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Galeria Karstadt Kaufhof meldet erneut Insolvenz an

9. Januar 2024

Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof beantragt erneut ein Insolvenzverfahren. Es ist das dritte innerhalb weniger Jahre. 15.000 Jobs stehen auf dem Spiel.

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Eingang zum Galeria Kaufhof Warenhaus in einer deutschen Innenstadt.
Schon wieder ein Insolvenzantrag: Der Warenhauskonzern Galeria geht weiter durch schwere ZeitenBild: Thomas Banneyer/dpa/picture alliance

Der letzte deutsche Warenhausriese Galeria Karstadt Kaufhof hat in Folge der Schieflage seines Eigners Signa einen Insolvenzantrag gestellt. Galeria wolle sich mit dem Antrag am Amtsgericht Essen "aus dieser Situation befreien", teilte das Unternehmen am Dienstag mit. "Die zahlreichen Insolvenzen der Signa-Gruppe schädigen (..) Galeria massiv, behindern das laufende Geschäft und schränken durch hohe Mieten und teure Dienstleistungen die künftigen Entwicklungsmöglichkeit stark ein." Galeria-Chef Olivier van den Bossche will den Warenhauskonzern mit seinen noch 92 verbliebenen Filialen und rund 15.000 Beschäftigten erhalten und sucht dazu einen neuen Eigentümer. "Jetzt sind unsere Ziele Eigentümerwechsel und Lösung aus der Umklammerung", betonte van den Bossche. Gespräche mit möglichen Investoren seien angelaufen. Die Gewerkschaft Verdi forderte einen neuen Eigner mit Handelskompetenz.

Der vom Amtsgericht Essen zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte Rechtsanwalt Stefan Denkhaus betonte, die Insolvenzen der Signa-Gruppe hätten die gute Entwicklung von Galeria konterkariert und bedrohten das Unternehmen. "Dem Management blieb deshalb kein anderer Weg, als das Unternehmen im Zuge einer Insolvenz aus dieser Umklammerung zu befreien", betonte er. Eine Zerschlagung sei nicht das Ziel des Insolvenzverfahrens.

Deutschland Baustelle Elbtower in Hamburg - ein Projekt des Signa-Konzerns
Die Pleite des Immobilienkonzerns Signa aus Österreich reißt nun auch den Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof mit in den Abgrund. Bild: Chris Emil Janflen/IMAGO IMAGES

Hohe Mietzahlungen lasten auf Galeria

Die Signa Holding des Tiroler Investors Rene Benko und zahlreiche Töchter hatten bereits Insolvenzanträge stellen müssen. Auch eine Schweizer Tochter, die die Galeria-Beteiligung hält, hatte im vergangenen Jahr Gläubigerschutz beantragt und angekündigt, ihr Portfolio liquidieren zu wollen. Die Signa Holding hatte sich ursprünglich dazu verpflichtet, Galeria einen Betrag von 200 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Zahlungen blieben aber aus. Galeria ächzte Insidern zufolge auch unter hohen Mietzahlungen an die Signa, der auch 18 Immobilien der Galeria-Warenhäuser gehören. Benko hatte zunächst Karstadt übernommen und dann 2019 mit Kaufhof zusammengeführt. Karstadt und später Galeria überstanden zwei Insolvenzverfahren, bei denen auch Staatshilfen flossen. Zu Benkos Holding gehören auch zahlreiche Immobilien in europäischen Metropolen. Die Krise am Immobilienmarkt, hohe Zinsen, explodierende Baukosten und hausgemachte Probleme hatten Benkos Imperium ins Wanken gebracht.

Der Warenhausriese stellt damit den dritten Insolvenzantrag binnen gut drei Jahren. Die Konkurrenz durch Online-Händler von Amazon bis Zalando macht Galeria Karstadt Kaufhof zu schaffen, zahlreiche Management- und Strategiewechsel belasteten die Kette. Aber auch in der Corona-Krise hatten die Warenhäuser Federn gelassen. Dieses Mal sieht der Konzern die Gründe für den Gang vor das Amtsgericht aber in der Signa-Insolvenz und nicht in eigenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Galeria hatte für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 nach früheren Angaben einen operativen Gewinn erwartet. Das wichtige Weihnachtsgeschäft war der Gewerkschaft Verdi zufolge zudem gut gelaufen.

Die Gewerkschaft setzt nun auf einen neuen Eigner mit Expertise im Einzelhandel: "Wünschenswert aus Sicht von Verdi wäre ein strategischer Investor, der Handelskompetenz hat und Galeria Karstadt Kaufhof ermöglicht, als Ganzes erhalten zu bleiben", sagte die im Verdi-Bundesvorstand für den Handel zuständige Silke Zimmer. Die Galeria-Beschäftigten können nun zunächst darauf setzen, Insolvenzgeld zu erhalten. Die Bundesagentur für Arbeit teilte mit, sie habe nach einer detaillierten Prüfung die Voraussetzungen dafür festgestellt. Insolvenzgeld wird für drei Monate gezahlt. 

hb/iw (rtr)