Gedenken an die Toten von Würzburg
2. Juli 2021In Würzburg haben sich hunderte Menschen zu Ehren der drei getöteten Frauen und der Verletzen der Messerattacke von vergangenem Freitag versammelt. Etwa 600 Personen bildeten nach Angaben der Polizei von der Juliuspromenade, in der Nähe des Tatorts, eine Menschenkette bis zum Würzburger Rathaus.
Um 17.00 Uhr, der ungefähren Tatzeit, läuteten für zehn Minuten die Glocken des Kiliansdoms als Aufruf zum Gebet. Menschen hielten Blumen in den Händen und Schilder mit den Aufschriften "Würzburg trauert" und "Würzburg hält zusammen" - auch auf Englisch, Arabisch und in anderen Sprachen.
Würzburg für Zivilcourage und gegen Hetze
Man wolle auch Solidarität mit den Menschen zeigen, die nun Vorverurteilungen und Hetze ausgesetzt seien, sowie Respekt für die couragierten Helfer, Rettungskräfte und Seelsorger, hieß es im Vorfeld vom Würzburger Bündnis für Demokratie und Zivilcourage, das die Trauerveranstaltung mitorganisierte.
An der Aktion nahmen auch mehrere Abgeordnete, Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) sowie der katholische Bischof Franz Jung teil. Außerdem hatten linke Gruppierungen sowie die rechtsextreme AfD zu Veranstaltungen aufgerufen. Zu letzterer kam auch der Thüringer Landeschef der Partei, Björn Höcke.
Vergangenen Freitag hatte ein 24-jähriger Somalier in einem Kaufhaus drei Frauen erstochen und sieben Menschen verletzt, einige von ihnen lebensgefährlich. Die Polizei konnte den Mann nach einem Schuss ins Bein festnehmen. Der Somalier kam 2015 als Asylbewerber nach Deutschland und steht unter subsidiärem Schutz. Er sitzt nun wegen dreifachen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung in Untersuchungshaft.
Motiv ungeklärt: islamistisch, verwirrt oder beides?
Das Motiv für die Tat ist weiter unklar. Das Landeskriminalamt und die Generalstaatsanwaltschaft München sehen einen islamistischen Hintergrund für die Taten als naheliegend an. Der Mann habe nach Aussagen von Augenzeugen bei seiner Attacke zwei Mal "Allahu Akbar" gerufen. Später habe er in Bezug auf seine Tat von seinem "Dschihad" ("Heiligen Krieg") gesprochen. Hinweise auf Propagandamaterial oder sonstige extremistische Inhalte seien bei dem Tatverdächtigen bisher aber nicht gefunden worden.
Der 24-Jährige soll seit Monaten psychisch auffällig und mehrmals in klinischer Behandlung gewesen sein. Die Behörden hatten mehrere Anläufe unternommen, dem Mann einen Betreuer zur Seite zu stellen. Zwei Tage vor der Tat war dann die Betreuung durch eine Sachverständige angeordnet worden. Ein Gutachten soll nun die Frage klären, ob der Mann schuldfähig ist.
cw/sti (dpa,kna,epd)