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Politik

G20 ziehen Lehren aus Corona-Pandemie

21. Mai 2021

Mit stärkerer internationaler Zusammenarbeit wollen die G20-Länder Gesundheitskrisen in Zukunft verhindern. Impfstoff-Hersteller sicherten ärmeren Ländern mehr als einer Milliarde Corona-Impfdosen bis zum Jahresende zu.

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Rome Weltgesundheitsgipfel G20
Bild: Filippo Attili/AA/picture alliance

Die Welt soll gegen globale Gesundheitskrisen besser gewappnet sein, darin sind sich die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) beim virtuellen Weltgesundheitsgipfel in Rom einig. In einer "Erklärung von Rom" einigten sich die G20-Staaten, darunter China, USA und Indien, auf 16 Grundsätze, die mehr Kooperation und eine bessere Verteilung etwa von Impfstoffen versprechen, um in Zukunft besser auf Gesundheitskrisen vorbereitet zu sein.

Ziel der Staats- und Regierungschefs ist demnach, in globale Gesundheitssysteme und medizinisches Personal zu investieren, untereinander mehr Daten auszutauschen und die Überwachung von Krankheiten bei Mensch und Tier zu verbessern. Außerdem befürworten die G20 in ihrer Erklärung ein "multilaterales Handelssystem" und betonen, wie wichtig offene globale Lieferketten in Gesundheitsnotfällen sind. 

Keine Einigung über Aufhebung von Impfstoffpatenten

Die Teilnehmer stimmten ihrer Abschlusserklärung dem Vorschlag einer vorübergehenden globalen Aufhebung des Patentschutzes für Corona-Vakzine nicht zu. Angesichts des Streits um Patentrechte für Corona-Impfstoffe habe die internationale Gemeinschaft anerkannt, wie wichtig diese Rechte seien, um die Produktion zu beschleunigen, erklärte EU-Kommissionschefinvon Ursula der Leyen in Rom. Die EU werde Anfang Juni mit einem Vorschlag an die Welthandelsorganisation WTO die Verwendung von Lizenzen in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie klären.

Rom Weltgesundheitsgipfel G20 Mario Draghi und Ursula von der Leyen
Gastgeber Mario Draghi begrüßt EU-Kommissionchefin Ursula von der Leyen, die eigens nach Rom gekommen istBild: Antonio Masiello/Getty Images

Zum Auftakt des Welt-Gesundheitsgipfels sagte die Europäische Union hundert Millionen Corona-Impfdosen als Spende für das internationale Impfprogramm Covax für Entwicklungs- und Schwellenländer zu. Kommissionschefin von der Leyen betonte die Dringlichkeit, Corona-Impfungen in ärmeren Weltregionen zu ermöglichen. Die Vakzine müssten "jeden erreichen, überall", sagte sie. Die Corona-Krise müsse die letzte globale Pandemie gewesen sein, formulierte von der Leyen als Ziel. Man habe die Lektion in dieser Krise gelernt, sagte von der Leyen. Exportstopps und blockierte Lieferketten wie in dieser Pandemie solle es nicht mehr geben.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte in einer Videoschalte, man habe gelernt, dass die Pandemie nur vorbei sei, wenn alle Zugang zu Impfstoffen hätten. Deutschland werde sich mit 30 Millionen Impfdosen an der EU-Lieferung von 100 Millionen Impfeinheiten an ärmere Länder beteiligen.

Italiens Ministerpräsident Mario Draghi, dessen Land derzeit den Vorsitz der G20-Staaten innehat und den Gipfel ausrichtet, betonte: "Während wir uns schon auf die nächste Pandemie vorbereiten, muss es unsere Priorität sein, sicherzustellen, dass wir alle gemeinsam die aktuelle Pandemie überwinden".

Rome Weltgesundheitsgipfel G20
Die meisten Teilnehmer des G20-Treffens sind per Videoschalte dabeiBild: Filippo Attili/AA/picture alliance

Viele Redner erwähnten Afrika, wo die Corona-Impfkampagne nur sehr langsam vorankomme und Vakzine fehlten - nicht zuletzt, weil die G20-Staaten einen großen Teil davon für sich beansprucht hätten.

UN-Generalsekretär warnt vor verfrühten Hoffnungen auf Pandemieende

Bei allem Optimismus über die Erklärung der G20 warnte UN-Generalsekretär António Guterres davor, die Corona-Pandemie zu früh als besiegt zu betrachten. "Jetzt, wo der Winter im globalen Süden vor der Tür steht, befürchte ich, dass das Schlimmste erst noch kommt", sagte er auf dem Gipfel. Er forderte die Weltgemeinschaft auf, den Zugang unter anderem zu Tests und Impfstoffen fairer zu gestalten. 

Pharmakonzerne überbieten sich geradezu in Lieferzusagen

Mehrere Hersteller von Corona-Impfstoffen sicherten in Videobotschaften ärmeren Ländern die Lieferung von mehr als einer Milliarde Impfdosen bis zum Jahresende zu. BioNTech/Pfizer (rund eine Milliarde Dosen), Moderna (rund 95 Millionen Dosen) sowie Johnson & Johnson (rund 200 Millionen Dosen) versprachen insgesamt zusammen knapp 1,3 Milliarden Einheiten. Die Lieferungen für Entwicklungs- und Schwellenländer sollen in der zweiten Jahreshälfte beginnen. 2022 sollen ebenfalls mehr als eine Milliarde Dosen zur Verfügung gestellt werden. Die ärmsten Staaten sollen demnach nur die Herstellungskosten bezahlen müssen, für Entwicklungsländer soll ein "Niedrigkostenpreis" gelten.

Die EU will außerdem mit einer Milliarde Euro den Bau von Standorten für Impfstoffproduktion in Afrika finanzieren. Die sogenannten Hubs sollen laut von der Leyen über den Kontinent verteilt errichtet werden. Wo genau, verriet sie nicht. Bei einer möglichen Gesundheitskrise in der Zukunft könnten an den Standorten dann Impfstoffe hergestellt werden und afrikanische Länder hätten schneller Zugang, um ihre Bevölkerung impfen zu können.

qu/kle (dpa, afp, rtr