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Fünf Höfe: Eine neue Tat von Herzog & de Meuron

26. September 2001

Historische Gebäude, abwechslungsreiche Passagen und fantasievolle Innenhöfe bilden ein neues Zentrum für Kunst, Einzelhandel und Gastronomie.

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Das Bauvorhaben "Fünf Höfe" der Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron im Zentrum Münchens gleich neben der Salvatorkirche gehört zu den herausragenden architektonischen Projekten, die in München zurzeit realisiert werden. Historische Gebäude, moderne Architektur, abwechslungsreiche Passagen und fantasievoll gestaltete Innenhöfe bilden ein neues Zentrum für Kunst, Einzelhandel und Gastronomie.

Im Herzen Münchens gelegen, sind die südlichen Partien der "Fünf Höfe" jetzt für Passanten zugänglich. Die komplette Fertigstellung des Projekts, hinter dem die HypoVereinsbank als Eigentümer und Bauherr steht, ist für das Jahr 2003 vorgesehen.

Der erste Wettbewerb zur Gestaltung der "Fünf Höfe" wurde bereits 1994 ausgeschrieben. Gewinner waren die Baseler Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron. Ihr damaliger Entwurf sah einen Totalabriss der ursprünglichen Gebäude und ein Netz von neuen Höfen und Passagen vor. Von diesem fundamentalen Eingriff in die Substanz der nach dem Krieg wiederaufgebauten Münchner Altstadt hat sich die HypoVereinsbank wieder verabschiedet.

Die Schweizer Architekten, die inzwischen weltweit als Pioniere der neuen Einfachheit gefeiert werden, sollten zwar im Inneren des Blocks ihr Passagenwerk errichten, doch die Außenbereiche zu den Straßen sollten ihr gewohntes Gesicht behalten. Nur zur Theatinerstraße hin zeigt sich eine neue Fassade, die so eigenwillig daherkommt, dass ihr der Volksmund sogleich den Spitznamen "Kettenhemd" verlieh.

Es handelt sich dabei um Faltläden aus durchbrochenem, gewelltem Bronzeblech, die sich geschossweise über den dahinter liegenden Fenstern klappen und zur Seite schieben lassen. So ergibt sich, je nach Wind, Wetter und Laune der Nutzer, ein beständig wechselndes Erscheinungsbild aus geschlossenen und geöffneten Flächen. Das Licht, das durch die perforierten Wellblechepaneele nach innen dringt, ist weich und diffus.

Herzstück der 78.000 Quadratmeter großen "Fünf Höfe" ist die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, die als Institution seit 1983 existiert und bisher ein paar Hausnummern weiter residierte. Von Anfang an stand fest, dass die publikumsträchtige Halle in den "Fünf Höfen" ein größeres Domizil erhalten sollte. Am letzten Freitag dann wurde mit der Ausstellung "Der kühle Blick - Realismus der zwanziger Jahre" die neue Hypo-Kunsthalle eröffnet.

Herzog und de Meuron haben die Ausstellungsräume mit jenem makellosen Minimalismus gestaltet, der schon ihre früheren Museumsbauten, angefangen mit dem Haus der Privatsammlung Goetz in München bis zu ihrem Sensationserfolg der Londoner Tate Modern im vergangenen Jahr, turmhoch aus der Masse des Gewöhnlichen heraushob. Es gibt keine störenden Fußleisten oder Steckdosen, kein Schatten trübt das gleichförmige Licht, das von der Decke in alle Ecken der unterschiedlichen, aber jeweils stimmig dimensionierten Räume fällt. Dort kommt die Kunst ohne alle Schnörkel zur Geltung.

Das Konzept der Architekten für die "Fünf Höfe" erweist sich auf der Höhe der Zeit: Konsum, Kaffeepause und Kunst sind unmerklich, aber zugleich untrennbar miteinander verwoben. Jacques Herzog und Pierre de Meuron, beide Jahrgang 1950, gehören heute zu den international gefragtesten Architekten. Sie erhielten den "Pritzker Architecture Prize 2001" für die Gestaltung des Tate Modern Museums in London. Der mit 100.000 Dollar dotierte Preis gilt als höchste Auszeichnung der Branche.