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PEN mit neuem Präsidenten

Marko Langer4. Mai 2013

Keine Einmütigkeit, aber doch Aufbruchstimmung in der deutschen Schriftstellersteller-Organisation PEN: In einer Stichwahl setzte sich Josef Haslinger als Präsident durch. Er will dem PEN mehr Gewicht geben.

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Josef Haslinger, der neue Präsident des deutschen PEN-Zentrums (Foto: picture alliance/dpa-Zentralbild)
Josef HaslingerBild: picture alliance/dpa-Zentralbild

Mit seinen Büchern "Opernball" und "Jáchymov" hat sich Haslinger als Roman-Autor einen Namen gemacht. Seit 1996 lehrt er als Professor für literarische Ästhetik am deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Vor der Wahl bei der PEN-Versammlung in Marburg hatte der in Niederösterreich geborene Autor deutlich gemacht, dass er an der Spitze der Organisation eigene Akzente setzen will: "Die Bedeutung, die PEN in der Öffentlichkeit hat, lässt zu wünschen übrig."

Das überzeugte offenbar die Mehrheit der 109 PEN-Mitglieder, die nach Marburg gekommen sind. Am Ende stimmten 59 für Haslinger, der sich damit gegen zwei Mitbewerber behauptete: gegen die Trägerin des deutschen Buchpreises, Ursula Krechel ("Landgericht") und gegen den Literaturwissenschaftler Thomas Rothschild. Zudem wählten die PEN-Mitglieder Regula Venske zur neuen Generalsekretärin. Sie übernimmt das Amt von Henning Wiesner.

Die Schriftstellerin Ursula Krechel, Trägerin des Deutschen Buchpreises (Foto: dapd)
Ursula Krechel unterlag bei der Wahl in MarburgBild: dapd

"Ein Kranz schöner Frauen"

Dass PEN als Klub gesellschaftspolitisch engagierter Autoren immer um Anerkennung und Reputation kämpfen musste, hat eine lange Tradition. So schrieb Kurt Tucholsky unter seinem Pseudonym Kaspar Hauser 1930 in der "Weltbühne" über eine PEN-Versammlung mit dem ihm eigenen Spott: "Die anwesenden Dichter gelobten, im Frieden Pazifisten zu sein und zu bleiben. Die moderne Literatur hat mit dieser Veranstaltung, der die Spitzen der Behörden und ein Kranz schöner Frauen beiwohnten, bewiesen, dass sie nun endlich repräsentativ geworden ist, ja wir dürfen getrost sagen: nichts als das."

Nichts als das? Damit würde man dem scheidenden PEN-Präsidenten Johano Strasser nicht gerecht. Schließlich hat sich die Organisation unter seiner Führung von Deutschland aus für "Writers in Exil" ebenso stark gemacht wie für "Writers in Prison". So betonte Strasser in seiner Abschiedsrede noch einmal die Bedeutung des Exil-Programms, mit dem PEN verfolgte Autoren unterstützt. Aus der Sicht des 74-Jährigen war ein Wechsel an der Spitze der Organisation fällig. "Wenn man elf Jahre lang Präsident des PEN-Zentrums ist, wird es höchste Zeit, abzutreten", sagte Strasser. 

Nun übernimmt also der 57-jährige Haslinger, für den das Thema Menschenrechte immer zentral ist. In seinem Roman "Jáchymov" zum Beispiel beschreibt er das Schicksal tschechischer Eishockey-Nationalspieler, die 1950 nach zweimaligem Gewinn der Weltmeisterschaft ins Arbeitslager gesteckt werden - wegen angeblich staatsfeindlicher Aktivitäten.

Johano Strasser, deutscher Politologe, Publizist und Schriftsteller war seit 2002 Präsident des deutschen PEN-Clubs (Foto: dpa)
"Höchste Zeit abzutreten": Johano StrasserBild: picture-alliance/ dpa

"Bei PEN steht seit der Gründung die Autonomie und Freiheit an oberster Stelle", sagte der neue Präsident von 130 Mitgliedern. "Im Grund vertritt der PEN ein sehr typisches, westliches, aufgeklärtes Menschenbild." Angesichts der Situation vieler Schriftsteller, Publizisten und Journalisten gibt es für das deutsche ebenso wie für die inzwischen mehr als 140 PEN-Zentren weltweit auch in Zukunft viel zu tun.

Verfolgt, verhaftet, verschwunden

Unverändert sind willkürliche Verhaftungen oder Bestrafungen von Autoren weltweit an der Tagesordnung. In einem Bericht aus dem Jahr 2010, den die Heinrich-Böll-Stiftung in einer großen Ausstellung über das PEN-Zentrum in Berlin dokumentierte, wird ein Bild des Schreckens gezeichnet: "600 Fälle von Gefängnishaft, Angriffen und Morden" allein im ersten Halbjahr, mehr als "200 Schriftsteller und Journalisten verbüßen langjährige Gefängnisstrafen, weil sie von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch machten. 25 Autoren wurden ermordet. Von zehn verlor sich jede Spur".