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Gladbach mit historischem Punktgewinn

Tobias Oelmaier21. Oktober 2015

Wolfsburg holt gegen Eindhoven einen souveränen Sieg. Und die Gladbacher Borussia entführt in Turin den ersten Champions-League-Punkt in ihrer Vereinsgeschichte. Der Schlüssel des Erfolges: konsequente Defensivarbeit.

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Spielszene Champions League Juventus Turin Borussia Mönchengladbach (Foto: Getty)
Bild: Getty Images/V. Pennicino

Was wäre gewesen wenn? Wenn Schiedsrichter Craig Thomson in der 42. Minute nicht zur Brust- sondern zur Gesäßtasche gegriffen hätte. Kurz zuvor hatte Gladbachs Verteidiger Alvaro Dominguez nach einem Fehlpass vor dem eigenen Strafraum die Notbremse gezogen, hatte Turins Angreifer Alvaro Morata über die Klinge springen lassen. Morata hätte wohl freie Bahn zum Tor gehabt. Aber Thomson, ein Schotte, legte britische Maßstäbe bei der Regelauslegung an und ließ den Übeltäter mit einer Verwarnung davonkommen, statt ihn zum Duschen zu schicken.

Was wäre gewesen wenn? Wenn eben dieser Schiedsrichter auf die Schwalbe von Turins Mario Mandzukic nach gut einer Stunde hereingefallen wäre? Es entschied richtig, ließ weiterspielen. Es muss ein völlig neues Gefühl für die Gäste aus dem Rheinland gewesen sein, die ja in dieser Saison eine unglaubliche Serie an Strafstößen gegen sich hatten hinnehmen müssen.

Zwei Situationen, die dem Spiel eine komplett andere Wendung hätten geben können. Doch Schiedrichter und Schicksal meinten es einigermaßen gut mit der Gladbacher Borussia, die ihren ersten Champions-League-Punkt der Vereinsgeschichte holte.

Champions League Juventus Turin Borussia Mönchengladbach
Hart umkämpft: Fabian Johnson (Mitte) und Andrea Barzagli (l.) lassen nichts unversuchtBild: Getty Images/AFP/O. Morin

"Ich glaube, dass der ein oder andere Schiedsrichter in dieser Situation die andere Karte zückt", gab Gladbachs Torwart Yann Sommer später bei den Kollegen von Sky zu. Aber weil der Unparteiische in beiden Fällen zugunsten des Bundesligisten entschied, darf sich Borussia Mönchengladbach nach diesem 0:0 bei Juventus Turin im dritten Vorrundenspiel der Champions League doch wieder Hoffnungen aufs Weiterkommen machen. Allerdings nur geringe, denn nach diesem ersten Punktgewinn liegt man weiter auf dem letzten Tabellenplatz in der sogenannten Todesgruppe D. Die Juve dagegen grüßt mit nun sieben Zählern von der Spitze. In der zweiten Partie dieser Gruppe besiegte Manchester City den FC Sevilla mit 2:1. Die Engländer kommen auf sechs, die Spanier auf drei Punkte.

Gladbachs Interimstrainer André Schubert hatte sein Team zunächst gut eingestellt auf den italienischen Rekordmeister. Nichts zu sehen von der Verunsicherung, die die Borussia noch bei den beiden Niederlagen gegen Sevilla und Manchester ausgestrahlt hatte. Allerdings stieg der Druck der Gastgeber mit zunehmender Spieldauer immer weiter, die Fehler häuften sich. Und Torgefahr strahlten weder der jüngst so formstarke Raffael noch Ibrahima Traoré oder Lars Stindl aus.

Am Ende durften sich die Deutschen beim Glück und beim Schiedsrichter bedanken, dass es mit Ach und Krach zum Unentschieden reichte. Stindl war dennoch zufrieden: "Es ist ein gutes Gefühl, bei so einer Top-Mannschaft einen Punkt mitzunehmen", sagte er nach der Begegnung, und auch sein Trainer strahlte nach seinem Champions-League-Debüt: "Mit der Defensive sind wir sehr zufrieden, wir haben wenig klare Torchancen zugelassen. Wir haben es nicht geschafft, die entscheidenden Nadelstiche zu setzen, das ist etwas, was wir in den nächsten zwei Wochen bis zum Rückspiel verbessern können."

Wolfsburg Tabellenführer

Der VfL Wolfsburg hat dagegen Platz eins in der Gruppe B übernommen. Die Niedersachsen besiegten die PSV Eindhoven mit 2:0 (0:0) und haben beste Chancen, das Achtelfinale zu erreichen. Einzig das wieder einmal schwach gefüllte Stadion war ein Makel für die Gastgeber. Nur gut 23.000 hatten den Weg ins Wolfsburger Stadion gefunden, und wer zu spät kam, der verpasste auch gleich nach wenigen Sekunden die erste große Chance für den VfL. Ein Abwehrmann der Niederländer schlug den Ball vor dem einschussbereiten Bas Dost zur Ecke.

Kurz nach Wiederanpfiff war Dost dann aber zur Stelle, staubte in der 46. Minute zum Führungstreffer ab, ehe Max Kruse in der 57. Minute auf 2:0 erhöhte. In der Nachspielzeit hatten die Gäste aus den Niederlanden noch die Möglichkeit zu verkürzen, aber Jürgen Locandia scheiterte mit einem Foulelfmeter an Torwart Diego Benaglio, der den Strafstoß selbst verursacht hatte.

Champions League VfL Wolfsburg PSV Eindhoven
Man glaubt es kaum: Das 1:0 war Bas Dosts erster Champions-League-TrefferBild: picture-alliance/dpa/P. Steffen

"Wir waren klar die bessere Mannschaft und haben verdient gewonnen", sagte Julian Draxler bei Sky: "Wir haben einen großen Schritt gemacht. Zuhause muss man die Spiele gewinnen, und das schaffen wir momentan." Und Kollege Christian Träsch ergänzte, dass seine Mannschaft in den "Zweikämpfen präsenter war, das hat den Unterschied gemacht." ZSKA Moskau und Manchester United trennten sich in dieser Gruppe 1:1 und belegen mit jeweils vier Punkten gemeinsam Platz zwei.

Für Aufregung sorgte abseits des Rasens eine Schlägerei in der Wolfsburger Innenstadt, an der laut Polizei auch rund 40 Fußballfans beteiligt gewesen sein sollen. Im Stadion sorgten die leeren Ränge wieder für Gesprächsstoff. Als Grund gilt die Spätschichtregelung beim VW-Werk, viele Werksmitarbeiter können deshalb nicht zum Spiel. Wolfsburgs Manager Klaus Allofs hatte zudem vor dem Spiel angeregt, die Anstoßzeiten in der Champions League vorzuziehen.