Geber-Konferenz für Sudan: Deutschland sagt Hilfe zu
19. Juni 2023100 Millionen Euro seien neue Finanzmittel, die je nach Entwicklung bei der Sicherheitslage und Zugangsmöglichkeiten für humanitäre Hilfe noch verplant werden müssten, sagte die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Katja Keul, bei einer UN-Geberkonferenz in Genf. "Die Kriegsparteien müssen Plünderungen beenden und sicheren Zugang ermöglichen", forderte die Grünen-Politikerin. Die EU-Kommission sagte darüber hinaus weitere 190 Millionen Euro zu. Die USA wollen weitere 171 Millionen Dollar zu Verfügung stellen. Aus Katar sollen 50 Millionen Dollar kommen, die UN erhöhen ihre Hilfe um 22 Millionen Dollar. Am Abend gab der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffith bekannt, dass auf der Geberkonferenz Hilfszusagen von fast 1,5 Milliarden Dollar (1,37 Milliarden Euro) gemacht worden seien.
Angesichts der anhaltenden Kämpfe im Sudan haben die Vereinten Nationen die Staatengemeinschaft dringend um weitere Hilfe gebeten. "Ohne umfangreiche internationale Unterstützung könnte der Sudan schnell zu einem gesetzlosen Ort werden und Unsicherheit in der gesamten Region verbreiten", sagte UN-Generalsekretär Antonio Guterres auf der Konferenz, die von Deutschland, Saudi-Arabien, Katar, Ägypten und den UN organisiert wird.
Im Vergleich zu der großen Hilfsbereitschaft kurz nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs im vergangenen Jahr kommt die Unterstützung für den Sudan nach UN-Angaben nur langsam in Gang. "Die Situation in Darfur und Karthum ist katastrophal. Überall wüten Kämpfe, die Menschen werden zu Hause und auf den Straßen angegriffen", betonte Guterres. Die bereits vor dem Beginn der Kämpfe bestehende humanitäre Krise habe sich zu einer Katastrophe ausgeweitet.
Drei Milliarden Dollar gesucht
Nach Angaben der Vereinten Nationen werden in diesem Jahr insgesamt drei Milliarden Dollar benötigt, um den Menschen im Sudan wie auch den Flüchtlingen zu helfen. Nach Angaben auf der Website der Vereinten Nationen waren vor der Konferenz etwa 17 Prozent von den zunächst erbetenen knapp 2,6 Milliarden Dollar gesichert. Mehr als die Hälfte davon kam aus den USA, dahinter folgte die EU mit etwa zehn Prozent. Saudi-Arabien und Kuwait machten jeweils weniger als ein Prozent aus. 24,7 Millionen Menschen - etwa die Hälfte der Bevölkerung im Sudan - benötigt nach Angaben der Vereinten Nationen humanitäre Hilfe.
Am Sonntagmorgen trat im Sudan eine 72-stündige Waffenruhe zwischen der Armee und der paramilitärischen RSF-Miliz in Kraft. Mehrere zuvor vereinbarte Waffenruhen wurden von den Konfliktparteien gebrochen. Im Sudan kämpfen seit Mitte April die Paramilitärs des früheren Vize-Machthabers Mohammed Hamdan Daglo gegen die Streitkräfte unter der Führung von De-facto-Staatschef Abdel Fattah al-Burhan. Die beiden Generäle hatten sich 2019 und 2021 gemeinsam an die Macht geputscht, später aber zerstritten. Im Zuge ihres Machtkampfes sind nach Angaben des sudanesischen Gesundheitsministers mehr als 3000 Menschen getötet und über 6000 verletzt worden. Rund 2,2 Millionen Menschen wurden im Zuge der Kämpfe vertrieben.
Ein von der Zivilbevölkerung geforderter Übergang zur Demokratie in dem rund 46 Millionen Einwohner zählenden Land im Nordosten Afrikas blieb bisher aus. Neben der Hauptstadt Khartum ist die seit Jahrzehnten von ethnischen Konflikten zerrüttete Region Darfur von schwerer Gewalt betroffen.
kle/nob (dpa, afp, rtr)