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Fürs Skifahren und Schleifen

Silke Ballweg16. Februar 2004

Weltweit kommen die meisten Schutzbrillen für die Industrie aus dem mittelfränkischen Städtchen Fürth. Doch kaum einer denkt beim Namen Uvex an klobige Schutzbrillen. Trendsetter ist Uvex in einem ganz anderen Bereich.

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Fährt nur mit Uvex: Ski-Rennläuferin Martina ErtlBild: dpa

Apres-Ski in Österreich: In der Talstation, am Fuße der schneebedeckten Berge stehen die Wintersportler in einer kleinen Bar. Die Füße stecken noch in den Ski-Stiefeln, auf den Tischen liegen dicke Handschuhe, Wollmützen und natürlich Skibrillen. Auf denen prangen vier bunte Buchstaben. UVEX.

Für viele Winterbegeisterte ist Uvex fast schon zu einem Synonym für Ski-Brillen geworden. Das Resultat einer erfolgreichen Werbestrategie, die das Unternehmen schon seit den dreißiger Jahren verfolgt. Damals begann die Firma mit der Ausrüstung professioneller Wintersportler und auch heute noch hält das Unternehmen viele Sponsoring-Verträge. Ob Martin Schmitt oder Markus Wasmeier - jede Fernseh-Übertragung von einem Skispringen oder einer Alpin-Meisterschaft trägt den Namen Uvex direkt ins Wohnzimmer der Zuschauer.

Doch nur ein Bruchteil der jährlich weltweit rund 20 Millionen verkauften Brillen sind die bekannten Skibrillen. Den weitaus größeren Umsatz macht das Fürther Familienunternehmen mit seinen Schutzbrillen - nur, kaum einer weiß das.

Einmaliger Wettbewerbsvorteil

Am Standort in Fürth: moderne Produktionsanlagen. Hier werden die Arbeitsschutzbrillen hergestellt, bis zu 40.000 Stück am Tag. Hauseigene Ingenieure und Verfahrenstechniker haben Maschinen entwickelt, die der Firma ihre einzigartige Stellung auf dem Weltmarkt sichern. "Wir in der Lage sind die Vorder- und Rückseite der Scheibe unterschiedlich zu beschichten," sagt Pressesprecher Thorsten Udet. Dadurch kann Uvex Brillen anbieten, deren Kunststoff-Scheiben außen kratzfest sind und innen beschlagfrei.

Das Thema Sicherheit spielt bei dem Unternehmen natürlich eine große Rolle. Sowohl bei der Entwicklung von neuen Brille als auch im Produktionsalltag werden mit den Brillen immer wieder Sicherheits-Tests gemacht. In einer "Beschussanlage" werden kleine Stahlkugel mit einer Geschwindigkeit von 143 Stundenkilometern auf die Brille geschleudert. Auch nach mehrmaligen Tests dürfen sich keine Risse in den Brillengläsern bilden.

75 Jahre Familienunternehmen

Philip Winter gründete das Unternehmen 1926. Als Großhändler er zunächst Schutzbrillen an Industrie und Handwerk. Zu Beginn der dreißiger Jahre begann er schließlich mit einer eigenen Produktion. Doch während der folgenden Kriegs - und Nachkriegszeit war an die Produktion von Brillen erstmal nicht zu denken. Philip Winter stellte sich schnell auf die alltäglichen Bedürfnisse der Deutschen um und improvisierte, sagt der Sohn und heutige Gesellschafter Rainer Winter: "Da sind dann aus Brillenbändern Hosenträgern gemacht worden und aus Holz Kochlöffel. Irgendwie wurde das Überleben auf eine unkonventionelle Art gesichert."

Doch schon in den fünfziger Jahren hatte sich die Firma wieder auf ihr Kerngeschäft konzentriert, 1958 zählte das Unternehmen 250 Mitarbeiter. Zwei Jahre später tritt Sohn Rainer in das Unternehmen ein und erfand die Marke Uvex.

Vom Skifreak bis zum Soldat

Während der vergangenen vierzig Jahre hat das Unternehmen seine Produktpalette erheblich erweitert. Zu den Sport- und Schutzbrillen sind längst Arbeitsschuhe, Spezialkleidung und Helme hinzugekommen. "Sicherheit von Kopf bis Fuß", so heißt heute der Werbeslogan für die Produkte aus dem Arbeitsschutz. Damit hat das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 250 Millionen Euro erwirtschaftet, weltweit sind 1800 Mitarbeiter beschäftigt.

Selbst die Bundeswehr und die britische Armee rüsten ihre Soldaten mit den Brillen von Uvex aus. Und das führte im vergangenen Jahr zu einer Fernseh-Werbung ganz besonderer Art. Denn während des Irak-Feldzugs waren Fernseh-Bilder zu sehen, auf denen sich die Soldaten in der Wüste mit den Uvex-Brillen vor dem Sand schützten. Das bestätigte zwar neuerlich, dass die Brillen einen guten Schutz bieten. Etwas unglücklich war Rainer Winter jedoch schon über die Bilder: "Da hat man schon zwiespältige Gefühle, denn wenn man ein sportliches Image haben will, will man die Marke nicht auf Kriegsschauplätzen sehen."