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Die heimlichen Stars der WM-Gruppenphase

Kalika Mehta | Janek Speight | Matt Pearson
4. August 2023

Diese Spielerinnen liefen vor der Fußball-WM in Australien und Neuseeland unter dem allgemeinen Radar, drückten der ersten WM-Phase aber ihren Stempel auf. Das DW-Team bei der WM stellt sie vor.

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Kombobild der Spielerinnen Melchie Dumornay (Haiti), Hinata Miyazawa (Japan) und Mayra Ramirez (Kolumbien).
Starke WM-Auftritte: Melchie Dumornay, Hinata Miyazawa, Mayra Ramirez (v.l.)Bild: James Gourley/Marty Melville/Carl Recine/IMAGO/AFP/REUTERS

Die Weltmeisterschaft der Fußballerinnen in Australien und Neuseeland hatte bereits in der Gruppenphase einige Überraschungen parat. Favorisierte Teams wie die USA, England oder Frankreich taten sich anfangs schwer. Andere, die vor dem Turnier zum Kreis der Titelanwärterinnen gezählt wurden, mussten sogar überraschend die Koffer packen: Der zweimalige Weltmeister Deutschland scheiterte erstmals bei einer WM bereits in der Vorrunde. Das gleiche Schicksal ereilte die Mannschaft Brasiliens, die eigentlich ihren scheidenden Superstar Marta mit dem Weltpokal in den Fußball-Ruhestand verabschieden wollte.

Die 48 Vorrundenspiele zeigten, dass die Welt im Frauenfußball enger zusammengerückt ist. Vermeintliche Außenseiter wie Südafrika oder Jamaika überraschten die Arrivierten. Einige Spielerinnen, die unter dem Radar ins Turnier gestartet waren, drückten der WM ihren Stempel auf. Hier ist unsere Auswahl:

Melchie Dumornay, Haiti

Vor dem Turnier war erwartet worden, dass Europameister England Auftaktgegner Haiti überrennen würde. Schließlich gaben die Mittelamerikanerinnen ihr WM-Debüt. Doch die Engländerinnen hatten große Mühe mit dem Außenseiter und gewannen nur dank eines Elfmetertors mit 1:0. Bei den Haitianerinnen überragte Melchie Dumornay. Sie hatte nicht nur ihre Gegenspielerin, die englische Spielmacherin Keira Walsh, unter Kontrolle, sondern fand sogar Zeit, in die Offensive zu gehen und vor dem Tor der Europameisterinnen für Gefahr zu sorgen.

Obwohl Haiti am Ende als Gruppenletzter ohne Punkte und Tore ausschied, durfte sich Dumornay als Gewinnerin fühlen. Auch in den weiteren Spielen gegen Dänemark und China bestätigte die 19-Jährige ihre Klasse. Sie ist schon jetzt eine komplette Mittelfeldspielerin, die über große Defensivqualitäten verfügt, gleichzeitig aber auch über ein gutes Passspiel und hohe Spielintelligenz. Der französische Meister Olympique Lyon darf sich die Hände reiben. Der europäische Spitzenklub verpflichtete Dumornay, die bislang für den Ligakonkurrenten Stade Reims gespielt hatte, für die neue Saison.

Katie McCabe, Irland

Wie für Haiti war auch für Irland und Katie McCabe nach der Vorrunde Schluss. Ein Punkt gegen Nigeria aus drei Spielen war zu wenig, um das Achtelfinale zu erreichen. McCabe spielt bereits seit acht Jahren für die irische Nationalmannschaft und verkörpert diese wie kaum eine andere Spielerin. Die 27 Jahre alte Angreiferin, vom englischen Spitzenklub FC Arsenal an den Glasgow City FC ausgeliehen, war in den WM-Spielen der Irinnen einfach überall: Sie gewann Zweikämpfe an der Strafraumgrenze, stürmte durch das Mittelfeld, spielte Pässe in die Tiefe, flankte von beiden Seiten.

Die Irin Katie McCabe setzt sich im Zweikampf gegen Nigerias Spielerin Uchenna Kanu durch.
Katie McCabe (l.) war Dreh- und Angelpunkt des irischen SpielsBild: Tertius Pickard/AP Photo/picture alliance

Im Spiel gegen Nigeria schoss McCabe zwar etwas über das Ziel hinaus, als sie Nationaltrainerin Trainerin Vera Pauw aufforderte, eine Auswechslung vorzunehmen. In ihrer Heimat Irland wird McCabe aber trotz des Ausscheidens nach der Vorrunde als Heldin gefeiert: Schließlich gelang ihr beim 1:2 gegen Kanada das erste Tor einer irischen Spielerin bei einer WM.

