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Gewaltserie erschüttert Afghanistan

4. Januar 2016

In der Nähe des Kabuler Flughafens werden binnen weniger Stunden zwei Anschläge verübt. Ein Angriff betraf auch einen Fahrzeugkonvoi der Bundeswehr. Friedensbereitschaft sieht anders aus.

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Anschlag in Kabul (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/O. Sobhani

Auf der Zufahrtsstraße zum internationalen Flughafen der afghanischen Hauptstadt hat sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt, als der Bundeswehrkonvoi passierte. Nach Polizeiangaben zündete der Mann seinen Sprengsatz vorzeitig, nachdem er von Sicherheitskräften bei einem Kontrollpunkt entdeckt worden war. Nach Angaben der Bundeswehr hätten zwei deutsche Soldaten "leichte Schleudertraumata" erlitten. Weiter hieß es, ein Fahrzeug sei beschädigt worden, der Konvoi habe die Fahrt aber fortsetzen können. Die verletzten Soldaten würden behandelt.

Zudem wurde ein Anschlag auf ein vorwiegend von Mitarbeitern ausländischer Organisationen und der internationalen Militärmission bewohnten Gebäudekomplex in Airport-Nähe verübt, wie ein Sprecher des Innenministeriums bestätigte. Nach Polizeiangaben detonierte ein mit Sprengstoff beladener Kleinlaster vor dem Tor des schwer bewachten Wohnkomplexes Camp Baron.

Taliban brüsten sich mit der Tat

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden rund 30 Menschen verletzt, darunter neun Kinder. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag in einer Twitter-Nachricht. Man habe eine "Lastwagenbombe für einen Selbstmordanschlag auf ein Ausländer-Camp nahe des Flughafens" benutzt. "Dutzende Eindringlinge" seien getötet worden, so die nicht überprüfbare Angabe der Taliban, die bei ihren Opferangaben oftmals deutlich übertreiben.

Die Sicherheitslage in Kabul und weiten Teilen des Landes hatte sich in den vergangenen Monaten zunehmend verschlechtert. Um eine weitere Destabilisierung durch die Taliban zu verhindern, hat die NATO ihre Präsenz am Hindukusch verlängert, die Bundeswehr ist an dem Einsatz mit bis zu 980 Soldaten beteiligt. Eine Bereitschaft der radikal-islamischen Taliban zu einem Friedensprozess lassen die jüngsten Anschläge nicht erkennen, aber auch andere bewaffnete Gruppen torpedieren offenbar den Frieden.

Angriff auf indisches Konsulat beendet

Die Kämpfe rund um das indische Konsulat in Masar-i-Scharif im Norden des Landes wurden nach 27 Stunden beendet, wie der Polizeichef der Provinz, Sayed Kamal Sadat, meldet. Das benachbarte Gebäude, im dem sich die Angreifer verschanzt hatten, werde von Sicherheitskräften durchkämmt. Bisher habe man die Leichen von vier Männern gefunden. Während der Gefechte seien drei Sicherheitskräfte und sechs Zivilisten leicht verletzt worden.

Die Angreifer hatten am Sonntagabend versucht, in das Konsulat einzudringen, waren aber gescheitert. Daraufhin hatten sie sich in einem vierstöckigen Gebäude gegenüber verbarrikadiert und sich mit afghanischen Sicherheitskräften wilde Schießereien geliefert. Dabei sollen die Angreifer Panzerfäuste, Handgranaten und leichte Waffen eingesetzt haben. Wer hinter der Attacke steckt, ist bislang unklar. Der Provinzgouverneur sprach lediglich von "Feinden der Stabilität in Afghanistan".

Die Mitarbeiter des indischen Konsulats waren zu allen Zeiten in Sicherheit, twitterte der indische Botschafter Amar Sinha.

qu/kle (afp, rtr, dpa, APE)