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Turnier in der Krisenregion

Daniel Pelz3. Juli 2013

In diesem Jahr fand das Fußballturnier des Ost- und Zentralafrikanischen Fußballverbands in Sudans Krisengebieten Darfur und Südkordofan statt. Dabei ging es nicht nur um Sport, sondern auch um eine politische Botschaft.

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Fußballturnier im Sudan (Foto: AFP)
CECAFA Fussball-CupBild: EBRAHIM HAMID/AFP/Getty Images

Das deutsche Auswärtige Amt warnt vor Reisen nach Darfur wegen "militärischer Konflikte und Bandenaktivitäten". Und auch Südkordofan gilt als gefährlich. In den letzten zehn Jahren haben fast zwei Millionen Menschen der Region ihre Häuser wegen der Kämpfe zwischen Rebellen und Truppen der Regierung sowie einer Vielzahl ethnischer Konflikte verlassen, 300.000 von ihnen erst seit Beginn dieses Jahres. Die Zahl der Getöteten wird auf 300.000 geschätzt. Auch der Vorsitzende der afrikanischen UN-Friedensmission in Darfur, Mohamed Ibn Chambas, sagte, er mache sich "ernsthafte Sorgen über die Verschlechterung der Sicherheitslage."

Auto der UN-Friedenstruppen (Foto: AFP)
UN-Friedenstruppen haben Schwierigkeiten, die Gewalt in Darfur einzudämmenBild: ASHRAF SHAZLY/AFP/Getty Images

Rebellen der sudanesischen "People's Liberation Army-North" tragen in der Grenzregion zum Südsudan einen blutigen Konflikt mit der sudanesischen Armee aus. Mehr als 200.000 Menschen sind nach Südsudan geflohen, um den Kämpfen zu entkommen. Die Vereinten Nationen vermuten, dass mehr als eine Million Menschen in der Region von den Gefechten betroffen sind.

Ein Signal für die sudanesische Bevölkerung

Trotz aller Bedenken rollte in den vergangenen zwei Wochen der Ball in der Stadt El Fasher in Darfur und in Südkordofans Hauptstadt Kadugli. Zwölf Mannschaften nahmen in diesem Jahr am CECAFA Kagame Cup für die Länder Ost- und Zentralafrikas teil. "Wir hielten es für eine gute Idee, das Turnier in Kadugli und El Fahser stattfinden zu lassen. Viele behaupten, dass es hier nicht sicher wäre, aber wir wollen den Leuten verdeutlichen, dass es hier an und für sich ungefährlich ist“, so Sudans Informationsminister Ahmed Bilal Osman im Gespräch mit der DW.

Ein sudanesischer Bauer (Foto: dpa)
Für die Menschen in Darfur ist die eigene Grundversorgung ein schwieriger KampfBild: picture-alliance/dpa

Der sudanesische Wissenschaftler und Mitarbeiter des Rift Valley Instituts Magdi El Gizouli sieht in der Austragung des Turniers ein Signal der sudanesischen Regierung an ihre Bevölkerung. "Es ist schon ein Unterschied, ob man in der Zeitung liest, dass Kadugli beschossen wird, oder dass dort ein Fußballturnier stattfindet“, sagt er der DW. "Die Regierung möchte zeigen, dass sie alles unter Kontrolle hat und dass sie in Regionen wie Darfur und Südkordofan für Sicherheit sorgen kann", so El Gizouli weiter.

Ein Versuch Stärke zu demonstrieren

Laut El Gizouli lecke sich die Regierung noch die Wunden nach einem waghalsigen Angriff der Rebellen auf die Stadt Um Rawaba. Die Rebellen hatten den Ort in Zentral-Sudan im April 2013 eingenommen. Um Rawaba liegt nur knapp 500 Kilometer südlich von der Hauptstadt Khartum entfernt. Knapp einen Monat lang konnten die Aufständischen auch Abu Kershola in Südkordofan unter ihre Kontrolle bringen. "Dadurch entstand der Eindruck, dass es im Land unsicher und die Armee schwach und demoralisiert ist", erklärt Magdi El Gizouli.

Ein Flüchtling am 24.8.2004 im Abu Shouk-Lager bei El Fasher in Darfur im Norden des Sudan. Das Abu Shouk-Lager - das ein britischer Repräsentant als das "Hilton" der Darfur-Lager bezeichnete - ist zur Heimat von 57000 Menschen geworden, die von arabischen Reitermilizen - den so genannten «Dschandschawid» - vertrieben wurden. Der Weltsicherheitsrat hat Khartum ein Ultimatum bis zum 30.08. gestellt, die Reitermilizen zu entwaffnen. Mit Unterstützung der sudanesischen Regierung sollen die arabischen Milizen nach UN-Schätzungen in den vergangenen 15 Monaten zwischen 30.000 und 50.000 Menschen getötet und rund eine Million aus Darfur vertrieben haben.
Probleme trotz Fußball - ein Flüchtlingslager bei El FasherBild: picture-alliance/dpa

Der Arabische Frühling hatte im Sudan zwar nicht zu einem Regierungswechsel geführt. Aber im Jahr 2012 hatte es auch in Khartoum - unter anderem wegen der sehr schlechten wirtschaftlichten Situation des Landes - eine Reihe von Protesten gegen die Regierung gegeben. Anfang Juni 2013 drohte eine Dachorganisation aus über 20 Oppositionsparteien sogar, die Regierung von Präsident Omar al-Baschir innerhalb von 100 Tagen zu stürzen.

Friedenssicherung üben?

Die Organisatoren des Ost- und Zentralafrikanischen Fußballverbandes (CECAFA) meinen aber nicht, dass das Turnier politisch instrumentalisiert würde. Trotzdem wurde die Entscheidung, die Spiele in Darfur und Kordofan stattfinden zu lassen, vor allem vor dem Eröffnungsspiel am 18. Juni 2013 stark kritisiert. Drei Teams aus Kenia und Tansania verweigerten ihre Teilnahme an der Meisterschaft aus Sicherheitsgründen.

"Das ist nicht das erste Mal, dass wir außerhalb der Hauptstadt eines Landes ein Turnier organisieren. Und es ist nichts Seltsames daran, das Turnier nach El Fasher und Kadugli zu bringen", sagt CECAFA-Generalsekretär Nicholas Musonye gegenüber der Deutschen Welle.

Trotz aller Kritik möchte die CECAFA erreichen, dass das Tunier als ein Beitrag zur Friedensarbeit in der Region gesehen wird. "Die Menschen kommen zusammen, sie schauen zusammen Fußball und sie sind glücklich. Fußball ist eine Möglichkeit, Frieden und Harmonie zu fördern", so Musonye.

Trotzdem wurde auch im Laufe des Turniers weiter gekämpft. Nach Angaben aus der Region wurden bei Kämpfen in Süd-Darfur Ende Juni 2013 mindestens elf Menschen getötet.