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PolitikFrankreich

Gabriel Attal: Wer ist Frankreichs neuer Premierminister?

Stephanie Höppner mit Agenturen
9. Januar 2024

Mit gerade einmal 34 Jahren wird der bisherige Bildungsminister und enge Macron-Vertraute Gabriel Attal neuer französischer Premierminister. Wofür steht Frankreichs politischer Senkrechtstarter?

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Gabriel Attal
Eine neue Ära für die "Attalmania"? Frankreichs neuer Premier Gabriel Attal gilt als sehr beliebt Bild: Raphael Lafargue/abaca/picture alliance

Bislang war er der jüngste Bildungsminister in der Geschichte des Landes, nun ist er der jüngste Premierminister: Gabriel Attal wurde am Dienstag zum neuen Regierungschef Frankreichs ernannt. Er folgt damit der am Montag zurückgetretenen Regierungschefin Elisabeth Borne. 

Die Ernennung stellt keine große Überraschung dar: Attal gilt als enger Vertrauter von Präsident Emmanuel Macron seit seiner ersten Wahl 2017. "Es ist das erste Mal, dass Macron jemanden ernennt, der ihm so nahe steht", sagte eine Ministerin, die nicht genannt werden wollte. "Nach dem Streit um das Einwanderungsgesetz ist es verständlich, dass er den Schulterschluss sucht", fügte sie hinzu. Das im Dezember verabschiedete Gesetz war so umstritten gewesen, dass Gesundheitsminister Aurélien Rousseau aus Protest zurücktrat.

Frankreich | Emmanuel Macron und Gabriel Attal
Schon seit Jahren enge Vertraute: Emmanuel Macron und Gabriel Attal bei einer Feier 2019 Bild: Raphael Lafargue/abaca/picture alliance

Attal und Macron teilen nicht nur junges Alter, hohen Ehrgeiz und ein angeblich geringes Schlafbedürfnis. Genau wie Macron ist auch Attal ehemaliger Sozialist. 2017 wechselte er von den Sozialisten zur Macron-Bewegung En marche. Vor seiner Ernennung als Premierminister hatte er schon mehrere Posten in der Regierung inne - trotz seiner gerade mal 34 Jahre.

Französische Bilderbuchkarriere

1989 als Sohn eines Anwalts und Filmproduzenten und einer Angestellten in einem Pariser Vorort geboren, genoss Attal eine exzellente Ausbildung. Nach seinem Abitur an einer Privatschule studierte er an der renommierten Science Po in Paris und wurde noch vor seinem Abschluss jüngster Berater und Redenschreiber für die damalige Gesundheitsministerin Marisol Touraine.

Seine Politikarriere ging nahtlos weiter: Mit 28 wurde er jüngster Staatssekretär, mit 29 Parteisprecher, mit 33 Minister. Attal ist mit Stéphane Séjourné, dem Fraktionsvorsitzenden der liberalen Gruppe Renew Europe im Europaparlament, liiert - und damit auch der erste offen homosexuelle Premierminister Frankreichs.

Zwischen Mobbing und Abaya

Zuletzt hatte Attal als Bildungsminister mit Vorstößen von sich reden gemacht, die auch aus dem rechten Lager hätten stammen können. So setzte er sich direkt nach Schulstart für ein Verbot der sogenannten Abaya ein - ein langes Gewand, das unter muslimischen Frauen verbreitet ist. Das Thema sorgte für Empörung und wochenlange mediale Dauerpräsenz. "Er driftet wie Macron immer weiter nach rechts ab", kommentierte ein Ministeriumsmitarbeiter.

Auch das Thema Schuluniform wollte er populärer machen und regte eine Testphase an manchen Schulen an. Das "Sitzenbleiben", also die Wiederholung einer Klasse bei schlechten Noten, wurde wieder möglich. Nach dem Suizid eines Jugendlichen setze er sich zudem für die Bekämpfung von Mobbing ein und wollte sogenannte Empathiekurse nach dänischem Vorbild an Schulen einführen. Schülerinnen und Schüler sollten so für das Thema sensibilisiert werden.

Abaya-Verbot an französischen Schulen
Das Abaya-Verbot brachte Gabriel Attal viel Aufmerksamkeit in seiner Amtszeit als Bildungsminister Bild: Frederic Speich/MAXPPP/dpa/picture alliance

Everybody's Darling?

Mit der Ernennung von Attal hat Macron auf einen Politiker gesetzt, der beim Volk laut Meinungsumfragen höchst beliebt ist. Nach frenetischen Begeisterungsstürmen bei öffentlichen Auftritten sprachen französische Medien gar von einer "Attalmania". 

Seine erste Aufgabe als Regierungschef besteht nun darin, seine Regierungsmannschaft neu zusammenzustellen. Viel Spielraum dürfte er dabei nicht haben. Vermutlich hat der Präsident längst selbst über die Besetzung der Posten entschieden.

Stephanie Höppner Autorin und Redakteurin für Politik und Gesellschaft