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Politik

Ganz Spanien unter Quarantäne

15. März 2020

Nach Italien verhängt auch Spanien wegen der Coronavirus-Epidemie eine landesweite Ausgangssperre. Frankreich startet derweil "Phase 3" im Kampf gegen den COVID-19-Erreger. Und Deutschland warnt vor Fakenews.

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Spanien Plaza Mayor in Madrid
Bild: Getty Images/P. b. Dominguez

Um die Coronavirus-Epidemie wirksamer bekämpfen zu können, hat Spanien einen zweiwöchigen "Alarmzustand" verkündet. Damit verbunden ist eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit im ganzen Land.

Der Ministerrat in Madrid erließ dazu ein entsprechendes Dekret, wie Regierungschef Pedro Sánchez am Samstagabend nach einer mehr als siebenstündigen Krisensitzung bekanntgab. Das Dekret tritt demnach am Montag um 8 Uhr morgens (Mitteleuropäische Zeit, MEZ) in Kraft. 

Während des Alarmzustands seien die 47 Millionen Einwohner Spaniens angewiesen, zu Hause zu bleiben. Davon abweichen dürften sie nur in Notfällen, für Lebensmitteleinkäufe oder wenn sie zur Apotheke, ins Krankenhaus oder zur Arbeit fahren müssten, erläuterte der Ministerpräsident in einer TV-Ansprache. Urlauber dürfen zu ihrem Hauptwohnsitz zurückkehren. Betreiber von Fluggesellschaften, Zug-, Bus- und Schifffahrtsunternehmen wurden aufgefordert, ihren Betrieb herunterzufahren und jeweils nur einen Teil der verbliebenen Plätze freizugeben.

Spanien | Regierung verhängt Ausgangssperre
Informierte die Spanier per Fernsehansprache: Pedro SanchezBild: picture-alliance/dpa/AAB. Akbulut

Sánchez sprach von "drastischen Maßnahmen". Der Alarmzustand sei für die längstmögliche Dauer von 15 Tagen ausgerufen worden, sagte der sozialistische Politiker. Eine Verlängerung müsste vom Parlament in Madrid genehmigt werden. Auch Sanchez' Frau María Begoña wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Sie und ihr Ehemann befolgten am Amtssitz Palacio de la Moncloa in Madrid allen Anweisungen der Ärzte, wurde betont.

Nach Italien ist Spanien das von der Coronavirus-Krise am stärksten betroffene Land Europas, die Zahl der Fälle steigt seit Tagen sprunghaft an. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Samstagabend wurden in Spanien schon mehr als 6000 Infektionen und 193 Todesfälle registriert. In Italien starben bereits mindestens 1441 Menschen an der Epidemie, die Zahl der Infizierten wurde zuletzt mit gut 21.000 angegeben.

"Phase 3" in Frankreich

Das benachbarte Frankreich ordnete unterdessen die Schließung aller Läden, Restaurants, Cafés und Bars im Land an. Lediglich Apotheken, Lebensmittelgeschäfte und Banken sollen geöffnet bleiben, wie Premier Édouard Philippe mitteilte. Nach Angaben der Behörden zählte Frankreich bis Samstag 4500 Coronavirus-Fälle, 91 Menschen erlagen dort schon der Lungenkrankheit COVID-19.

Nun gelte in Frankreich "Phase 3" erklärte Jérôme Salomon, der nationale Gesundheitsdirektor. Dies ist die höchste Stufe im Kampf gegen Epidemien. Bereits am Donnerstag hatte Präsident Emmanuel Macron erklärt, dass ab Montag alle Bildungseinrichtungen geschlossen seien. Veranstaltungen mit mehr als 100 Menschen wurden untersagt. Die erste Runde der französischen Kommunalwahlen soll Philippe zufolge jedoch an diesem Sonntag stattfinden - unter "strikter Einhaltung der Anweisungen".

"Achtung Fake News"

Für Deutschland meldete das Robert Koch-Institut (RKI) am Samstagabend, dass hierzulande inzwischen 3795 laborbestätigte COVID-19-Fälle registriert wurden - 733 mehr als am Vortag. Acht Menschen seien an der Krankheit gestorben.

Deutschland | Corona-Ambulanz in Dresden
Abstrichzentrum (in Dresden): Corona oder kein Corona?Bild: Reuters/M. Rietschel

Während Staaten wie Dänemark, Tschechien, Polen und Litauen Einreisestopps für Ausländer verhängten, sprach sich Bundesinnenminister Horst Seehofer für ein abgestimmtes Vorgehen bei Grenzkontrollen in Europa aus. "Es hilft in unserem gemeinsamen Schengenraum niemandem, wenn die Menschen nach Paris fliegen, weil in München stärker kontrolliert wird", betonte Seehofer.

Im Bundesland Berlin wurden "ab sofort" alle öffentlichen und nicht öffentlichen Veranstaltungen ab 50 Personen untersagt. Kneipen, Bars, Spielhallen und Clubs mussten schließen. Auch Kinos, Theater und Konzerthäuser dürfen nicht mehr öffnen.

Das Bundesgesundheitsministerium warnte vor Falschnachrichten und Panikmache. "Achtung Fake News", schrieb es auf Twitter. "Es wird behauptet und rasch verbreitet, das Bundesministerium für Gesundheit/die Bundesregierung würde bald massive weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens ankündigen. Das stimmt NICHT! Bitte helfen Sie mit, ihre Verbreitung zu stoppen."

wa/ack (dpa, rtr, afp)