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UEFA und Schalke unter Druck

22. Februar 2022

Wegen der Zuspitzung der Ukraine-Krise müssen sich der europäische Fußballverband UEFA und der deutsche Zweitligist FC Schalke 04 kritischen Fragen stellen. Beide erhalten Geld vom russischen Staatskonzern Gazprom.

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Schalker Spieler liegt auf dem Rasen, im Hintergrund eine Bandenwerbung von Gazprom
Seit Anfang 2007 wird der FC Schalke 04 vom russischen Staatskonzern Gazprom gesponsertBild: Ina Fassbender/dpa/picture alliance

In den sozialen Netzwerken hagelt es Hohn und Spott für Fußball-Zweitligist FC Schalke 04. Am Montag - dem Tag, an dem Russlands Präsident Wladimir Putin die Separatisten-Gebiete in der Ostukraine als unabhängig anerkannte und russische Truppen dorthin entsandte - erinnerten die Schalker auf Twitter daran, dass derzeit die aktuellen Vereinstrikots im Sonderangebot des Fanshops rund 25 Euro billiger zu haben seien. Auf den Trikots ist quer über den Brustbereich der Schriftzug des russischen Sponsors Gazprom gedruckt.

Putin-Vertrauter im Schalker Aufsichtsrat

Seit 15 Jahren ist der russische Gas-Riese, der nach eigenen Angaben 17 Prozent der weltweiten Erdgas-Vorkommen kontrolliert, Hauptsponsor der Schalker. Regelmäßig pumpt Gazprom Millionenbeträge in den deutschen Traditionsverein - aktuell in der zweiten Liga angeblich zehn Millionen Euro pro Jahr, in der Bundesliga soll die doppelte Jahressumme in die Klubkasse gespült worden sein. Der Vertrag läuft bis 2025.

Putin (r.) und Ex-Schalke-Boss Tönnies (l.) bei einer Veranstaltung in Dresden im Oktober 2006
Putin (r.) und Ex-Schalke-Boss Tönnies (l.) bei einer Veranstaltung in Dresden im Oktober 2006 Bild: Dmitry Astakhov/dpa/picture-alliance

Als der erste Deal im Jahr 2006 abgeschlossen war, ließ sich Präsident Wladimir Putin mit dem damaligen Schalker Vereinsboss Clemens Tönnies ablichten, beide hielten ein Trikot mit dem Gazprom-Schriftzug in die Kameras. Im Aufsichtsrat der Schalker war seit Juli 2019 auch der deutsche Manager und frühere Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, Matthias Warnig. Der 66-Jährige gilt als enger Vertrauter Putins und ist Geschäftsführer der "Nordstream 2 AG", die für die politisch umstrittene neue Gas-Pipeline von Russland nach Deutschland verantwortlich ist. Nachdem er zu den Personen gehörte, die von den USA mit Sanktionen belegt wurden, legte er sein Mandat im Schalker Aufsichtsrat am Donnerstag - kurze Zeit nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine - nieder.

Beim Verein laufen nun Beratungen über mögliche Maßnahmen. "Auch wir sind von den Bildern schockiert gewesen, die sich da abspielen", sagte Pressesprecher Marc Siekmann: "Aber ich muss um Verständnis bitten, dass das Ganze am Donnerstagmorgen nochmal eine neue Wendung genommen hat und wir Zeit brauchen um das zu beraten und zu schauen, was das für Schalke 04 bedeutet."

UEFA: "Einer unserer vertrauenswürdigsten Partner"

Doch nicht nur der FC Schalke 04 hat wegen der Zusammenarbeit mit dem russischen Staatskonzern Gazprom ein Imageproblem. Gleiches gilt auch für die Europäische Fußball-Union (UEFA). Seit 2012 sponsert Gazprom als Premiumpartner die UEFA Champions League. Im Mai 2021 schlossen beiden Seiten einen neuen, umfangreicheren Dreijahresvertrag ab, darin eingeschlossen die Europameistermeisterschaften 2021 und 2014 sowie die Endspiele der Nations League 2021 und 2023.

"Gazprom hat sich im Laufe der Jahre als einer unserer vertrauenswürdigsten Partner erwiesen, und wir freuen uns, das Unternehmen erstmals als Sponsor im Bereich der UEFA-Nationalmannschaften begrüßen zu können", sagte UEFA-Marketingdirektor Guy-Laurent Epstein. Über den finanziellen Umfang des Sponsorings ließ der Verband nichts verlauten.

Auch in der Schaltzentrale der UEFA hat Gazprom seine Finger im Spiel. Seit April 2021 ist Alexander Djukow Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees. Bevor er 2019 Chef des russischen Fußballverbands wurde, war Djukow elf Jahre lang Präsident von Zenit St. Petersburg, des Gazprom-Klubs in der Heimatstadt Putins. Der 54-Jährige ist zudem Vorstandschef des Erdölkonzerns Gazprom Neft.

Champions-League-Finale in St. Petersburg?

Bei der paneuropäischen EM im vergangenen Jahr erhielt St. Petersburg neben den ursprünglich geplanten vier Spielen den Zuschlag für drei weitere Partien. Diese Gruppenspiele hatten eigentlich in Irland ausgetragen werden sollen, die dortige Regierung hatte jedoch coronabedingt keine Zuschauer garantieren wollen. Die UEFA vergab die Spiele daraufhin an die russische Stadt.

In der Gazprom-Arena soll eigentlich auch am 28. Mai das Endspiel der Champions League steigen. Angesichts der Zuspitzung der politischen Lage werden die Rufe nach einer Verlegung des Finals immer lauter. "Die UEFA beobachtet die Situation ständig und genau. Zurzeit gibt es keine Pläne, den Austragungsort zu ändern", teilte der Kontinentalverband am Dienstagvormittag mit.

Auch der FC Schalke 04 will nach eigenen Angaben "die weitere Entwicklung beobachten, bewerten und nachdrücklich zum Frieden appellieren zum Schutz der von der Krise betroffenen Menschen", wie die Klubspitze wissen ließ. Der Verein sei sich "seiner besonderen Rolle unter den deutschen Sportvereinen" wegen des russischen Sponsors Gazprom bewusst.

Der Artikel wurde aktualisiert.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter