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Musical-König Andrew Lloyd Webber wird 70

Conny Paul
21. März 2018

Seit einem halben Jahrhundert komponiert er ergreifende Songs und schreibt Musicals, die mit den wichtigsten Preisen der Branche ausgezeichnet werden. Am 22. März feiert der legendäre Komponist seinen 70. Geburtstag.

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Andrew Lloyd Webber 65. Geburtstag Portrait
Bild: picture-alliance/dpa

Vier Shows eines Autors, die gleichzeitig am Broadway laufen - das hat außer Andrew Lloyd Webber noch kein anderer Musical-Komponist geschafft. Er hat reihenweise die bedeutendsten Preise wie den Tony, den Grammy oder den Oscar gewonnen. Viele seiner Musical-Melodien wurden von Weltstars gesungen und etliche Coverversionen schafften es international an die Spitze der Charts. Der Brite weiß, was ein Lied haben muss, um ein Evergreen zu werden.

Der Egoist und sein Team

Lloyd Webber hat oft ein gutes Gespür bei der Auswahl seiner Mitstreiter. Ein wahrer Glücksgriff ist die Zusammenarbeit mit dem Texter Tim Rice. Mit ihm schreibt er 1968 sein erstes Musical "Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat". Damals ist der Komponist gerade mal 20 Jahre jung. Drei Jahre später gelingt dem Gespann der internationale Durchbruch mit der Rockoper "Jesus Christ Superstar", die in der Hippie-Szene angesiedelt ist. 1978 erzählen Lloyd Webber und Rice die Geschichte von Evita, der zweiten Ehefrau des argentinischen Präsidenten Juan Perón. Das Lied "Don't Cry for Me Argentina" wird ein Evergreen. Nach zehn Jahren ist "Evita" die letzte Zusammenarbeit des Erfolgsduos.
Der Komponist war damals bekannt für seine häufigen Wutanfälle. "Tim hatte meine Wutanfälle satt", erzählt Lloyd Webber in seinen Memoiren. "Meine Verteidigung ist, dass es mir so wichtig ist, den Sound richtig hinzukriegen. Vierzig Jahre später habe ich mich nicht verändert. Ich habe mich wegen des Sounds in Theatern häufiger abscheulich benommen, als ich erwähnen möchte."

Musical Jesus Christ Superstar
Kongeniale Partner: Andrew Lloyd Webber (links) und Tim Rice (rechts)Bild: Getty Images/Evening Standard

Das Musical als Blockbuster

Das Ende der Zusammenarbeitet mit Tim Rice löst bei Andrew Lloyd Webber keineswegs eine Schaffenskrise aus. In den 1980ern schreibt er einen Welterfolg nach dem anderen: 1981 wird das Musical "Cats" im New London Theatre uraufgeführt. Die Geschichte basiert auf T. S. Eliots Gedichtsammlung "Old Possums Katzenbuch". 2002 wird es nach 21 Jahren zum letzten Mal im Londoner West End Theatre aufgeführt. Am Broadway bleibt es immerhin 18 Jahre lang auf dem Spielplan und das Lied "Memory" wird ein Welthit. Das Rollschuh-Musical "Starlight Express" lockt seit 1984 das Publikum massenweise in die Vorstellungen und "Das Phantom der Oper" startet 1986. Es wird Lloyd Webbers größter Musical-Erfolg. Der Song "The Music oft the Night" der nächste Evergreen.

Der Musical-Boom in DeutschlandAndrew Lloyd Webber löst 1986 mit "Cats" in Deutschland einen wahren Musical-Boom aus. Das Stück läuft ganze 14 Jahre lang im Hamburger Operettenhaus. "Starlight Express" wollen damals so viele Menschen sehen, dass in Bochum 1988 ein eigenes Theater für das Musical gebaut wird. Es zeigt bis heute die rasenden Rollschuhfahrer -  ein großes Spektakel für Jung und Alt.

Bildergalerie Musicals in Deutschland Starlight Express
Die Musical-Kathedrale in BochumBild: picture-alliance/dpa/M. Becker

Lloyd Webber komponiert bis heute Musicals. Sein jüngstes Werk "School of Rock" feiert 2015 als erstes britisches Musical am Broadway Weltpremiere. Mit allen seinen nach den 1980er Jahren komponierten Stücken kann er allerdings nicht mehr an die Erfolge aus den 70ern und 80ern anknüpfen.

Der Unternehmer und Politiker

Bereits mit 29 Jahren ist Andrew Lloyd Webber ein reicher Mann. Sein Vermögen wird heute auf fast eine Milliarde Euro geschätzt. Ende der Siebziger gründet Lloyd Webber die Verwertungsgesellschaft "The Really Useful Group Ltd.", die alle Rechte an seinen Werken hält und verwaltet. Die Firma handelt mit Copyrights und erzielt mit den Produktionen hohe Gewinne. 1986 bringt er sie an die Börse und kauft sie wieder zurück. Zeitweise geht es der Verwertungsgesellschaft so schlecht, dass Lloyd Webber überlegt sein Musical-Imperium zu verkaufen. In einem Interview mit der "Welt" bezeichnet er sich selbst als "sehr, sehr schlechten Geschäftsmann".

Außerhalb Großbritanniens wissen nur wenige, dass Lord Andrew Lloyd Webber 20 Jahre lang für die Konservativen im Oberhaus sitzt und sich 2017 aus der Tagespolitik zurückzieht.

Die FamilieDer Vater ist Komponist, die Mutter Klavierlehrerin und zudem sehr ehrgeizig. Nicht verwunderlich, dass der kleine Andrew schon mit neun Jahren seine ersten Kompositionen vorspielt und nach der Schulzeit in seiner Heimatstadt London Musik studiert. Lloyd Webber heiratet dreimal. Seine zweite Ehefrau ist die Sopranistin Sarah Brightman, die im "Phantom der Oper" in der Rolle der Christine auftritt. Mit seiner dritten Frau Madeleine ist er seit 1991 zusammen. Insgesamt hat der Musical-König fünf Kinder und ist inzwischen mehrfacher Großvater.

Andrew Lloyd Webber und Madeleine Gurdon.
Der Komponist und seine Frau Madeleine GurdonBild: picture-alliance/Photoshot

Die Musik als Lebenselixier

Lord Andrew bewältigt berufliche Misserfolge, eine Krebserkrankung und eine Medikamenten- und Alkoholabhängkeit. Wahrscheinlich ist die Musik sein Lebenselixier: "Ich bin Komponist, weil es mir Spaß macht, es ist, was ich mache und was mich antreibt. Ich habe immer eine Melodie im Kopf." Das sagt Lloyd Webber zuletzt dem Musikmagazin "Rolling Stone".

Zu Ehren des Jubilars startet am 23. März in Basel eine große Gala mit den schönsten Melodien aus den Webber-Musicals. Die Show tourt bis 2019 durch viele Städte in Deutschland und ist in Österreich und der Schweiz zu Gast. Am Ostersonntag sendet der US-amerikanische TV-Sender NBC eine Live-Übertragung des Webber-Musicals "Jesus Christ Superstar" mit dem R&B-Star John Legend als Jesus und dem Kult-Rocker Alice Cooper als König Herodes.

Seinen 70. Geburtstag am 22. März feiert der Musical-König im Kreise seiner Familie und Freunde.