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GDL-Chef Weselsky lässt Bahn abblitzen

6. Mai 2015

Die Bahn hat mit einem Versuch, den Lokführerstreik zu verkürzen, wohl keinen Erfolg. Denn die Gewerkschaft GDL will sich mit der Prüfung eines neuen Verfahrensvorschlags Zeit lassen.

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GDL-Chef Claus Weselsky GDL auf einer Kundgebung in Köln (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Auch nach einem neuen Vorschlag der Bahn will die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ihren Streik fortsetzen. Es gebe nach jetzigem Stand keinen Grund, den bis Sonntag geplanten bundesweiten Ausstand abzubrechen, sagte der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky am Mittwoch in Köln. Er sprach von einem "PR-Gag" der Bahn. Bahnchef Rüdiger Grube hatte Brandenburgs Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) als unabhängigen Vermittler in dem Tarifstreit vorgeschlagen. Die GDL werde sich mit der Prüfung dieses Angebots Zeit lassen, entgegnete Weselsky.

Die bei der GDL organisierten Lokführer bestreiken seit Montag den bundesweiten Bahnverkehr. Der Logistik-Fachverband BME warnte vor einer steigenden Gefahr von Produktionsausfällen, weil den Betrieben wegen des eine Woche langen Ausstandes der Nachschub fehle. Die Automobilindustrie beklagte höhere Kosten für den Fahrzeugtransport. Zu seinem Verfahrensvorschlag sagte Bahnchef Grube in Berlin, auch die GDL könne "eine eigene unabhängige Persönlichkeit" in künftige Tarifverhandlungen einbeziehen. "Voraussetzung ist allerdings, dass wir mit solchen Verhandlungen sofort beginnen und der Streik augenblicklich beendet wird."

"Unsägliche Medienkampagne"

Das Angebot der Bahn war nach Angaben Weselsky bis zum Mittwochmittag noch nicht bei der GDL eingegangen. Deshalb wolle er sich auch nicht zur Personalie Platzeck äußern. "Das ist eine unsägliche Medienkampagne der Bahn", sagte er bei einem Auftritt vor dem Kölner Hauptbahnhof. Dort wurde er von Hunderten GDL-Mitgliedern mit Jubel empfangen. Ein Bahnsprecher betonte daraufhin, der neue Vorschlag sei rechtzeitig "an Herrn Weselsky persönlich sowie an die Tarifabteilung der GDL geschickt worden".

"Uns geht es um Deeskalation und Befriedung der Gesamtsituation", sagte Grube zu dem Bahn-Vorschlag. "Und schon gar nicht spielen wir auf Zeit im Hinblick auf das anstehende Tarifeinheitsgesetz." Dieses Motiv hatte der GDL-Vorsitzende Weselsky mehrmals der Bahn unterstellt. Das von der schwarz-roten Bundesregierung geplante Gesetz, das der Bundestag noch in diesem Sommer beschließen will, soll die Tarifmacht kleiner Spartengewerkschaften wie der GDL einschränken.

Gut gefüllte Streikkasse

Der Deutsche Beamtenbund (dbb) als Dachverband der GDL wollte sich zunächst nicht zum Moderatoren-Vorschlag äußern. Was die Streikkasse anbelangt, kann die Lokführergewerkschaft einen Zuschuss vom dbb bekommen. Dazu müsse ein Antrag gestellt werden, erklärte ein dbb-Sprecher. Die Streikkasse des Dachverbandes sei gut gefüllt.

Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov haben derzeit 69 Prozent der Deutschen kein Verständnis für die Streiks der GDL. Im Februar hatten 64 Prozent kein Verständnis für die damalige Streikankündigung.

Infografik Streiktage pro 1000 Beschäftigte Vergleich (Grafik: DW)

Leere Materiallager, ...

... unterbrochene Wertschöpfungsketten und Produktionshindernisse ließen im Streikzeitraum volkswirtschaftliche Schäden im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich befürchten, so BME-Hauptgeschäftsführer Christoph Feldmann. Dazu kämen direkte Kosten für Notfallpläne und zusätzliche Lagerkapazitäten. Ein Umstieg auf die ohnehin schon überlasteten Straßen oder die weniger flexiblen Binnenschiffe sei nur bedingt möglich.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) beklagte zusätzliche Logistikkosten: "Die werden weiter steigen. Von Tag zu Tag wird die Lage schwieriger", sagte eine Sprecherin in Berlin. Neben der Aufrechterhaltung der Logistikkette zur Produktion müssen die Hersteller insbesondere den Transport der fertigen Autos neu organisieren.

ul/kle (dpa, afp)