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Gaskammer-Reste von Sobibor entdeckt

17. September 2014

Im Vernichtungslager Sobibor ermordeten die Nationalsozialisten Hunderttausende Juden. Nun haben Archäologen nach jahrelanger Forschungsarbeit die Überreste der Todeskammern freigelegt.

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Gaskammern in Sobibor entdeckt
Bild: picture-alliance/AP

Es sei eine "historische Entdeckung", findet Tomasz Kranz, Direktor der Gedenkstätte Majdanek. Gemeinsam mit israelischen Kollegen haben polnische Archäologen seit 2007 in Sobibor im Südosten Polens gegraben. In den Überresten des deutschen Vernichtungslagers fanden sie Tausende persönliche Gegenstände der Internierten, darunter Schmuck, Parfüm, Medikamente und Werkzeuge.

"Diese Funde sind alles, was von denen übrig blieb, die dort ermordet wurden", betonte der Historiker David Silberklang von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem. "Wir werden genauer wissen, wie der Mord in dem Lager vor sich ging und was die Juden durchmachten, ehe sie ermordet wurden." Die Ausgrabungen würden auch helfen, genauere Angaben über die Zahl der Ermordeten und die Kapazität der Gaskammern zu machen. Die Archäologen des Grabungsteams zeigten sich von der Größe des Gebäudes und dem guten Erhaltungszustand der Kammerwände überrascht.

Gaskammern in Sobibor entdeckt
Die Reste der Gaskammern von Sobibor sind nun entdeckt worden.Bild: picture-alliance/AP

Sobibor war reines Vernichtungslager

Das Lager Sobibor nahe des gleichnamigen Dorfs wurde Anfang 1942 während der deutschen Besetzung Polens errichtet und diente neben den Lagern Belzec und Treblinka als Vernichtungslager im Rahmen der "Aktion Reinhardt". Anders als etwa Auschwitz-Birkenau war Sobibor ein reines Vernichtungslager ohne Möglichkeit für die Häftlinge, als Zwangsarbeiter vielleicht eine Überlebenschance zu haben. Zwischen April 1942 und Herbst 1943 wurden dort schätzungsweise 250.000 Menschen ermordet.

Am 14. Oktober 1943 kam es zu einem Aufstand der Gefangenen. Etwa 300 Häftlingen gelang zunächst die Flucht aus dem Lager, viele von ihnen wurden jedoch erschossen oder später von SS-Männern und ukrainischen Wachmannschaften ermordet. Nach einem Aufstand der Häftlinge zerstörten die Nazis das Lager, um die Spuren ihrer Verbrechen zu verwischen. Dabei pflanzten sie auch Bäume, wo vorher die Baracken standen.

Demjanjuk soll Aufseher gewesen sein

Das Lager wurde nicht nur von etwa 30 SS-Angehörigen, sondern auch von 90 bis 120 sogenannten "Trawniki-Männern" bewacht - Kriegsgefangene aus Russland und der Ukraine, die von der SS zu Aufsehern für die Vernichtungslager ausgebildet wurden. Zu den Trawniki gehörte auch der Ukrainer John Demjanjuk, der am 12. Mai 2012 vom Landgericht München wegen Beihilfe zum Mord zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt worden war. Das Urteil wurde nie rechtskräftig, weil Demjanjuk starb, bevor über eine Revision entschieden wurde.

ab/rb (dpa, kna)