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Lohnende Kooperation für Seehunde im Wattenmeer

Deutschland Rüdiger Strempel Journalist Kommentarbild Externer PROVISORISCH
Rüdiger Strempel
24. Oktober 2015

Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinweg und dabei den Umweltschutz und die Ökonomie beachten - das kann funktionieren, wissen Bradnee Chambers vom CMS in Bonn und Rüdiger Strempel vom Wattenmeersekretariat.

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Deutschland Seehund im Wattenmeer
Bild: Klaus Janke

In einer Welt, in der schlechte Nachrichten oft die Schlagzeilen beherrschen, entgehen Erfolgsgeschichten leicht der Aufmerksamkeit der Medien. Doch viele dieser Geschichten verdienen es, erzählt zu werden. So, wie die der Wattenmeerrobben.

Am südöstlichen Rand der Nordsee gelegen, erstreckt sich das Wattenmeer von Dänemark im Nordosten entlang der deutschen Nordseeküste bis hin zur holländischen Insel Texel im Südwesten. Es ist das weltweit größte zusammenhängenden System von durch Ebbe und Flut geformten Sand- und Schlickwatten, in dem natürliche Prozesse noch weitgehend ungestört ablaufen.

Hotspot der Artenvielfalt

Zudem ist es ein Hotspot der Artenvielfalt. Jedes Jahr rasten hier zwischen zehn und zwölf Millionen Zugvögel auf ihrem Weg von den Brutplätzen in der Arktis zu ihren Überwinterungsgebieten in Afrika. In der Region gibt es mehr als 10.000 Tier- und Pflanzenarten - darunter rund 40.000 Seehunde und über 4.000 Kegelrobben.

Zugegeben, auf den ersten Blick erscheinen Seehunde im Meer keine Schlagzeile wert. Dennoch ist die Zahl der Tiere im Wattenmeer nicht weniger als spektakulär angesichts des Zustandes der Populationen noch vor wenigen Jahren.1988 und 2002 löschten verheerende Epidemien 60 beziehunsgweise knapp 50 Prozent der Seehundbestände in der Region aus. Die einst im Wattenmeer heimischen Kegelrobben kamen dort Ende des 20. Jahrhunderts so gut wie gar nicht mehr vor. Doch nun sind sie zurück. Und noch nie seit 1981, dem Beginn organisierter Erfassung von Seehunden im gesamten Wattenmeer, haben die Forscher eine höhere Anzahl von Tieren vermeldet.

Global Media Forum 2014 Bradnee Chambers
Bradnee Chambers ist Exekutivsekretär des UN-Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden wild lebenden Tierarten (CMS, Bonner Konvention) in BonnBild: B. Chambers

Drei Vertragsstaaten

Dieser Erfolg ist in nicht geringem Maße den Bemühungen im Rahmen des Abkommens zur Erhaltung der Seehunde im Wattenmeer zu verdanken. Unter der Schirmherrschaft des UN-Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden wild lebenden Tierarten (CMS), 1990 geschlossen und vom Wattenmeersekretariat (CWSS) verwaltet, zielt das Abkommen darauf ab, eine enge Zusammenarbeit zwischen den drei Vertragsstaaten Dänemark, Deutschland und den Niederlanden zu fördern.

Namhafte Akteure auch jenseits der Wattenmeer Region bestätigen, dass das Abkommen sein Ziel erreicht. Der erfolgreiche Schutz der Seehunde und Kegelrobben in den vergangenen Jahrzehnten war einer der Faktoren, die zur Aufnahme des niederländischen und deutschen Wattenmeeres als UNESCO-Welterbe im Juni 2009 beitrug. Der dänische Teil des Gebiets folgte im Jahr 2014. In diesem Monat, in dem das Abkommen seinen 25. Geburtstag feiert, können die drei Vertragsstaaten, CMS und CWSS auf ein Vierteljahrhundert fruchtbarer Zusammenarbeit zurückblicken.

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Rüdiger Strempel ist Leiter des Gemeinsamen Wattenmeersekretariats in Wilhelmshaven

Wie machen sie das? Das Herzstück der Zusammenarbeit ist der Seehund-Managementplan, den die Vertragsstaaten verabschieden und fortlaufend aktualisieren. Aufbauend auf den Verpflichtungen des Seehund-Abkommens enthält der aktuelle "Schutz- und Managementplan für die Seehundpopulation 2012-2016" Ziele und Aktionspunkte zu Themen wie Habitatschutz, Forschung und Monitoring, Umweltverschmutzung und Öffentlichkeitsarbeit.

Die Robben sind nicht verschwunden

Der aktuelle Plan betrachtet nicht nur den Bestand an Seehunden im Wattenmeer, sondern auch die Bestände der Kegelrobbe, die sich im Wattenmeer fortpflanzen. Die Kegelrobbe fällt nicht unter das Abkommen selbst. Der Plan zielt darauf ab, ein Gleichgewicht zwischen dem Erhalt und der Bewirtschaftung des Gebiets zu schaffen. Und was besonders wichtig ist: Er wird tatsächlich umgesetzt!

In letzter Minute hat das Abkommen maßgeblich dazu beigetragen, dass diese symbolhaften Tierarten nicht aus der Region verschwunden und in Vergessenheit geraten sind. Erreicht hat es dies durch die Bündelung und Koordination aller Bemühungen der Vertragsparteien sowie den Aufbau eines Bewusstseins für den Erhaltungs- und Schutzbedarf der Robben im Wattenmeer. Es ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie verschiedene internationale Organisationen innerhalb und außerhalb des UN-Systems erfolgreich zusammenarbeiten, um einem internationalen Rechtsinstrument Leben einzuhauchen - zum Wohle des Lebens in der Region. Eine gute Nachricht. Bitte weitersagen!

Bradnee Chambers ist Exekutivsekretär des UN-Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden wild lebenden Tierarten (CMS, Bonner Konvention) in Bonn

Rüdiger Strempel ist Leiter des Gemeinsamen Wattenmeersekretariats in Wilhelmshaven