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Politik

Kein Frieden für Korea

Sturm Peter Kommentarbild App PROVISORISCH
Peter Sturm
8. September 2018

Südkorea versucht, die atmosphärischen Verbesserungen auf der koreanischen Halbinsel in praktische Politik umzusetzen. Aber die Grundprobleme sind die alten, meint Peter Sturm von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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Familienzusammenführungen Nord- und Südkorea
Erstes Wiedersehen nach 70 Jahren: dreitägige Familienzusammenführung zwischen Nord- und Südkorea Ende August Bild: Reuters/Yonhap

Nach einer neuen Umfrage haben mehr als zwei Drittel der Deutschen Angst vor der Politik Donald Trumps. Es wäre interessant, zu wissen, ob sich Kim Jong Un dieser Ansicht anschließen würde. So viel Vertrauen in den amerikanischen Präsidenten, dass er inzwischen schon mit der nuklearen Abrüstung begonnen hätte, hat der nordkoreanische Staatsführer jedenfalls nicht. Insgesamt ist die Situation auf der Halbinsel zwar entspannter als noch vor wenigen Monaten. Substanziell freilich hat sich nichts verändert.

Sturm Peter Frankenberger Frankfurter Allgemeine Zeitung
Peter Sturm ist Redakteur der Frankfurter Allgemeinen ZeitungBild: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Südkorea zwischen zwei Alphatieren

Südkorea versucht mit aller Kraft, die erreichten atmosphärischen Verbesserungen zwischen Seoul, Pjöngjang und Washington irgendwie in praktische Politik umzusetzen. Der südkoreanische Präsident Moon Jae In merkt, dass er Gefahr läuft, zwischen den politischen Alphatieren in Pjöngjang und Washington zerdrückt zu werden. Kim Jong Un will ihn von Amerika weglocken. Washington wiederum hat beim Blick auf Korea nicht nur sicherheitspolitische Interessen. Präsident Trump wittert vielmehr überall - gerne auch bei Verbündeten - Schmarotzer, die Amerika zum eigenen Vorteil ausnutzen wollen. Von einer einheitlichen Politik gegenüber Nordkorea kann also nicht die Rede sein.

Das Grundproblem ist das alte: Nordkorea spricht zwar von "Denuklearisierung". Aber es gehört nicht viel Phantasie dazu, zu erkennen, dass sich Kim Jong Un darunter etwas sehr anderes als Donald Trump und der größte Teil der Welt vorstellt. Kim meint, er brauche Atomwaffen, um Amerika von einem militärischen Angriff auf sein Land abzuschrecken. Von dieser Obsession wird ihn auch kein Friedensvertrag befreien können. Hinzu kommt, dass die atomare Bewaffnung das Prestige Nordkoreas vergrößert hat. Nach den Atomtests galt das Regime eben nicht mehr (nur) als Kuriosität mit verbrecherischen Regierungsmethoden.

Nordkoreas Isolation ist kein Zukunftskonzept

Den 70. Jahrestag der Staatsgründung an diesem Sonntag wird Kim Jong Un noch in weitgehender internationaler Isolierung begehen. Aber es ist fraglich, ob sich diese noch lange aufrechterhalten lässt. Andererseits hängt es vom Regime selbst ab, ob es auch seinen 80. Geburtstag noch erlebt. Die Atomwaffen sind ein wichtiges Faustpfand, die in Verhandlungen klug eingesetzt werden wollen. Welchen Preis ist die Welt bereit, für deren Unschädlichmachung zu bezahlen? Wirklicher Frieden für Korea bleibt einstweilen eine vage Hoffnung.