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Frust an Ugandas Spitzen-Uni

Simone Schlindwein23. Januar 2016

Die Makerere-Universität in Uganda zählt zu den besten Hochschulen Afrikas. Doch selbst wer hier seinen Abschluss macht, hat Schwierigkeiten, einen Job zu finden. Die Elite-Studenten sind frustriert.

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Abschlussfeier von Studenten in Uganda
Bild: DW/S. Schlindwein

Große Festzelte stehen auf dem Campus der Makerere-Universität im Herzen von Ugandas Hauptstadt Kampala. Darin sitzen auf Plastikstühlen tausende Universitätsabsolventen. Sie tragen lange, schwarze Talare und Hüte. In den Zelten dahinter sitzen, festlich gekleidet, Eltern, Geschwister, Tanten und Onkel. Es ist ein großer Tag für die ganze Familie, denn Bildung ist nicht billig in Uganda und ein Hochschulabschluss keine Selbstverständlichkeit. Umgerechnet bis zu 400 Euro Studiengebühren müssen sie pro Semester aufbringen - das ist viel für eine ugandische Familie. Die Makerere-Universität zählt zu den besten Hochschulen des Kontinents. Im einem Ranking der Plattform Times Higher Education belegte sie 2015 Platz drei.

Ugandas Bildungsminister betritt die Bühne und gratuliert den rund 13.000 Absolventen. Er wünscht ihnen einen guten Start in eine wohlhabende Zukunft. Der 24-jährige Isaac Muhofa hört aufmerksam zu. Der Agrarökonom weiß, dass er jetzt zu Ugandas Elite gehört. Das Studium hatte ihm ein Stipendium der Regierung ermöglicht. Nun hält er stolz sein Zeugnis in der Hand.

Landwirtschaftsstudent Isaac Muhora
Absolvent Muhofa: "Ich will Arbeitsplätze schaffen!"Bild: DW/S. Schlindwein

Nach der Uni: keine Jobs

"Ich habe Landwirtschaft studiert, weil ich mehr Arbeitsplätze schaffen will", sagt Muhofa. "Ich habe bereits ein Unternehmen gegründet und mir damit meinen eigenen Job geschaffen. In zehn Jahren möchte ich tausend Angestellte haben!" Die Makerere-Universität habe ihn gelehrt, innovativ zu sein, sagt er.

Doch Muhofa weiß: Das Arbeitsleben wird nicht einfach. Ein Hochschulabschluss keine Garantie, danach einen Job zu finden. Mehr als drei Viertel der Bevölkerung Ugandas ist jünger als 30 Jahre. Die Arbeitslosenquote lag dem ugandischen Statistikamt zufolge im Jahr 2012 bei 64 Prozent. Aktuellere Zahlen gibt es nicht, aber vieles deutet darauf hin, dass sie weiter angestiegen ist.

"Wer etwas erreichen will, der muss sich gewaltig anstrengen", sagt die 24-jährige Architekturabsolventin Miriam Luanga. "Ich hatte vergleichsweise gute Kurse, meine Dozenten haben wirklich ihr Bestes gegeben." Von ihren Freunden wisse sie jedoch, dass viele Lehrkräfte oft zu spät oder gar nicht erschienen seien. "Und wenn sie sich dann nach ein, zwei Monaten doch einmal blicken ließen, hatten sie keine Literatur dabei." Die Bedingungen, unter denen man selbst an Ugandas Elite-Universität studiere, sein hart; man müsse 100 Prozent geben, um überhaupt etwas erreichen zu können.

Architekturstudentin Miriame Luanga
Absolventin Luanga: "Harte Studien-Bedingungen"Bild: DW/S. Schlindwein

5000 Examensklausuren verloren gegangen

Abseits der Festlichkeiten drängeln sich hunderte Studenten vor dem Verwaltungsgebäude. Ihr Frust ist deutlich zu spüren. Dutzende Polizisten stehen bewaffnet auf dem Parkplatz in Habachtstellung und beobachten die Szene. Mehr als 5000 Absolventen können an der Feier nicht teilnehmen, weil ihre Namen nicht auf den Listen stehen und ihre Abschlussarbeiten verschollen sind - ganz so, als hätten sie das Examen nicht gemacht.

Einer von ihnen ist Pius Kizera. " Die anderen feiern ihren Abschluss und uns lässt man hier stehen", beschwert sich der 27-jährige Informatikabsolvent. "Überhaupt erst an der Uni zugelassen zu werden, ist eine Hürde, die Uni zu verlassen ist eine Hürde - und in der Zeit dazwischen gibt es so viele Probleme. Man schreibt seine Examensklausuren aber die gehen verloren. Man beschwert sich und dann kriegt man gesagt, man müsse die Prüfung noch einmal machen." Für die müsse man zwar nicht bezahlen, aber man verliere ein Semester und verschwende seine Zeit.

Studenten vor dem Verwaltungsgebäude der Uni Makerere
Müssen draußen bleiben: Tausende Examensklausuren sind verlorengegangenBild: DW/S. Schlindwein

Wenn man seinen Abschluss schließlich in der Tasche habe, sei es sehr schwer, einen Job zu finden, erzählt Kizera. "Und wenn man dann mal ein Vorstellungsgespräch hat, bekommt man gesagt, man habe an der Uni das Falsche gelernt. Die unterrichten hier komplett an der Realität vorbei!"

Zündstoff für die Wahlen

Ugandas Jugend ist frustriert - allen voran die Elite. Das kann im aktuellen politischen Gerangel gefährlich werden. Am 18.Februar wird in Uganda gewählt. Präsident Yoweri Museveni ist seit 30 Jahren an der Macht. Studenten wie Isaac Muhofa, Miriam Luanga oder Pius Kizera haben noch nie einen anderen Präsidenten erlebt.

Alle Kandidaten buhlen um die Stimmen der Jugend - auch und vor allem der Studenten. Arbeitslosigkeit ist für alle Parteien ein großes Thema, schürt sie doch so viel Unzufriedenheit und damit das Risiko für Gewalt. Selbst Ugandas Elite ist davor nicht gefeit.