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Gletscher schmelzen schneller als je zuvor

Gero Rueter (mit DPA)4. August 2015

Im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts schmolzen die Gletscher weltweit im Rekordtempo. Selbst ohne weiteren Klimawandel werden nach einer neuen Studie die Gletscher weiter zusätzlich Eis verlieren.

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Antarktis Thwaites Gletscher
Bild: picture-alliance/AP Photo/NASA

Seit über 120 Jahren sammelt der World Glacier Monitoring Service in Zürich Daten zu weltweiten Gletscherveränderungen. Zusammen mit seinen Korrespondenten in über 30 Ländern hat der internationale Dienst jetzt eine neue, umfassende Analyse der globalen Gletscherveränderungen im Journal of Glaciology veröffentlicht. Dabei wurden die Beobachtungen für das erste Jahrzehnt des laufenden Jahrhunderts (2001-2010) mit allen weltweit bisher verfügbaren Daten verglichen sowie mit Rekonstruktionen, basierend auf Bild- und Schriftquellen.

Historische beispiellose Gletscherschmelze

"Die Eisdicke der beobachteten Gletscher nimmt derzeit jedes Jahr zwischen einem halben und einem ganzen Meter ab – das ist zwei bis drei Mal mehr als der entsprechende Durchschnitt im 20. Jahrhundert", erklärt Michael Zemp, Direktor des World Glacier Monitoring Service und Autor der Studie. Die Studie weist zudem darauf hin, dass die großen Eisverluste der letzten beiden Jahrzehnte dazu geführt haben, dass die Gletscher in verschiedenen Regionen der Welt stark aus dem Gleichgewicht geraten sind. "Diese Gletscher werden weiterhin Eis verlieren, selbst ohne fortschreitenden Klimawandel", erklärt Michael Zemp.

Schweiz Rhonegletscher 2007 und 2014 (Bildcombo)
Das Eis der Gletscher schwindet im Rekordtempo. Links der Rhonegletscher im Juni 2007 und rechts im Juni 2014Bild: GletscherVergleiche.ch

Besonders betroffen vom Klimawandel seien die Alpenregionen. "Der Aletschgletscher hat sich um mehrere Kilometer zurückgezogen", sagt Zemp. Auch der Morteratschgletscher habe stark an Masse verloren. In Alaska seien die Gletscher Gulkana und Lemon Creek Beispiele für den massiven Schwund. "Exakte Messungen dieser Eisverluste gibt es zwar nur von ein paar hundert Gletschern, die Resultate werden aber qualitativ bestätigt durch feld- und satellitengestützte Beobachtungen von zehntausenden von Gletschern weltweit."

Das Autorenteam bezeichnet die Geschwindigkeit der aktuellen, globalen Gletscherschmelze als beispiellos- zumindest seit Beginn der Messperiode und wohl auch im Zeitraum der schriftlich und bildlich belegten Geschichte. Die Studie zeigt außerdem, dass das langfristige Zurückschmelzen der Gletscherzungen ein globales Phänomen ist.

Globaler Temperaturanstieg verantwortlich

Für Michael Zemp sind steigende Temperaturen Hauptursache für die Gletscherscherschmelze. Daten der von der Studie nicht abgedeckten vergangenen fünf Jahre zeigen zudem, dass sich die Gletscherschmelze im rasanten Tempo fortsetzen wird. Nach Messungen der US-Klimabehörde NOAA liegen die weltweiten Durchschnittstemperaturen über Land und Ozeanflächen inzwischen 0,88 Grad Celsius über dem Durchschnittswert des 20. Jahrhunderts von 15,5 Grad.