heavy Metal, laut und schnell. 24 Stunden lang. Denn wenn die Bands irgendwann in den Morgenstunden Feierabend machen, geht die Party auf den Campingplätzen weiter. Schlaf gilt in diesen Tagen als völlig überbewertet, ebenso wie Duschen oder gesundes Essen. Hauptnahrungsquelle ist Bier, manche grillen auch zwischendurch mal eine Wurst oder machen eine Dose Ravioli auf. Den Rest besorgen die Musik und die Atmosphäre: Wacken zieht zwar zigtausend sehr gefährlich aussehende Menschen mit langen Haaren und schwarzen Klamotten an. Aber kein Festival gilt als so friedlich wie dieses.
So nehmen es auch die Bewohner von Wacken jedes Jahr mit fast stoischer Gelassenheit hin, wenn ihr Dorf von der gut gelaunt grölenden Masse heimgesucht wird. Der Schlachtruf "Wackeeeen!" wird begleitet von der berühmten Frittengabel, dem Handzeichen der Rockfans, Faust mit ausgestrecktem kleinen und Zeigefinger.
Wackens Wall of Death
Die Wackener sind längst in das Geschehen mit einbezogen. Immerhin steht die Hauptbühne auf dem Acker eines Wackener Bauern. Und alljährlich wird das Festival von der örtlichen Feuerwehr-Blaskapelle eröffnet. Die "Fire Fighters" spielen gnadenlos Bierzeltklassiker, die Fans vor der Bühne klatschen, schunkeln und singen mit.
Die Metalheads können aber auch anders: Wenn die Bands auf den Bühnen abrocken, kann es im Publikum schonmal so aussehen als sei eine Massenpanik ausgebrochen. Die Menge wogt, teilt sich, und rennt in atemberaubenden Tempo wieder zusammen, Menschen prallen aufeinander, hunderte bewegen sich plötzlich gegen den Strom. Die "Wall of Death" ist Pflichtprogramm, ebenso wie das Crowdsurfing - Fans werden auf den Händen durch das Publikum getragen. Nicht erlaubt, aber toleriert.
Louder than Hell
Auf dem Wacken Open Air ist man unter sich. Deswegen kommen nicht nur treue Fans immer wieder her, auch viele Bands sind hier Dauergäste. So wie Motörhead etwa, die sich "wie die Hausband von Wacken" fühlen. Stammgäste sind auch Doro Pesch - eine der wenigen Metal-Frauen - sowie Cannibal Corpse oder Subway to Sally. Auch die ganz Großen haben schon in Wacken gespielt: Iron Maiden, Deep Purple, Scorpions, Type-O-Negative, Rammstein oder Slayer.
Für dieses Jahr haben sich unter anderem Sepultura, Rob Zombie, Judas Priest, Waltari, Oomph!, Biohazard und sogar New Model Army angesagt. Alles - wie immer - unter dem Motto: "Louder than Hell!"
Metal Battle
Wacken hat bereits mehrere Filmemacher inspiriert. So hat die Koreanerin Cho Sung-Hyung mit dem Film "Full Metal Village" dem Festival 2006 ein filmisches Denkmal gesetzt. Zum 25-jährigen Jubiläum im vergangenen Jahr legte Norbert Heitker mit dem Kinofilm "Wacken 3D" nach.
Dieses Jahr wird auch die Deutsche Welle mit ihren Kameras dabei sein. Hauptaugenmerk ist das Wacken Metal Battle: Aus 30 Ländern kommen Newcomerbands, die in Wacken die Chance ihres Lebens wittern. Zwei Tage lang läuft der Wettbewerb, jede Band darf 20 Minuten spielen. Wer dann nicht von der Bühne verschwindet, dem wird der Ton abgedreht. In der Jury sind alle dreißig Teilnehmerländer vertreten. Hinzu kommen Musiker und Fachjournalisten. Die ermitteln dann die fünf besten Bands.
In diesem Jahr treten nicht nur die klassischen Metal-Nationen wie Finnland oder Großbritannien auf. Auch Bands aus dem Mittleren Osten oder Uruguay machen mit. Große Chancen haben auch Bands mit Frontfrauen. Denn die gibt es im Metalbereich bisher eher selten. Im vergangenen Jahr hat die spanische Band In Mute mit ihrer Sängerin Estefania Garcia gewonnen.
Allen fünf Siegern des Wacken Metal Battle winken Geld- und Sachpreise. In diesem Jahr bekommt jede Gewinnerband ein Porträt, das in der DW-Sendung PopXport ausgestrahlt wird.