Geschichte im Kino: Das Massaker von Katyn
16. Juli 2014Das Massaker von Katyn hat sich tief in die Seele der polnischen Nation eingegraben. So tief, dass es vielleicht nur so zu erklären ist, dass sich erst knapp 70 Jahre nach den Ereignissen ein Regisseur getraut hat, die Geschehnisse zu verfilmen. Niemand anders als Andrzej Wajda wäre besser in der Lage gewesen das Projekt in Angriff zu nehmen. Wajda ist der Chronist der polnischen Geschichte im Kino, der große alte Mann des polnischen Films und darüberhinaus einer der bedeutendsten europäischen Filmemacher nach dem Zweiten Weltkrieg.
Weitreichende Folgen
In den Wäldern von Katyn ermordeten sowjetische Einheiten mehrere tausend polnische Offiziere. Es war nur eines von vergleichbaren Kriegsverbrechen in Russland, Weißrussland und der Ukraine. Der Name Katyn wurde jedoch zum Sinnbild dieser Morde. Im Anschluss wurde das Massaker propagandistisch ausgeschlachtet, von Deutschen und Russen. Das zog sich bis zum Ende des Kalten Krieges hin. Eine besonders tragische Note erhielten die Ereignisse, als 2010 drei Tage nach einer ersten gemeinsamen russisch-polnischen Trauerfeier (unser Bild oben zeigt eine Gedenkfeier im Jahre 2013), das Flugzeug des polnischen Präsidenten Lech Kaczyński mit knapp 100 Menschen an Bord bei der Anreise zu einer weiteren Gedenkfeier in der Nähe von Smolensk abstürzte. Es gab damals keine Überlebenden. Am Abend des Absturzes strahlte das russische Staatsfernsehen Wajdas Film im ganzen Land aus. Dadurch erfuhren viele Russen erstmals die wahren Hintergründe des Verbrechens.
Deutsche Premiere bei der Berlinale
Andrzej Wajdas Film "Das Massaker von Katyn" war im Herbst 2007 in die polnischen Kinos gekommen. Er wurde anschließend für einen Oscar nominiert und erlebte in Anwesenheit von Kanzelerin Angela Merkel seine Deutschland-Premiere bei der Berlinale 2008. Jetzt liegt der Film, der sich im wesentlichen auf die Vorgeschichte des Massakers in Katyn konzentriert beim Anbieter "Icestorm" auf DVD vor. Ein eindringlicher Film über ein grausames wie sinnloses Kriegsverbrechen.