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Gefährlicher Husten

3. April 2003

SARS ist weiter im Vormarsch. Erstmals wurde der Virus nun auch in Deutschland nachgewiesen. Weltweit haben sich bisher mehr als 2000 Menschen infiziert. Trotz Mangels an einem Gegenmittel warnen Experten vor Panikmache.

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Angst unter der AtemmaskeBild: AP

Der SARS-Verdacht bei einem 72-jährigen Mann aus Hattingen hat sich bestätigt. Damit wurde erstmals in Deutschland eine SARS-Infektion nachgewiesen. Bei dem Patienten der Lungenklinik im sauerländischen Hemer wurde der Erreger am Dienstag (1. April 2003) entdeckt. Er hat die Infektion inzwischen aber weitgehend überstanden. "Der Patient ist fieber- und beschwerdefrei, bleibt aber vorerst weiter isoliert", gab die Klinik bekannt.

Drastischer Infektionsanstieg

SARS breitet sich aus
David L. Heymann von der World Health Organization (WHO)Bild: AP

Die Infektionskrankheit breitet sich unterdessen weiter aus. Mehr als 2000 Personen sind inzwischen weltweit mit dem Schweren Akuten Atemwegs-Syndrom (SARS) infiziert. Bislang starben daran mehr als 70 Menschen. Australien meldete seinen ersten Verdachtsfall, Panama und Belgien ihre vermutlich ersten SARS-Toten. Nach Angaben eines Vertreters der Weltgesundheitsorganisation WHO könnte Vieh von Bauern der südchinesischen Provinz Guangdong die Seuche ausgelöst haben. Die Furcht vor der gefährlichen Lungenkrankheit führt derweil weltweit zu drastischen Maßnahmen.

Trotz massiver Bemühungen der Hongkonger Gesundheitsbehörden zur Eindämmung der Krankheit steigt dort die Zahl der Krankheitsfälle weiter an. In der am schwersten betroffenen Region starb ein 83-jähriger Mann, 75 neue Verdachtsfälle wurden gemeldet. Für die Betroffenen, die fast alle aus derselben Wohnanlage stammen, erwägen Behörden inzwischen die Errichtung von Quarantänelagern auf dem Land. Die strengen Quaratänebestimmungen zwingen darüber hinaus rund 1200 Menschen zum ungewollten Hausarrest. Auch in Singapur stehen rund 1700 Menschen unter häuslicher Quarantäne.

Gesundheits– und Informationsnotstand

Lungenklinik Hemer
Die Lungenklinik von HemerBild: AP

In der kanadischen Millionenmetropole Toronto verhängten Behörden nach dem jüngsten Todesfall den Gesundheitsnotstand. Insgesamt werden in kanadischen Kliniken über hundert Patienten behandelt, die möglicherweise an der Lungenkrankheit leiden."Für die Bevölkerung besteht aber weiterhin keine Gefahr", sagte Sheela Basrur von der Gesundheitsbehörde Toronto der Zeitung "Toronto Star". Dennoch steigt die Nachfrage nach Atemschutzmasken in fast allen Landesteilen enorm.

Die Behörden in China verschweigen weiterhin das wahre Ausmaß der Epidemie. WHO-Experten warten weiter vergeblich auf die Erlaubnis, nach Südchina reisen zu dürfen. Dort war die Krankheit nach WHO-Vermutungen ausgebrochen. Eine Sprecherin des chinesischen Gesundheitsministeriums vertröstete auf "baldige Informationen" auf lokaler Ebene.

Atemmaske im Handgepäck

Angst vor SARS in Hong Kong
Angst in HongkongBild: AP

Immer mehr Länder sprechen inzwischen Reisewarnungen für asiatische Länder aus. Das Auswärtige Amt in Berlin empfiehlt, Reisen in betroffene Gebiete zu überdenken. Wer dennoch reise, solle auf gesteigerte persönliche Hygiene achten und eine Atemmaske im Handgepäck haben. Bayerns Ministerpräsident Stoiber strich am Montag einen geplanten Besuch in Hongkong vom Programm seiner aktuellen China-Reise. Bereits am Sonntagabend hatte der Eishockey-Weltverband (IIHF) die bevorstehende Frauen-Weltmeisterschaft in China wegen SARS abgesagt.

Das Hamburger Tropeninstitut geht trotz einer weltweit steigenden Zahl von Fällen der lebensgefährlichen Lungenentzündung SARS weiterhin nicht von einer Epidemiegefahr aus. Die Ansteckungsgefahr ist nach Ansicht der meisten Mediziner in Deutschland zudem äußerst gering. Virologen warnen vor unnötiger Panikmache. Mediziner der WHO arbeiten derweil an der vollständigen Identifikation des SARS-Erregers. Vollkommen unklar ist jedoch wann ein etwaiges Gegenmittel entwickelt werden kann.

Falsche Panik?

Der Fall des 72-jährigen Deutschen aus Hattingen zeige unterdessen, dass die Viruserkrankung auch ohne spezielle Maßnahmen folgenlos überstanden werden könne und vernünftige, rechtzeitige Isolierungsmaßnahmen ein Verbreiten der Erkrankung verhindern könnten, so dass Krankenhaus in Hemer. (mb)

Lungenentzündung in Hong Kong
Atemmaske im EinsatzBild: AP