Mayra Ramirez, Kolumbien

Die Augen der Fußballwelt richten sich aktuell vor allem auf Linda Caicedo, den 18 Jahre alten Nachwuchsstar Kolumbiens. Doch eigentlich ist Mayra Ramirez das Aushängeschild der südamerikanischen Mannschaft, die Deutschland mit 3:2 besiegte und als Gruppenerste ins Achtelfinale einzog. Die 24 Jahre alte Stürmerin ist eine klassische Nummer 9: körperlich robust, sodass sie sich im Strafraum durchsetzen kann. Gleichzeitig ist sie aber auch flink genug, um auf die Flügel auszuweichen.

Auch wenn Ramirez noch auf ihr erstes WM-Tor wartet, band sie in den Gruppenspielen ihre Gegenspielerinnen und öffnete damit ihren Sturmpartnerinnen Räume. "Für mich ist sie Weltklasse", sagte Südkoreas Trainer Colin Bell nach der 0:2-Niederlage gegen Kolumbien. "Sie hält den Ball sehr gut, sie ist ruhig. Wir brauchten manchmal zwei Spielerinnen, um sie aus dem Spiel zu nehmen." 

Lauren James, England

Vor der Weltmeisterschaft wurde Lauren James zwar hoch gehandelt, aber im starken englischen Team nicht unbedingt als Kandidatin für die Startelf gesehen. Nach ihrem Debüt im Nationaltrikot im September 2022 hatte sie in sechs Länderspielen nur insgesamt 317 Minuten gespielt und galt eher als Option für die Ersatzbank. In der WM-Gruppenphase hat sich James zur wichtigsten Offensivspielerin der Europameisterinnen Teams gemausert.

Gegen Dänemark gelang ihr der 1:0-Siegtreffer. Beim 6:1-Erfolg gegen China erzielte sie einen Doppelpack und bereitete drei Treffer vor. Mit insgesamt sechs Punkten (drei Tore, drei Torvorlagen) führt James vor der K.o.-Phase des Turniers Liste der Scorerinnen an. Die 21 Jahre alte Stürmerin vom FC Chelsea überzeugte bislang vor allem durch ihre technischen Qualitäten und ihre herausragende Schusstechnik.

Hinata Miyazawa, Japan

Drei Spiele, drei Siege, 11:0-Tore - Japan, der Weltmeister von 2011 und Vizeweltmeister von 2015, setzte sich in seiner Gruppe nicht nur beeindruckend souverän durch, sondern sorgte mit seinem Fußball auch für einen hohen Unterhaltungswert. Entscheidenden Anteil daran hatte Mittelfeldspielerin Hinata Miyazawa, der insgesamt vier Treffer gelangen und die damit - gemeinsam mit der ausgeschiedenen deutschen Stürmerin Alexandra Popp - die WM-Torjägerinnenliste anführt.

Miyazawas Treffsicherheit überraschte, hatte sie doch zuvor in 25 Länderspielen für Japan nur vier Tore erzielt. Diese Bilanz hat sie nun bei der WM bereits verdoppelt. Die 23-Jährige, die in der japanischen Liga für Mynavi Sendai spielt, strahlte permanent Torgefahr aus und zeigte jene Kaltschnäuzigkeit, die viele etablierte Stürmerinnen vermissen ließen. 

Jessica Silva, Portugal

Als Jessica Silva vor dem Auftaktspiel ihrer Mannschaft gegen die Niederlande unter Tränen die portugiesische Nationalhymne anstimmte, zog sie die Aufmerksamkeit auf sich - und gab diese auch auf dem Platz nicht ab. Die Champions-League-Siegerin von 2020 (damals mit Olympique Lyon) wirbelte mit ihrer Schnelligkeit und ihren Dribbelkünsten die gegnerischen Abwehrreihen durcheinander. Auch jene der USA. Das portugiesische Team hatte den Weltmeister von 2019 beim 0:0 am Rande einer Niederlage.

Die Portugiesin Jessica Silva während des WM-Spiels gegen die USA.
Jessica Silva hat bereits mehr als 100 Länderspiele für Portugal bestrittenBild: Buda Mendes/Getty Images

Die 28 Jahre alte Flügelspielerin Silva kam mit der Empfehlung der vergangenen Saison zur WM: Für den portugiesischen Meister Benfica Lissabon hatte sie in 17 Spielen 17-mal getroffen. Silva kann erhobenen Hauptes aus Neuseeland heimkehren. An ihrer Leistung lag es nicht, dass Portugal als Tabellendritter das Achtelfinale verpasste.

Dieser Text wurde aus dem Englischen adaptiert.