Neuer Glanz für Tutanchamun
1. Februar 2019Fast 100 Jahre ist es her, dass der britische Archäologe Howard Carter die letzte Ruhestätte des Kindkönigs Tutanchamun im Tal der Könige in West-Theben entdeckte. Man schrieb den 4. November 1922. Der Sensationsfund sprach sich schnell herum, denn das Grab war seit der Antike unberührt geblieben und versprach eine riesige Fülle an Schätzen und wertvollen Artefakten. Das berühmteste der rund 5000 gefundenen Objekte ist bis heute die blau-goldene Totenmaske des Pharaos, die man im Ägyptischen Museum in Kairo bewundern kann.
Medienhype um den Pharao
Zehn Jahre lang katalogisierten Carter und seine Helfer damals akribisch jede Grabbeigabe. Und sie konnten sich vor Presse und Schaulustigen kaum retten, die den Zugang zum Grab blockierten. Der "Fund des Jahrhunderts" löste eine weltweite "Ägyptomanie" aus. Als dann noch Carters Auftraggeber Lord Carnavon angeblich am Fluch des Pharaos starb, mit dem dieser sein Grab gegen Eindringlinge schützte, schürte das die Medienhysterie noch weiter an.
Kindkönig der 18. Dynastie
KV62, so lautet die wissenschaftliche Bezeichnung für das Grab von Tutanchamun (wobei KV für King's Valley steht), ist bis heute ein Touristenmagnet. Die wichtigsten Fundstücke befinden sich im Ägyptischen Museum in Kairo sowie in Luxor, doch der Sarkophag mit dem mumifizierten Leichnam des Pharaos ruht weiterhin in der Grabkammer. An deren Wänden illustrieren prächtige Malereien Leben und Tod Tutanchamuns.
Der Sohn von Pharao Echnaton hieß zunächst Tutanchaton - etwa: "lebendes Abbild des Aton"-, denn bei seiner Geburt wurde noch der Gott Aton verehrt. Als die Priesterschaft später den Gott Amun anbetete, änderte er seinen Namen in Tutanchamun. Der Kindkönig der 18. Dynastie des Neuen Reichs war neun Jahre alt, als er den Thron bestieg. Er starb 1323 v. Chr. im Alter von gerade mal 19 Jahren.
Keine Ruhe für Tutanchamun
Nachdem er über 3000 Jahre unentdeckt und unversehrt blieb, setzte ihm der Touristenrandrang nach seiner Entdeckung sichtlich zu. Denn im Laufe der Jahre forderte die Kombination aus Staub, Feuchtigkeitsschwankungen und dem stetig anwachsenden Andrang Tausender Touristen, die in die winzige Kammer kamen, ihren Tribut. "Hunderte von Besuchern jährlich, nachdem man Jahrtausende lang weggesperrt war - können Sie sich die Auswirkungen vorstellen?", so Neville Agnew, Chef des US-amerikanischen Getty Conservation Instituts.
Zwar schützt ein Plexiglas-Deckel den Sarkophag gegen Witterungseinflüsse und vor Zersetzung, trotzdem war dringend Handlungsbedarf nötig. Und so machte sich 2009 ein 25-köpfiges Restauratorenteam an die Arbeit, um die bereits entstandene Schäden an der Grabanlage zu beheben und Maßnahmen zu treffen, um zukünftig weitere Schäden zu vermeiden. Agnew und sein Team hatten zunächst die Mauern der Grabkammer inspiziert, die unter einer dicken Staubschicht lagen. "Wir mussten den Zustand der Malereien analysieren, um feststellen zu können, ob sie in Gefahr sind", erklärt Restauratorin Lori Wong.
Bei ihrer Arbeit entdeckten die Forscher auch dunkle Flecken auf den Malereien. Nach verschiedenen chemischen Analysen stellte sich allerdings heraus, dass es sich um uralte mikrobiologische Wucherungen handelt, die jedoch keine Bedrohung bedeuteten. Mittlerweile sind die Arbeiten zur Restaurierung und Konservierung abgeschlossen: Die alten Wandmalereien erstrahlen in neuem Glanz; neue Absperrungen, ein ausgeklügeltes Lüftungssystem und eine neue Besucherplattform wurden installiert.
"Wir müssen an die Zukunft denken"
Zahi Hawass, früherer Generalsekretär der ägyptischen Altertümerverwaltung, stieß das Restaurationsprojekt vor zehn Jahren an. Er fordert, die Besucherzahlen am Grab massiv zu beschränken. "Wenn wir hier weiter Massentourismus zulassen, wird das Grab keine 500 Jahre mehr überstehen", warnt er und schlägt vor, in der Nähe des echten Grabes eine identische Kopie zu bauen. "Wir müssen an die Zukunft denken", betont Hawass. "Sonst wird es irgendwann kein Tal der Könige mehr geben."