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Gambia verbietet Genitalverstümmelung

26. November 2015

In mehr als 20 afrikanischen Ländern steht der grausame Brauch unter Strafe. Doch in der Bevölkerung ist die Beschneidung von Mädchen noch tief verwurzelt. Gambia sagt der Menschenrechtsverletzung jetzt den Kampf an.

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Blut auf einem Stein nach einer Genitalverstümmelung (Archivbild: Reuters)
Blutiger Stein: Nach einer Genitalverstümmelung in Afrika (Archivbild)Bild: Reuters/S. Modola

Rund 125 Millionen Frauen weltweit wurden Opfer einer Tradition, die sie ihr Leben lang beeinträchtigt, Millionen weitere sind davon bedroht: Die offizielle Zahl der Weltgesundheitsorganisation erfasst noch nicht die hohe Dunkelziffer bei der Genitalverstümmelung, die von Hilfswerken wie "Terre des Femmes" klar als Menschenrechtsverletzung benannt wird.

In einem geographischen Korridor zwischen dem Horn von Afrika und der Westküste des Kontinents ist traditionell ein hoher Anteil der Frauen zwischen 15 und 49 Jahren beschnitten. Aber auch in einigen asiatischen Ländern, etwa Indonesien, kommt Genitalverstümmelung vor - und sogar in Deutschland, wo sie mit hohen Haftstrafen bewehrt ist. Entscheidend ist die jeweilige Gruppenzugehörigkeit und deren kulturelle Tradition.

Präsident: "Hat im Islam keinen Platz"

Mehr als 20 afrikanische Länder haben die Beschneidung von Mädchen inzwischen untersagt. Jetzt hat auch Gambia die weit verbreitete Praxis verboten. Sie habe "im Islam keinen Platz", erklärte der Präsident im Fernsehsender Al-Dschasira.

Nach Schätzungen wurden drei Viertel der Gambierinnen der gefährlichen Operation unterzogen. Dabei werden Teile der weiblichen Sexualorgane entfernt - die Klitoris und häufig auch die inneren Schamlippen. In besonders schweren Fällen wird sogar die Vagina zugenäht und nur eine kleine Öffnung belassen.

Während die Anhänger der Genitalverstümmelung diese mit Verweis auf alte Traditionen und islamische Glaubensvorschriften begründen, ist sie für Kritiker Teil einer patriarchalischen Ordnung, die Frauen und deren Sexualität unterdrückt. Aktivistinnen aus mehreren Ländern kämpfen gemeinsam hiergegen.

Lebenslange Schmerzen

Der Eingriff wird meist bei jungen Mädchen und unter grausamen Bedingungen vorgenommen. Zu den Folgen gehören lebenslange Schmerzen, eine schwere Beeinträchtigung der weiblichen Sexualität, Infektionen wie Tetanus, HIV, Hepatitis und oftmals auch Unfruchtbarkeit.

Menschenrechtler begrüßten die Ankündigung aus dem islamisch geprägten Gambia und erklärten, sie würden die Umsetzung genau beobachten. Präsident Jammeh, der sich 1994 an die Macht geputscht hat, ist freilich wegen seines autokratischen Führungsstils und seiner Positionen umstritten. Mehrfach hatte er ein unnachgiebiges Vorgehen des Staates gegen Homosexuelle propagiert, während er sich nun für die Rechte der Frauen einsetzt. Diese juristische Linie ist in Afrika freilich kein Einzelfall: Auch in Uganda sind homosexuelle Handlungen strafbar - ebenso wie weibliche Genitalverstümmelung.

jj/kle (epd, afp)