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Facebook vertrauen?

Gastkommentator Volker Weber
Volker Weber
30. Januar 2019

Milliarden von Menschen arbeiten für ein Unternehmen im Silicon Valley, das zu den reichsten der Welt gehört - ohne jede Bezahlung. Volker Weber fragt sich: Warum eigentlich? Und wissen die Leute überhaupt, was sie tun?

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Facebook - Datenschutz - Symbolbild (picture-alliance/dpa/J. Büttner)
Bild: picture alliance / dpa

Man kann sich kaum noch an alle Facebook-Skandale von 2018 erinnern - zu schnell folgten sie aufeinander. Und 2019 beginnt so, wie das alte Jahr endete: Kinder dazu angestiftet, das Geld ihrer Eltern auszugeben? Check. Menschen dafür belohnt, eine Spionage-App zu installieren? Check. Man hinterfragt die schlechten Nachrichten nicht einmal mehr, weil bisher immer rauskam: Facebook hat Dreck am Stecken und gibt immer nur genauso viel zu, wie man nachweisen kann. Vor Gericht hätte das keine guten Folgen. Aber bei Mark Zuckerberg, Gründer und Alleinherrscher von Facebook, nimmt man schon automatisch an, dass er lügt, sobald sich seine Lippen bewegen.

Facebook könnte soviel Gutes tun: Freunde zusammenbringen, die Welt kleiner machen - alle leben in einem friedlichen digitalen Dorf. So ist auch das Selbstbild von Mark Zuckerberg. Die Praxis sieht leider anders aus: Wenn es darum geht, die Interessen von Facebook und Nutzern gegeneinander abzuwägen, gewinnt stets Facebook.

Die Dehnung von Recht als Prinzip

Das Prinzip, juristische Regeln so weit zu dehnen, dass man damit gerade noch mal so durchkommt, war bei Zuckerberg schon früh angelegt. Bereits als angehender Harvard-Student war er in Schwierigkeiten geraten, weil er für seine Website Facemash geschwind die Fotos seiner Mitstudenten genutzt hatte, um damit eine Hot-or-Not-Kopie zu basteln. Um Zustimmung zu fragen, hatte Zuckerberg dabei schlicht vergessen. Ob Facebook nun wirklich seine Idee war, oder die seiner älteren Mitstudenten Cameron Winklevoss, Tyler Winklevoss und Divya Narendra, wurde abschließend nie geklärt.

Gastkommentator Volker Weber
DW-Gastkommentator Volker WeberBild: Privat

Zuckerbergs neuester Plan ist nun, die Messenger von Facebook, Instagram und WhatsApp auf eine gemeinsame Plattform zu stellen. Möglicherweise verletzt er damit eine Auflage der EU, die der Übernahme von WhatsApp nur unter der Bedingung zustimmte, dass genau diese Daten nicht verknüpft werden.

Der Popularität von Zuckerbergs Imperium tut das bisher keinen Abbruch. Die Welt teilt sich in den größeren Teil der intensiven Nutzer, die sich ein Leben ohne WhatsApp, Instagram und Facebook nicht mehr vorstellen können, und den viel kleineren Teil der Abstinenten. "Ja, die ganze Überwachung ist zum Kotzen, aber wie sollen wir denn ohne WhatsApp unsere Kinderkrabbelgruppe organisieren?" oder "Ich würde ja nicht mehr zu Facebook gehen, aber meine ganzen Freunde sind da" ist regelmäßig zu hören.

Beitrag zur Polarisierung der Gesellschaft

Engagement - vor allem darum geht es Zuckerberg. Denn je mehr sich die Nutzer engagieren, desto mehr werden sie zu Produkten seines Unternehmens. Produkte, die man vermessen und kategorisieren kann, um sie dann an die eigentlichen Kunden zu verkaufen: Werbetreibende im besseren Fall und politische Strippenzieher im schlimmeren. Das Engagement aber treibt Facebook hoch, in dem es Aufreger präsentiert: Beiträge, die man liken kann, kommentieren oder beides. Und dann bekommt man mehr davon, immer mehr. Facebook mag nicht die Absicht haben, die Gesellschaft zu polarisieren, und doch leistet es genau dazu einen entscheidenden Beitrag.

Kann sich Facebook zum Besseren reformieren und unser Vertrauen verdienen? Ich habe da berechtigte Zweifel.

 

Volker Weber beschreibt es als seine Aufgabe, komplizierte Dinge einfach zu erklären. Er arbeitet als Autor und IT-Fachjournalist, im Netz ist er hier zu finden.